
© Andreas Klaer
Sportinternat Potsdam: Fast alle Eltern lenken ein
Im Streit um neue Mietverträge für die Bewohner des Internats an der Sportschule haben die meisten Eltern eingelenkt: 390 Mietverträge auf Basis der neuen Entgeltordnung sind unterschrieben, teilte die Pro Potsdam am Montagabend mit.
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Potsdam - Der Wohnheim-Träger, die Luftschiffhafen Potsdam GmbH, gehört zum Verbund des kommunalen Konzerns. Bei drei Verträgen hätten die Eltern ihre Vorbehaltserklärung nicht zurückgezogen. In einem Fall würden noch Gespräche geführt, hieß es.
Ursprünglich hatte die Luftschiffhafen GmbH den Eltern der Internatsbewohner eine Frist bis Ende August gesetzt, um die neuen Verträge zu unterschreiben. An diesem Vorgehen hatte es Kritk vonseiten der Eltern gegeben. Die Befürchtung, dass die Kinder sonst ab Montag das Wohnheim verlassen müssten, habe viele Eltern zur Unterschrift bewegt. Bis eine andere Regelung gefunden sei, müsse niemand ausziehen, teilte die Pro Potsdam auf PNN-Anfrage mit.
Zuvor hatten nach Angaben der Stadtverwaltung die Eltern von 50 bis 60 Schülern die Mietverträge nur unter Vorbehalt unterschrieben. Zu den drei übrig gebliebenen Verweigerern gehört auch die Mutter einer Schülerin aus der 11. Klasse. Sie kritisiert vor allem die Befristung der Mietverträge für ein Schuljahr für die Schüler der Sekundarstufe II. Sie fürchte, dass Schüler nicht bis zum Ende der Ausbildung im Internat bleiben können, wenn im kommenden Jahr der nächste Jahrgang aus der Sekundarstufe I nachrückt. Unter den Schülern der Sportschule seien immer weniger Potsdamer, weswegen der Bedarf an Wohnheimplätzen von Jahr zu Jahr wachse.
Die Befristung sei gängige Praxis an den brandenburgischen Internaten, sagte dagegen Stadtsprecher Jan Brunzlow. Man habe sich an den Internaten in Luckenwalde, Cottbus und Frankfurt (Oder) orientiert. Die Entgeltordnung sei im Ausschuss für Bildung und Sport im Frühjahr in Anwesenheit von Elternvertretern besprochen worden. Der Forderung nach Mietverträgen bis zum Ende der Ausbildung – unabhängig von der sportlichen Entwicklung des Schülers – habe die Stadt nicht nachkommen können. Das widerspreche dem Sinn der Sportschule, so Brunzlow. Im Übrigen sei die Befristung auf ein Jahr keine Verschlechterung gegenüber der vorher gültigen Satzung. Nach dieser erlosch der Anspruch auf einen Wohnheimplatz einen Monat nachdem ein Schüler seinen Leistungssportauftrag verlor, weil die Trainer keine Perspektive für eine Profikarriere sahen.
Hintergrund des Streits ist die Hängepartie um den Ausbau des Internats. Potsdam strebt den Bau eines zweiten Wohnheims mit 150 Plätzen auf dem Gelände an. Allerdings ist die Förderung für das Projekt aus Mitteln des europäischen Fonds für regionale Entwicklung in Höhe von 2,5 Millionen Euro geplatzt. Die Stadt kann die Lücke nicht aus eigener Kraft schließen. Offenbar gab es bei Stadt und Bildungsministerium einerseits und dem für die Vergabe zuständigen Wirtschaftsministerium andererseits unterschiedliche Ansichten, was aus Efre-Mitteln gefördert werden kann. „Für uns ist der Wohnheimbau in erster Linie ein Bildungsprojekt“, so Stefan Breiding, Sprecher des brandenburgischen Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport. Über die Förderung entschied der sogenannte Efre-Begleitausschuss im Wirtschaftsministerium. Und für den war die Unterbringung der Sportschüler nicht förderfähig. Efre-Mittel gebe es nur für die Exzellenzförderung in den Bereichen Naturwissenschaften, Kultur und Wirtschaft, so Steffen Spreu vom Landeswirtschaftsministerium. Nun suchen Stadt und Bildungsministerium bis zum Jahresende nach neuen Geldquellen. „Wir sind optimistisch“, sagte Breiding. Bis das neue Wohnheim steht, soll auch das Haus 38 nicht abgerissen werden, um die Platznot nicht noch weiter zu verschärfen. In der Baracke wohnen 60 Schüler. Ursprünglich war der Abriss Mitte 2013 geplant.
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