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Aus dem GERICHTSSAAL: Fast drei Millionen Zigaretten unter Nudeln versteckt

Potsdamer wegen gewerbsmäßigen Schmuggels angeklagt/ Urteil wird für den 16. Dezember erwartet

Stand:

Bernd B.* (44) aus Potsdam schweigt vor Gericht zum Vorwurf der gewerbsmäßigen Steuerhinterziehung. Auch sein mitangeklagter Kumpel Mirko M.* (28) – er reiste zur Verhandlung aus seinem Wohnort in Polen an – bringt kein Wort über die Lippen. Laut Staatsanwaltschaft soll Bernd B. in der Nacht vom 1. zum 2. Juni 2007 in einem Sattelzug mit Aufleger 2 879 940 unversteuerte und unverzollte Zigaretten, verborgen unter einer Ladung Eierteigwaren, über die polnische Grenze nach Deutschland geschmuggelt haben. 396 608 Euro Tabaksteuer seien dem Fiskus dadurch verloren gegangen. Mirko M. soll den Transport mit einem schwarzen Golf abgesichert haben. Eine Zivilstreife wurde dennoch auf die Transaktion aufmerksam und stoppte den Lkw in Rangsdorf.

Der Polizeibeamte Frank J. (37) aus Frankfurt/Oder kontrollierte die Ladung des Lasters auf illegal eingereiste Personen, fand laut eigenem Bekunden aber nur Paletten mit Nudeln vor, alle ordnungsgemäß gesichert. Auch in der Fahrerkabine des Sattelzuges hatte sich niemand versteckt. Fachleute vom Zoll, die später hinzugezogen wurden, entdeckten dann die heiße Ware. „Als wir den Fahrer mit dem Vorwurf des Zigarettenschmuggels konfrontierten, reagierte er weder überrascht noch ertappt. Im Gegenteil, er wirkte sehr gelassen. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte mir der Schweiß auf der Stirn gestanden“, versichert ein weiterer Polizeizeuge. „Der Fahrer des gemieteten VW Golf versuchte, die Polizei durch riskante Manöver abzuschütteln. Aber ich habe Erfahrung mit so genannten Lotsenfahrzeugen“, berichtet Holger M. (41) von der Landespolizei. „Es war ganz eindeutig, dass er und der Laster zusammen gehören. Mal setzte er sich vor den Sattelzug, dann ließ er sich wieder zurückfallen. Deshalb entschlossen wir uns zur Kontrolle.“ Matthias K. (40) , er ist bei der Zollfahndung in Frankfurt/Oder tätig, hatte in jener Nacht Rufbereitschaft. Er wollte den des Zigarettenschmuggels verdächtigten Potsdamer und dessen vermeintlichen Komplizen Mirko M. vernehmen. Doch auch da machten die Männer keine Angaben. Inzwischen stellten Beamte der mobilen Kontrollgruppe des Zolls die Zigaretten sicher. Brandenburger Beamte übernahmen die weiteren Ermittlungen.

Nach mehreren Stunden Verhandlungs stellt der Verteidiger von Bernd B. den Beweisantrag, einen gewissen Sebastian S.* als Zeugen zu laden. Er werde bekunden, seinen Mandanten gefragt zu haben, ob er zum fraglichen Zeitpunkt in Polen eine Lkw-Ladung übernehmen könne. Amtsrichter Oliver Kramm unterbricht die Verhandlung, kündigt ein Urteil für den 16. Dezember an. „Der Zeuge könnte Auskunft darüber geben, ob der Angeklagte wusste, was er da über die Grenze bringt“, begründet er den Aufschub. (*Namen geändert.) Hoga

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