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Landeshauptstadt: Fest auf dem Pfingstberg

Größtes Spektakel in Geschichte des Belvederes

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So wie russische Besatzungssoldaten und deutsche Halbwüchsige vor vier Jahrzehnten halsbrecherisch in den Ruinen des Belvederes auf dem Pfingstberg herumkletterten, werden an diesem Freitag in der Dämmerung Akrobaten auf einem zwischen den Mauern des Innenhofes gespannten Drahtseil ihre Balance suchen. Darunter führen die Mimen des Wandertheaters „Ton und Kirschen“ in einem „bacchantischen Zug“ mit Wein, Weib und Gesang die Besucher in das Aussichtsschloss König Friedrich Wilhelms IV.

Zwei Jahrzehnte nach der Premiere im Jahr des Mauerfalls 1989 sind sicher manche von denen mit dabei, die am Ende der DDR-Zeit mit ihren Arbeitseinsätzen ein Signal setzten für die Wiederherstellung des verfallenen Belvederes. Und die beim ersten Pfingstbergfest ihre Kritik an der Denkmal- und Umweltpolitik der DDR bekundeten – sowie an der Einschränkung bürgerlicher Freiheiten. Dazu zählen auch Ministerpräsident Matthias Platzeck und Wieland Eschenburg, der erste Vorsitzende des Fördervereins Pfingstberg.

Bei der Vorstellung des Programms wiesen gestern Vereinsgeschäftsführer Eckhard Braun und Marketingmitarbeiterin Katja Hube darauf hin, dass das diesjährige Fest dennoch nicht erinnerungsschwer, sondern genau so fröhlich gefeiert werden soll wie bei der Erstauflage des Festes 1989, das heute als regional bedeutsamer Schritt zur Überwindung der SED-Diktatur gilt. So hebt der von der Baudenkmalpflegerin Eva Riks geleitete Förderverein archivierte Schätze wie die auf dem 1989er Fest gezeigten Ausstellungstafeln. Außerdem bietet eine Fotoexposition unter dem Motto „Zeitensprung“ Einblicke in die Tätigkeit Potsdamer Bürgervereine.

Das diesjährige Pfingstbergfest wird sich jedoch keineswegs auf einen geschichtlichen Rückblick beschränken, sondern Spiel, Spaß, Tanz und Gespräch für die ganze Familie bieten. So gibt es am Freitag ab 20 Uhr mit Bezug auf den Wiederaufbau des Schlosses ein festliches Wandelkonzert des Rundfunkblasorchesters Leipzig, und vom eigens gebildeten Projektchor des Fördervereins ein musikalische Experiment „Das Belvedere als Klangschale“. Am Sonnabend steigt von 12 bis 18 Uhr ein „Buntes Fest“. Um 20 Uhr gibt es erstmals auf dem Pfingstberg eine „Lateinamerikanische Nacht“ – ein Tanzabend auf der versenkbaren Wasserbühne. Am Sonntag endet das Pfingstbergfest mit einem um 12 Uhr beginnenden Jazz-Schoppen. Dafür ist der Eintritt frei, für die Veranstaltungen am Freitag und Sonnabend liegen die Preise zwischen 20 und fünf Euro. E. Hoh

E. Hoh

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