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Landeshauptstadt: Fassade zum Feiern

Das Archiv, Potsdams ältestes linksalternatives Wohn- und Kulturprojekt, lädt zur Geburtstagsparty

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Obwohl an Wochenenden ständig Leute davor stehen, ist sie wohl optisch eine der eher unbekannten Fassaden Potsdams. Denn die meisten Leute, die sie sehen könnten, erleben sie nur im Dunkeln: Die Fassade vom „Archiv“, dem wohl ältesten und größten linksalternativen Wohn- und Kulturprojekt der Stadt, können die meisten Besucher des Hauses eigentlich nur abends wahrnehmen, wenn im Inneren des Altbaus Konzerte stattfinden oder die Archiv-Kneipe geöffnet hat. Denn der schotterige Vorhof hat keine Beleuchtung. Doch stört das jemand?! Die Besucher am kommenden Wochenende wohl kaum: Dann feiert das Haus in der Leiziger Straße seinen 13. Geburtstag mit einer dreitägigen Party, bei der elf Bands spielen werden – immer abends, bei Dunkelheit. Hunderte Gäste werden erwartet.

Doch es gibt auch ein anderes Archiv: Eines, das alternativen Jugendlichen Räume für ihre Freizeit bieten will. Die Organisation solcher Angelegenheiten liegt in der Hand des Archiv e.V., dem extra gegründeten Trägerverein des Hauses. Im Fokus der Öffentlichkeit stehen will der Verein allerdings nicht – wohl aus Sorge darüber, dass beispielsweise Journalisten etwas Schreiben, was ihrem eigenverantwortlichen Leben schaden könnte. Einer der Sprecher des Vereins zählt die Angebote auf, die Jugendliche im Archiv nutzen können – seinen Namen will er allerdings nicht in einer Tageszeitung lesen. Demnach existiert ein Atelier, das jeden Donnerstag geöffnet hat und in dem Jugendliche mit Farben kostenlos malen können. Ebenso gibt es im Keller des Hauses sieben Probenräume. „Zum Teil müssen sie jeweils von zwei bis drei Bands gleichzeitig genutzt werden, weil es einfach zu wenige bezahlbare Räume für Bands in Potsdam gibt.“ Zudem gäbe es für Sportbegeisterte, so der Sprecher, eine Art Turnhalle mit einigen Geräten, die zweimal in der Woche für jedermann geöffnet sei. „Jugendliche können aber auch einfach so hier vorbeikommen und nach dem Schlüssel fragen.“ Das persönliche Vorabgespräch ist auch nötig, falls jemand eine Geburstagsparty oder ähnliche Feiern in einem der Party-Räume organisieren möchte. Gegen eine relativ geringe Nutzungspauschale von 50 bis 80 Euro ist dies nach vorheriger Absprache möglich. „Wir möchten eben Freiräume für Jugendliche schaffen, die sich normale Angebote nicht leisten können oder die auf alternativen Lebensstil Wert legen“, so der Sprecher des Archiv-Vereins.

Der Verein hat auch die Geburstagsfeier organisiert. Die dabei auftretenden Bands entsprechen dem Konzept: Unter anderem sind die Punkband „Blutiger Osten“, die Münsteraner Gruppe „Keitzer“ – extremster Metal –, sowie die chinesischen S.M.Z.B. angekündigt. Die Band aus der Stadt Wuhan soll laut Veranstalter einem Stil ähnlich der Punk-Legende Ramones fröhnen. An allen Tagen legen zudem DJs ihre CDs auf. Fraglich, ob jeweils direkt nach den drei Feiertagen jemand noch auf die Archiv-Fassade im Hinterhof achten will. Henri Kramer

Archiv-Geburstag: 7. bis 9. April, Infos unter www.archiv-potsdam.de

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