Von Martin Gätke: Fett-Feuer und Migranten-Krabben
„Gefahren“ lauerten beim Tag der offenen Tür in der Feuerwache und bei Mario Webers Fischerfest
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Eigentlich will der ahnungslose Familienvater nur etwas Leckeres für die Familie braten. Er gießt etwas Fett in einen Topf und stellt ihn auf den Herd. Auf einmal klingelt das Telefon, der beste Freund, es wird geredet und gelacht – nur den Topf hat der Mann vergessen. Als er dann zurück in die Küche kommt, traut er seinen Augen kaum: eine riesige Stichflamme kommt aus dem Gefäß, so hoch, dass bereits erste Küchenmöbel Feuer fangen. Panik macht sich in dem unglücklichen Koch breit und der Gedanke: Löschen! Und womit? Na klar! Hals über Kopf nimmt er einen Eimer Wasser und schüttet ihn in den brennenden Topf. Und aus der Stichflamme wird urplötzlich eine riesige Feuerwand – das Haus brennt.
Zum Glück ist dieses Horrorszenario nur eine Vorführung der Potsdamer Berufsfeuerwehr, die am Samstag zum zweiten Tag der offenen Tür in die neue Feuerwache geladen hat. „Wir wollen zeigen, wie leicht es im Haushalt zu einer Fettexplosion kommen kann“, erklärt Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck. „Und, wie die Feuerwehr solche Brände löscht.“ Etwa 7000 Besucher sind in die Holzmarktstraße gepilgert, um hinter die Kulissen der Brandbekämpfung zu blicken. Doch nicht nur beim Löschen von Feuer, auch bei der Befreiung von Menschen aus Autowracks oder der Ölbeseitigung werden die Gäste zu Augenzeugen. Wie Opfer aus luftigen Höhen gerettet werden, zeigt das Höhenrettungsteam aus Schwielowsee: Aus dem fünften Stock bergen sie einen jungen Mann mit Hilfe von beeindruckenden Seilkonstruktionen und Flaschenzügen.
Wie wichtig die Arbeit der Feuerwehr ist, wurde auch in diesem Jahr deutlich. „Unser Jahresdurchschnitt von etwa 15 000 Einsätzen ist schon jetzt um die Hälfte gestiegen“, erläutert Hülsebeck. Verantwortlich dafür sei die große Hitze zu Beginn des Sommers gewesen, die zu zahlreichen Herz-Kreislauf-Zusammenbrüchen führte. Auch die Tauchereinheit wurde in diesem Jahr aufgestockt: Insgesamt zwölf Taucher kann die Berufsfeuerwehr nun im Notfall einsetzen. Und wie so ein Froschmann arbeitet, erleben die Besucher hautnah: In einem Aquarium-ähnlichen Container, gefüllt mit Havelwasser tauchen die nassen Retter gut sichtbar für das staunende Publikum herum und blasen ein paar Unterwasser-Luftballons auf.
Havelwasser – das ist auch die Lebensgrundlage von Mario Weber. Oder besser: Das was sich in ihm so alles befindet. Potsdams einziger Berufsfischer hat gleich um die Ecke auf seinem Fischerhof zum alljährlichen Fischerfest geladen. Doch Weber, der ursprünglich Förster werden wollte – „doch das war mir alles viel zu viel Bürokratie“ – hat auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie haben aber acht Beine und stammen ursprünglich aus China. „Die Wollhandkrabben“, so der 49-Jährige, „zerschneiden meine Netze und sind eine einzige Plage. Außerdem verbreiten sie sich rasant.“ Doch sie scheinen sich bei dem Fischer ganz wohl zu fühlen – diesen Eindruck machen sie zumindest, als Weber zwei von den fernöstlichen Migranten zum Erstaunen der kleinen Gäste quer über den Fischerhof zu einem Glaskasten bringt. „Aufpassen! Das tut höllisch weh, wenn die zwicken“, warnt der Grätenspezialist die zu neugierigen Besucher.
Doch Weber hat auch mit anderen Dingen zu kämpfen: Nicht nur mit Krabben, Ein-Meter-Fünfzig-Welsen oder 20-Kilo- Karpfen, „die übrigens gar nicht so selten sind bei uns“. Schon jetzt würden die Leute zu Hauf bei ihm Weihnachtskarpfen bestellen. „Und die rennen mir die Bude ein“, ergänzt der Fischer. Da steht dem Weihnachtsfest ja kulinarisch nichts mehr im Wege. Zudem wissen die Potsdamer Hobbyköche spätestens nach dem letzten Wochenende ja nun auch, welche Gefahren in ihren Küchen so alles lauern.
Martin Gätke
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