Landeshauptstadt: Fest im Fliedergarten
Hartz-IV-Betroffene planen Selbstversorgergarten
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Nauener Vorstadt - Der Fortschritt ist sichtbar: 20 Kubikmeter Müll sind verschwunden. Und auch 20 wildgewachsene Birken hat Jürgen Weber mit Unterstützung von drei Ein-Euro-Jobbern gefällt. „Ein bescheidener Erfolg“, sagt der Vorsitzende des Hartz-IV-Betroffenen- Vereins. Im Oktober 2007 hatte ihm der Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde Potsdam das knapp 6500 Quadratmeter große Gartengelände in der Kleingartensparte „Am Pfingstberg“ kostenlos überlassen. Aber der „Fliedergarten“ ist noch lange nicht das, was Weber dort plant: Ein Garten zur Selbstversorgung durch Obst- und Gemüseanbau, zur Integration von Arbeitslosen, Ausländern und Behinderten. Am Samstag feierte Weber mit einer Handvoll Mitstreitern das erste Gartenfest.
Eine bunte Girlande hängt zur Feier des Tages zwischen den rostigen Stangen, die vom ehemaligen Gartenhaus übrig sind. Wo vor einigen Monaten noch Schutt lag, stehen heute Bierbänke und ein Grill. Der Laden „Vom Fass“ habe Getränke gespendet, die Fleischerei „Havelland“ Preisnachlass auf die Bratwürste gewährt, erzählt Weber. „Wir hatten mit mehr Besuchern gerechnet“, gibt er dann zu. Immerhin: Linken-Kreischef Pete Heuer sei vorbei gekommen, freut sich der Vereinschef.
Irgendwann soll auf der beräumten Betonplatte ein neues Gartenhaus entstehen, erklärt Weber dann. Mit Küche und Toilette. Bisher gibt es nur ein Dixi-Klo. „Wir haben weder Wasser- noch Stromanschluss“, erklärt Weber. Beantragt hat er den Anschluss aber auch nicht – er fürchtet zu hohe Kosten.
Denn Geld fehle dem Verein: Jedes der 19 Mitglieder zahle einen Euro pro Monat, erklärt Weber. Seit Juni komme die Unterstützung der Paga (Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitssuchende) für die Ein-Euro- Job-Maßnahme hinzu: Für jeden der drei Jobber bekomme der Verein 120 Euro pro Monat. Aber das Geld ist „zweckgebunden“, erklärt er. Damit werde etwa die Dixi-Toilette bezahlt. Auch eine Schredder-Maschine konnte Weber anschaffen. Für den Pflanzenanbau wollen sich die Fliedergärtner jetzt Hilfe holen: Eine Obst- und Landwirtin vom Wildkräuterhof Brück sei eingeladen. „Wir werden uns an die Empfehlungen halten, die sie uns gibt“, sagt Vereinsmitglied Jörg Hecking. Jana Haase
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