Landeshauptstadt: Feuer und Flamme
Feuerwehr-Großübung am Wochenende in der Krampnitzer Kaserne und an der Michendorfer Chaussee
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Neu Fahrland – Mit Blaulicht und Sirenen rückten gestern um 9.50 Uhr 24 Löschzüge vor der Krampnitzer Kaserne an. Dabei war am Kaserneneingang von einem Brand nichts zu sehen – auf dem ehemals russischen Kasernengelände fand gestern die jährliche Großübung für die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Potsdam statt. Genau zwanzig Minuten vorher wurden die Potsdamer Freiwilligen Feuerwehren alarmiert, erklärt Dirk Häusler, Vorsitzender des Potsdamer Feuerwehrverbandes. Mit der Anfahrtszeit ist er zufrieden.
Nach einer Einweisung der Gruppenleiter durch den Einsatzleiter, Brandoberinspektor Rainer Schulz, geht es zügig weiter: Erkundungstrupps sichten die Lage auf dem Areal, das so groß wie die Potsdamer Innenstadt ist. Rund 200 Kameraden von 14 Freiwilligen Feuerwehren nehmen an der Übung teil, so Wolfgang Hülsebeck, Leiter der Potsdamer Berufsfeuerwehr. Am Rand des verwaisten Kasernengeländes werden die Brände schließlich geortet. In zwei fünfgeschossigen Plattenbauten steigt Rauch aus den Fenstern im dritten Stock. „Nebelmaschinen“, erklärt Dirk Häusler. Ein weiterer „Brand“ schwelt im Nachbargebäude, das dem Aussehen nach früher eine Kantine beherbergt haben muss.
An seinen letzten „echten“ Einsatz in der Krampnitzer Kaserne erinnert sich Häusler noch gut: 1988 war das, erzählt er. Die Feuerwehr sei erst viel zu spät zu Hilfe gerufen worden. Man habe den Brand wohl aus Angst vor Ärger mit Vorgesetzten lieber ohne Hilfe löschen wollen, vermutet Häusler. Ein Fund beeindruckte ihn damals besonders: Die Soldaten hatten Handfeuerlöschgeräte in die Flammen geworfen. Häusler lacht noch heute über die Idee, dass man so einen Brand löschen könnte.
Unterdessen sind weitere 20 Minuten seit der Einweisung vergangen: Bereits 18 Trupps mit sieben Stahlrohren sind im Einsatz, meldet Oberbrandinspektor Schulz. Und dann kommt es doch zu einer Panne: Die Kollegen, die die Wasserversorgung vom 900 Meter entfernten See sichern sollten, haben sich mit dem Schlauchwagen verlaufen. „Es ist ein unübersichtliches Gelände“, meint Häusler, „Da kann das passieren.“ Einsatzleiter Schulz reagiert schnell und organisiert einen Pendelverkehr zur Wasserpumpe. Um 11 Uhr dann Aufatmen: Die sechs „Opfer“ sind gerettet, die „Brände“ gelöscht. Schulz gibt den Feuerwehrleuten per Funk die Erlaubnis, die warmen Jacken abzulegen.
Ziel der Übung ist es, die Zusammenarbeit bei großen Einsätzen zu trainieren, erklärt Feuerwehrchef Hülsebeck. „Theoretisch wissen die Kameraden das alles“, so Hülsebeck. Entscheidend sei die Routine.
Während die gestrige Übung ganz ohne Feuer auskam, wurde es den Feuerwehrleuten im Brandsimulationscontainer an der Michendorfer Chaussee am Sonnabend richtig heiß, berichtete Feuerwehrverbandschef Häusler. Mit echten Flammen und Schreien von Menschen wurden in dem angemieteten „Fire-Trainer“ verschiedene Brände „realistisch“ simuliert. „Die Kollegen haben ganz schnell vergessen, dass sie sich in einer Übung befinden“, so Häusler. Die Körpertemperatur erhöhe sich bei solchen Einsätzen auf 39 bis 39,5 Grad, die Pulsfrequenz liege dann bei 180 bis 200, erzählte er: „Das ist anstrengend.“ Auch Ordnungsbeigeordnete Elona Müller, die den Container am Sonnabend besucht hatte, war „richtig beeindruckt“. Der Container sei eine „ganz tolle Form der Ausbildung“.
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