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Urvieh. Der Wisent ist das größte Landsäugetier Europas. In der Döberitzer Heide lebt er jetzt wie in freier Natur.

© Jochen Lübke (dpa)

Von Claus-Dieter Steyer: Fast wie in freier Wildbahn

In der Döberitzer Heide wurden am Montag Wisente und Przewalski-Urpferde ausgewildert

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Elstal – In einem europaweit einmaligen Projekt sind am Montag in der Döberitzer Heide unweit von Spandau elf Wisente und sieben Przewalski-Urpferde in ein riesiges Areal entlassen worden. In dem rund 2 000 Hektar großen Gebiet sollen die Tiere das landschaftlich einmalige Bild einer Heide erhalten. „Das schaffen sie vor allem mit ihrer Fresslust“, sagte Lothar Lankow, Geschäftsführer der Sielmann-Naturlandschaft Döberitzer Heide. Die vom 2006 verstorbenen Tierfilmer Heinz Sielmann ins Leben gerufene Stiftung hatte den einstigen Truppenübungsplatz nach dem Abzug der russischen Truppen vor 15 Jahren gekauft.

Die jetzt aus dem schon länger bestehenden Schaugehege und aus norddeutschen Herden entnommenen Wisente können sich praktisch wie in freier Wildbahn fühlen. Ein 21 Kilometer langer und mit elektrischem Strom geladener Zaun verhindert ein Ausbrechen. Außerdem haben zwei Tiere einen Sender erhalten, der ständig ein GPS-Signal sendet. So wissen die Naturschutzfachleute immer über den Aufenthaltsort der Tiere Bescheid. Da die Gruppe aus drei geschlechtsreifen Bullen und acht weiblichen Tieren besteht, rechnen die Fachleute bald mit Nachwuchs.

Bei der Eröffnung der sogenannten Wildniskernzone hielten sich sowohl Wisente als auch Wildpferde noch dezent zurück, die neue Freiheit im riesigen Gehege auszukosten. „Sie müssen sich eben erst an ihr neues Revier gewöhnen und vor allem an ihre Nachbarschaften“, erklärte der Präsident des Landesumweltamtes, Professor Matthias Freude. „Alle Tiere wurden schließlich in der Gefangenschaft und in separaten Gehegen geboren. Da mussten sie keine Rücksicht auf andere große Bewohner der Terrains nehmen.“ Professor Freude erwartet eine starke Zunahme der jetzt schon schier unfassbaren Zahl von 5 000 Tier- und Pflanzenarten in der Döberitzer Heide. Die natürlichen Hinterlassenschaften der Wisente würden Käfer und Fliegen anlocken, die wiederum dem seltenen Wiedehopf als Nahrung dienen. Schon jetzt haben in der Heide, in der Militärs zwischen 1895 und 1991 alle möglichen Techniken ausprobiert hatten, viele anderswo schon verdrängte Arten ein wahres Naturparadies erhalten.

Künftig wird die Wildniszone von einem 21 Kilometer langen Wanderweg umgeben. Zur besseren Beobachtung entstehen Aussichtskanzeln. Besuchern sollen regelmäßig Exkursionen zu den Herden angeboten werden. Mit einem echten Safari-Bus geht es dann in die Heide, die es in dieser Form in der Nachbarschaft keiner anderen europäischen Großstadt gibt. Auch spätere geführte Wanderungen sind geplant.

Bereits am kommenden Sonnabend findet anlässlich der Eröffnung der Wildniskernzone zwischen 10 und 18 Uhr ein Besuchertag statt (Einfahrt von der B 5in Höhe Olympisches Dorf). Es gibt Wanderungen, Safari-Schnuppertouren, Info-Stände und Spezialitäten aus der Region.

Infos unter www.sielmann-stiftung.de oder unter Tel. 033234 /24 89 0. Das Schaugehege ist bis Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet (Zur Döberitzer Heide 10 in Elstal)

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