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Wanderbox. Die Metallkiste hat schon diverse Sportgeräte zu Trainingszwecken aus Potsdam in alle Welt transportiert. Bevor sie gestern als Grundstein für die Mehrzweckporthalle ihre letzte Ruhe fand, war sie noch in Mexiko.

© Manfred Thomas

Von Peer Straube: Fechtmaske als Glücksbringer

Gestern Grundstein für Mehrzwecksporthalle am Luftschiffhafen gelegt / Protest der Gerätturner

Von Peer Straube

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Potsdam-West - Hauptsache, die Kiste wird nicht wieder ausgegraben und der Inhalt taucht bei Ebay auf. Denn was da gestern als Grundstein für die neue Mehrzwecksporthalle am Luftschiffhafen gelegt wurde, dürfte durchaus Sammlerwert besitzen. Die Sportvereine, die die Leistungssporthalle künftig vor allem nutzen sollen, steuerten einige Devotionalien bei: Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch vom UJKC legte einen Judoanzug in die als Grundstein dienende Metallbox, OSC-Fünfkämpferin Anne Hackel eine Fechtmaske, Torwart Matthias Frank vom Handball-Zweitligisten VfL Potsdam und Ramona Stucki von den Bundesliga-Volleyballerinnen jeweils ein T-Shirt mit den Spieler-Autogrammen.

Der Bau der 17,4 Millionen Euro teuren Halle, der überwiegend aus Mitteln des Konjunkturpaketes II bezahlt wird, sei ihm ein „Herzensanliegen“, sagte Brandenburgs Sportminister Holger Rupprecht (SPD), zugleich Präsident der VfL-Handballer. Er habe „nie einen Hehl daraus gemacht, dass sein Verein vom Neubau profitiere, sagte der Minister, wies jedoch zugleich jeglichen Verdacht auf Mauscheleien zurück. „Das ist keine Halle für Lobbyisten, sondern eine Schulsporthalle, die dringend nötig ist.“ Freuen dürfen sich demnach nicht nur die Hand- und Volleyballer, die insgesamt sieben Spielfelder bekommen. Die Judoka können künftig auf zwei festen Matten trainieren, die Fechter ihre Schritte auf acht Planchen üben.

Jene aber, die außen vor bleiben, machten ihrem Unmut auf Plakaten Luft. „Ja zur Großsporthalle“, war auf den Schildern zu lesen, „doch wo bleibt das Gerätturnen?“ Uli Baumann, langjähriger Präsident des Märkischen Turnerbundes, zeigte Pläne aus dem Jahre 1995 herum. „In der damals geplanten Halle waren die Turner noch berücksichtigt“, sagte er. Die Bedingungen für die Turner seien unzumutbar. Die Turnhalle, nur ein paar Schritte neben dem Baufeld, sei „sehr marode“. Rupprecht zeigte Verständnis, machte jedoch wenig Hoffnung, die Sanierung der Turnhalle fördern zu können. Das Leistungszentrum der Landesturner sei in Cottbus, dort habe man mit großem Aufwand die Sportstätten auf Vordermann gebracht. In Potsdam seien andere Spitzensportarten vertreten. „Wir müssen die Kräfte bündeln“, sagte er. Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius, unter dessen Federführung der Luftschiffhafen in den kommenden Jahren zu einem Sportpark ausgebaut werden soll, erklärte, auch die Turner würden bedacht – wann, ist aber unklar, weil die Finanzierung nicht steht. Drei Millionen Euro koste eine Sanierung, sagte er. Irgendwann müsse entschieden werden, ob saniert werden soll oder ein Neubau wirtschaftlicher wäre.

Die Mehrzwecksporthalle mit Platz für 2000 Zuschauer soll Ende Oktober 2011 übergeben werden. Müller-Zinsius erhofft sich von dem Neubau einen „Dominoeffekt“ für die weitere Ausgestaltung des Masterplans für das 23 Hektar große Areal. Der Umbau der Mensa für die Sportschule sei „in vollem Gange“, die Sanierung des Kanuzentrums beginne in Kürze. Bis Weihnachten soll auch das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs für den Wohnheimanbau vorliegen.

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