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Von Michael Meyer: Feuertaufe in Rijeka
Felix Wolf aus Potsdam startet bei den Kurzbahn-EM erstmals mit Deutschlands Schwimm-Nationalteam
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Seine Premiere in der deutschen Schwimm-Nationalmannschaft erlebt morgen Felix Wolf vom Potsdamer SV im OSC. Dann hat der 19-Jährige bei den Kurzbahn-Europameisterschaften im kroatischen Rijeka am Vormittag mit dem Vorlauf über 200 Meter Rücken seine Feuertaufe. Ob er auch am späten Nachmittag zum Endlauf ins Wasser hechten wird, ist noch ungewiss. „Das wird sehr schwer“, meint der Schwimmer selbst. „In der Meldeliste stehe ich mit meiner Bestzeit zwar derzeit auf dem achten Platz, aber um den Endlauf wirklich zu erreichen, müsste ich wieder an diese Zeit herankommen und auch sonst alles stimmen“, sagt Wolf, der sich bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Essen das EM-Ticket mit seinem Sieg und seiner neuen persönlichen Bestzeit von 1:54,17 Minuten – die auch neuer Deutscher Altersklassen-Rekord sind – holte. Bei seinem Start jetzt in Rijeka stehe er nicht unter Erfolgsdruck.
„Mein großes Ziel war es, mich für die Kurzbahn-EM zu qualifizieren. Das ist gelungen, und nun will ich nach meinen Weltcup-Starts vor allem weitere Erfahrungen sammeln“, erklärt Felix Wolf, der daheim im Luftschiffhafen bei Jörg Hoffmann trainiert und weiß: „Ich muss schon im Vorlauf ordentlich Gas geben. Wenn ich mich dort schone, fliege ich gleich raus.“ Und sein erfahrener Coach sagt: „Das werden für Felix die ersten Meisterschaften bei den Großen. Da trifft er nicht nur auf seinen Jahrgang, sondern auf erfahrene Leute aus ganz Europa. Und da sehen Wettkämpfe ganz anders aus als die, die er bisher bestritt.“ Auch gegenüber den Weltcups im südafrikanischen Durban, Singapur, Stockholm und Berlin, die Wolf seit Oktober bestritt, gäbe es jetzt nochmal eine Steigerung. „Bei den Weltcups“, so Hoffmann, „ist das Niveau nicht so hoch wie bei einer solchen EM, außerdem nutzen vielen Schwimmer die Weltcups auch, um bestimmte taktische Dinge zu probieren. Jetzt in Kroatien wird die Post schneller abgehen.“ Er persönlich glaube, dass sein Schützling sich nochmal um eine Sekunde steigern müsse, um in Rijeka das Finale zu erreichen. „Das sollte man nicht erwarten. Wenn Felix dort nur eine halbe Sekunde über seiner Bestzeit bleibt, hat er seine Aufgabe schon erfüllt.“
Für Felix Wolf, der beim Deutschen Schwimm-Verband (DSV) zu den Perspektivkadern für die Olympischen Spiele 2012 in London gehört und im kommenden Jahr die Weltmeisterschaften im Juli in Rom als erstes großes Etappenziel auf diesem Weg hat, ist dieser Winter vor allem zum Lernen da. Dazu gehört auch, eine gewisse Wettkampfhärte zu erlangen, weshalb der Potsdamer derzeit immer wieder Wettkämpfe schwimmt. Erst am vergangenen Wochenende startete er beim Nikolausschwimmen im bayrischen Kaufering, wo er durch Veranstaltungsrekorde über 50 und 100 Meter Schmetterling, 50, 100 und 200 Meter Rücken sowie 200 Meter Freistil ein bisschen Prämiengeld gewann. „Das war für mich mehr ein Trainingswettkampf“, sagt er dazu. Und eine Woche nach den EM wird er auch beim Dresdner Weihnachtsschwimmfest antreten. Dafür soll er schon ab Freitag in Rijeka trainieren.
Über Weihnachten kann der Potsdamer durchschnaufen, ehe es vor Silvester ins Ski-Trainingslager des DSV nach Innsbruck geht. Wolf gehört jetzt zu den „jungen Wilden“, die den deutschen Schwimmsport wieder voranbringen sollen.
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