Landeshauptstadt: FH-Bau bleibt noch Jahre stehen
Das Land will das DDR-Gebäude am Alten Markt frühestens Ende 2017 räumen – zum Ärger der Stadt
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Bornstedt/Innenstadt - Das marode Fachhochschulgebäude wird aller Voraussicht nach noch mehr als drei Jahre in der Potsdamer Innenstadt stehen. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) geht von einem Auszug der Studenten, Dozenten und Mitarbeiter frühestens im Herbst 2017 aus. Mit diesem Zeitplan hat sich offenbar auch die Spitze der Fachhochschule (FH) mittlerweile abgefunden. Kritik kam hingegen von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Er befürchtet eine Verzögerung der Entwicklung der Potsdamer Mitte.
Grund dafür, dass sich der Umzug von der Friedrich-Ebert-Straße auf den neuen Campus in Bornstedt noch länger hinzieht, sei die Tatsache, dass man sich gegen eine Zwischenlösung etwa in Containern entschieden haben, sagte Kunst am Dienstag den PNN. Stattdessen sollten die Studenten und Dozenten in dem Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße bleiben, bis auf dem Campus-Gelände an der Pappelallee in Bornstedt Platz geschaffen sei. „Wir arbeiten hart daran, den Prozess zu beschleunigen und schon vor 2018 umzuziehen“, sagte Kunst. Dann endet der Mietvertrag zwischen der FH und der Stadt. Versprechen könne sie nicht, dass ein früherer Auszug gelinge, sagte Kunst. „Aber vielleicht schaffen wir es ja zum Wintersemester 2017/2018.“ Das wäre in dreieinhalb Jahren.
Bei der FH geht man vom gleichen Szenario aus: Im Juli 2017 könnten alle Studiengänge auf dem Campus im Norden der Stadt untergebracht sein, hieß es dort. Derzeit beherbergt das Gebäude am Alten Markt noch etwa ein Viertel der Studenten, nämlich die Studiengänge Sozialwesen und Informationswissenschaften mit knapp 700 beziehungsweise gut 1000 Studenten. Für einen Umzug sei noch mindestens ein Neubau nötig, der sogenannte Annex II. Der Bau dieses Hauses soll voraussichtlich im Mai 2015 beginnen, im Frühjahr 2017 könnte dann der Fachbereich Architektur und Städtebau einziehen.
Bereits fertig ist hingegen der sogenannte Annex I, der den Fachbereich Design beherbergt. Vor einem halben Jahr wurde er übergeben, am gestrigen Dienstag erfolgte die offizielle Einweihung (siehe Kasten). Der Präsident der Fachhochschule, Eckehard Binas, nutzte die Gelegenheit und betonte in seiner Rede erneut, dass es das Ziel der FH sei, unter einem Dach in Bornstedt vereint zu sein. Die Friedrich-Ebert-Straße sei mittlerweile doch schon „recht marode“, weil seit Jahren nur noch punktuelle kosmetische Reparaturen durchgeführt würden. Dennoch sei auch er gegen eine Zwischenlösung, sagte Binas. Solche würden oft teurer als gedacht und entwickelten sich außerdem nur allzu häufig zu Dauerlösungen. Er sei hingegen für einen „behutsamen Auszug“.
Der Abriss des gelb-grauen FH-Gebäudes am Alten Markt verzögert sich seit Jahren immer wieder. Ursprünglich hieß es einmal, es solle 2012 abgerissen werden. Dann wurde der Termin auf 2013 verschoben, später wurde 2015 anvisiert, zuletzt 2016. Dass überhaupt abgerissen werden soll, ist indes unstrittig: Mit der Entscheidung, Potsdam seine historische Mitte wiederzugeben, war auch das Schicksal des FH-Gebäudes besiegelt. In der Stadt herrscht weitgehende Einigkeit, dass der sozialistische Bau mit den bröckelnden Betonstreben an der Fassade nicht zur historischen Nikolaikirche, dem Alten Rathaus und dem nun wiederaufgebauten Stadtschloss passt. Stattdessen sollen dort mehrere kleine Häuser entstehen, die sich am historischen Vorbild der Innenstadt orientieren.
Man müsse aufpassen, dass die Entwicklung der Potsdamer Mitte „nicht auf halbem Weg zum Ziel“ abgebrochen oder unnötig verzögert werde, sagte Oberbürgermeister Jakobs den PNN. „Der spätere Auszug verzögert die Entwicklung der Quartiere zwischen Altem Markt und Bildungsforum sowie Kutschstall und Plantage.“ Jakobs setzt seine Hoffnung nun in ein Krisentreffen mit den Staatssekretären der zuständigen Landesministerien, das er initiiert hat. Mitte Mai soll dieses Treffen stattfinden, sagte Jakobs am Dienstag.
Ganz ausgeliefert ist die Stadt dem Land nicht – denn dieses ist an anderer Stelle auf den guten Willen Potsdams angewiesen. Denn auch aus dem Rechenzentrum zwischen Dortustraße und Breiter Straße zieht eine Einrichtung des Landes erst 2017 – und damit deutlich später als geplant – aus. Auch dies behindert die Entwicklung der Mitte und blockiert Investitionen, weil es der Wiedergewinnung der Plantage und Teilen des Langen Stalls im Wege steht.
Doch im Gegensatz zum Fachhochschulgebäude kann das Land für das Rechenzentrum, in dem der zentrale IT-Dienstleister der Landesverwaltung untergebracht ist, keinen gültigen Mietvertrag mehr vorweisen: Ende vergangenen Jahres war dieser gekündigt worden. Womöglich hofft Jakobs, diese Karte spielen zu können und so mit dem Land einen Kompromiss zu erwirken. (mit kix)
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