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Landeshauptstadt: Festliches Kantholz

Ein Weihnachtsbaum aus der Holzwerkstatt

Stand:

Wer am Wochenende noch keinen Baum hat, muss nehmen, was übrig ist – oder selbst einen bauen. Am besten in der Holzwerkstatt vom Stadteilnetzwerk Potsdam-West. Im Keller des Künstlerhauses Scholle 51 befindet sich das sogenannte Sägewerk, eine offene Werkstatt für jedermann. Horst-Joachim Lonius ist einer von mehreren Ehrenamtlichen, die die Nutzer der Werkstatt fachlich betreuen – je nach Vorwissen, Bedarf und Geschick der Besucher mehr oder weniger intensiv. Am kommenden Samstag wird er beim Baumbau ab 15 Uhr helfen. Und er freut sich schon sehr. „Das ist der schönste Termin im Jahr“, sagt er, „es ist lustig und gemütlich.“

Was vor einigen Jahren als eine spinnerte Idee begann, ist mittlerweile Tradition in der Scholle. Wenige Tage vor dem Fest entstehen dort Christbäume der besonderen Art. Als Stamm dienen Holzlatten oder besser Kanthölzer mit quadratischem Profil. Für ein kleines Exemplar tut es auch ein Besenstil. Dieses Mittelstück muss jeder selbst besorgen und mitbringen – für alles andere ist gesorgt: Zweige, weihnachtliches Tannengrün und weiteres Material, beispielweise um einen passenden Ständer zu bauen, besorgt das Sägewerk.

Auch Werkzeuge sind vorrätig, elektrische Bohr- und Schleifmaschinen, Sägen aller Art, große, historisch anmutende Hobelbänke. Sogar eine Drechselbank ist da. Viele Sachen waren Geschenke von Potsdamern, die Garage oder Keller aufräumten oder private kleine Werkstätten auflösten. Im Sägewerk ist man für alles dankbar, alles findet Verwendung. Lonius zeigt eine Kiste voll rostiger Nägel, acht Zentimeter lang. Das sei perfektes Übungsmaterial für die Kinder. „Die lernen mit Hammer und Nagel umzugehen, haben zu tun und sind glücklich“, sagt Lonius. Viele Kinder kommen in die Werkstatt, oft mit ihren Vätern. In der Mitte des Raumes gibt es deshalb einen Arbeitstisch in Zwergenhöhe. Und bei Bedarf holt Lonius die Bügelsäge hervor, bei der man Sägeblatt und Material feststellen kann. „So kann jeder sägen“, sagt er. Überhaupt soll bitte niemand Angst vor dem Handwerk haben, nur weil er es noch nie probiert hat. „Jeder, der Lust hat, sich mit diesem wunderbaren Material zu beschäftigen, ist willkommen“, sagt Lonius.

Am Samstag ist erst einmal Weihnachtsbaumzeit. Die mitgebrachten Kanthölzer werden zunächst fest eingespannt. Dann bekommen sie Löcher, schräg von oben in den Stamm. Da hinein kommen die angespitzten Zweige. Das ergibt einen wiederverwendbaren Baum, umweltpolitisch korrekt, der im nächsten Jahr erneut mit frischem Grün bestückt werden kann. Alles weitere ist der Fantasie des Baumbesitzers überlassen – ob das Stück eher breit oder hoch und schlank wird, wie man es später schmückt, ausgestattet mit oder ohne Spitze.

Auch wer bei anderen Holzprojekten Hilfe braucht, kann die Werkstatt nutzen. Der letzte Termin vor Weihnachten ist der heutige Mittwoch von 18 bis 21 Uhr. „Hier kann man altes Spielzeug oder kleines Mobiliar reparieren oder auch mit Farbe auffrischen“, sagt Horst-Joachim Lonius. Selbst Seifenkistenautos wurden hier schon gebaut. Am Samstag wird, passend zum Baumbasteln, in der Scholle eine Tür des Lebendigen Adventskalenders geöffnet, ab etwa 17.30 Uhr gibt es dazu Glühwein am Feuer im Innenhof.

Auch im Treffpunkt Freizeit kann man vor Heiligabend noch Holzarbeiten erledigen. Die Werkstatt ist am morgigen Donnerstag von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Adrian Scharf leitet an und hilft dabei, Holzspielzeuge zu reparieren, etwa Puppenstuben oder Eisenbahnen. Auch ein Schaukelstuhl wurde hier kürzlich wieder fit gemacht. Seine typische Besucherklientel bestehe aus Opa und Enkel, sagt er. Scharf kann aber auch mit ganz modernem Spielzeug umgehen. Er ist Spezialist für Modellbau, kann ferngesteuerte Autos und auch komplizierte Helikopter oder Drohnen reparieren und den Besitzer beraten, wenn er damit nicht zurechtkommt.

Weihnachtsbaumbau in der Scholle, Geschwister-Scholl-Straße 51, am kommenden Samstag von 15 bis 18 Uhr. Bitte anmelden unter saegewerk@stadtteilnetzwerk.de. Die Werkstatt im Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, ist am kommenden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Es werden jeweils geringe Nutzungs- und Materialkosten fällig.

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