Landeshauptstadt: Farbe aus Quark und Eiern
Mitarbeiter des Schirrhofes kümmern sich liebevoll um das historische Gut der Schlösserstiftung
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Mitarbeiter des Schirrhofes kümmern sich liebevoll um das historische Gut der Schlösserstiftung Im idyllischen Maschinenteich im Park Sanssouci schwimmen ein paar Enten. Die Touristen in den nahe gelegenen Römischen Bädern hört man kaum. Maler Günter Herrmann steht auf einer kleinen Holzbrücke, die über den Teich führt, und streicht sie mit grüner Farbe. „Ich habe immer davon geträumt, einmal in diesem Park arbeiten zu dürfen“, sagt er. Seit 15 Jahren ist der 55-Jährige Mitarbeiter des Schirrhofes der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Die Arbeit an und in den alten Gemäuern ist selten Routine. So sei die Fassade der Alten Fasanerie im Park wegen der Authentizität mit einer Farbmischung gestrichen worden, die nach einem alten Rezept aus Quark, Eiern, Leinöl und Weißkalk hergestellt wurde, erläutert Herrmann. Auch die anderen der insgesamt 50 Handwerker und Azubis des Schirrhofes stehen jeden Tag vor neuen Herausforderungen. Tischlermeister Ulrich Niemann staunt immer wieder über den Ideenreichtum der damaligen Konstrukteure. „Die haben Holzbaumethoden angewandt, die heute völlig unbekannt sind.“ Allerdings gebe es auch häufig Baumängel, die den Erhalt der Konstruktionen erschwerten. So seien teilweise anfällige Nadelhölzer verwendet worden. Niemann und seine Mitarbeiter erneuern dann die historischen Bilderrahmen, Türen oder Fensterverschläge beispielsweise mit einer stabileren Holzart. Auch die fünf Schlosser des Schirrhofes müssen ihre Arbeit immer wieder den Gegebenheiten anpassen. Mario Pfeiffer etwa stanzt Blechverzierungen für ein altes Eisentor mit Hammer und Meißel. Er hat sich die Meißel so geschliffen und gebogen, dass sie die gewünschte Form im Metall hinterlassen. „Die Arbeit mit diesen geschichtsträchtigen Gegenständen ist wesentlich spannender als in einem normalen Handwerksbetrieb“, sagt Pfeiffer. Neben solchen Herausforderungen müssen die Mitarbeiter des Schirrhofes auch oft Routinearbeit bewältigen, vor allem die Klempner und Schlosser. „Täglich gehen in den Schlössern etwa zwei bis drei der alten Schlüssel kaputt“, sagt Werkstattleiter Martin Prill. Zudem breche fast jeden Tag irgendwo ein Rohr in dem insgesamt 200 Kilometer langen Rohrnetz. Schirrhofleiter Heiko Neubecker sagt: „Wir laufen dem Verfall teilweise hinterher.“ Neben den unplanmäßigen Arbeiten erhält er pro Jahr aus den Einrichtungen etwa 1000 Aufträge. Die könnten nicht alle von den eigenen Handwerkern ausgeführt werden, deshalb würden einige Aufgaben an externe Firmen vergeben. So auch die Instandsetzung von mutwillig beschädigten Statuen oder das Entfernen von Schmierereien. Über diesen Vandalismus ärgern sich Neubecker und seine Mitarbeiter besonders. „Das ist eine Missachtung unserer Arbeit. Ich kann nicht verstehen, wie man so etwas in einem so schönen Park tun kann.“
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