Landeshauptstadt: Feucht-fröhlicher Weihnachtsmann
Elf Weihnachtsmänner beim Schwimmfest in der Halle am Brauhausberg
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Innenstadt – Unter johlendem Beifall steigt der „Siegerweihnachtsmann“ aus dem Schwimmbecken. Er heißt Tomm, ist 16 Jahre alt und entledigt sich des tropfenden roten Umhangs. Dank kräftigem Schwimmflossen-Einsatz und der Längslage auf der Matratze ist er schon am Ziel, als viele seiner zehn Konkurrenten nicht einmal die Hälfte der Bahn erreicht haben. „Ich habe mich mehr auf die Beinarbeit verlegt“, erklärt er seine Strategie.
Der Zehntklässer von der Gesamtschule Friedrich Wilhelm von Steuben war einer von 250 Schülern aus Potsdam und Umgebung, die gestern Vormittag zum „Weihnachtsschwimmfest“ in die Schwimmhalle am Brauhausberg gekommen waren. Der Schwimm-Wettbewerb für Schüler mit sonderpädagogischem Bedarf fand bereits zum sechsten Mal statt – organisiert von der Schule an der Insel, einer allgemeinen Förderschule. Außer den Stadtwerken, die die Halle kostenlos zur Verfügung stellten, beteiligten sich auch Studenten der Uni Potsdam als Richter, so Veranstaltungsleiterin Birgit Marquardt, Sportlehrerin an der Insel-Schule.
Angefeuert von acht energischen Trommlern der Insel-Schule maßen sich die Schüler zunächst im Staffel- und Einzelschwimmen. Mit dabei am Beckenrand: Der 16-Jährige David aus dem Steuben-Team. Auf der Jagd nach „einem guten Schnappschuss“ sitzt er mit der Kamera in der Hand im Rollstuhl: „Ich bin zur seelischen und moralischen Unterstützung hier“, erklärt er lachend, wenn er nicht gerade für seine Teamkollegen jubelt. Denn dazu gibt es allen Anlass: Zwei Medaillen kassierten die Steubener in den Einzelwettkämpfen: Kevin gewann in der neunten Klasse, ein Jahrgang darüber siegte Jan.
Der 16-Jährige überragt alle anderen um mindestens einen Kopf. Genau zwei Meter misst er: Die langen Arme und Beine aber seien ein Wettbewerbsvorteil, erklärt er und zeigt stolz die beiden Medaillen aus den letzten zwei Jahren. Diesmal sind sogar seine Großeltern zum Zuschauen gekommen: „Familienunterstützung“, freut sich Jan. Und überhaupt: „Die Stimmung ist richtig gut.“
Der Sieg bei der „Überraschungsstaffel“ schließlich ist Teamarbeit: Denn „Weihnachtsmann“ Tomm muss von seiner Mannschaft erst Stück für Stück eingekleidet werden: Mütze, Schal und Umhang befördern sie in einer Staffel von einer Beckenseite auf die andere. Erst dann kommt es zum spektakulären Abschlussrennen zwischen Weihnachtsmännern, die rittlings auf der Matratze sitzen, und solchen, die sich quer darüber geworfen haben oder mit der Matratze „im Gepäck“ schwimmen.
Und während Tomm, Jan und David ausgelassen feiern, freut sich ihre Lehrerin Heike Müller über eine andere Mitschülerin: Abseits vom Trubel hat sich Kathrin vorsichtig ins Wasser gewagt. Das autistische Mädchen hatte den ganzen Vormittag mit dieser Entscheidung gezögert. Als sie aus dem Wasser steigt, sieht Müller sofort: „Sie ist froh.“
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