Homepage: Fehlerfreies Schreiben als Bildungsideal
Die soziale Konstruktion des Rechtschreibfehlers lautet das Thema eines Vortrages von Kirill Levinson am 9. Januar im Einstein Forum (19 Uhr, Am Neuen Markt 7).
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Die soziale Konstruktion des Rechtschreibfehlers lautet das Thema eines Vortrages von Kirill Levinson am 9. Januar im Einstein Forum (19 Uhr, Am Neuen Markt 7). Levinson ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeine Geschichte, Russische Akademie der Wissenschaften, Moskau. In seinem Vortrag will er erklären, wie fehlerfreies Schreiben zum Kriterium für Bildung und Intelligenz wurde. Die Gesprächsleitung hat Professor Jürgen Trabant (Berlin).
Rechtschreibung und Rechtschreibfehler als gesellschaftliche und kulturelle Phänomene sind nicht etwa von der Natur der Sprache oder der Schreibenden bestimmt, so Levinson. Sie würden ihre Existenz und ihre Ausprägung dem Wirken durchaus bestimmbarer gesellschaftlicher Kräfte verdanken. Das Wesen des Rechtschreibfehlers und die Bedeutsamkeit des fehlerhaften oder -freien Schreibens seien nicht universell und zeitlos: „Es sind historisch gewordene und in bestimmten kulturellen Kontexten verwurzelte Phänomene, die eine Evolution durchmachen.“ Diese Evolution könne durch die historische Forschung nachverfolgt werden.
In Levinsons Vortrag wird am Beispiel Deutschlands die unterschiedliche Rolle von politischen, sozialen und anderen außersprachlichen Faktoren in der Herausbildung von Norm- und Devianzvorstellungen in Bezug auf die Rechtschreibung im 19. und 20. Jahrhundert aufgezeigt. Kirill Levinson (geb. 1971 in Moskau) studierte Geschichte an der Lomonosov-Universität Moskau mit dem Schwerpunkt deutsche Geschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Er promovierte über Beamte in Städten des Reiches im 16. und 17. Jh (deutsche Ausgabe 2004). Levinson absolvierte mehrere Forschungsaufenthalte in Deutschland und Österreich zwischen 1993 und 2011. PNN
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