Sport: Fiesta-Stimmung in Mexiko
Während selbst das dortige Nationale Olympische Komitee über den Wechsel eines 18-jährigen Volleyball-Talents zum SC Potsdam spricht, weiß man an der Havel von keinem Transfer
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Das Volleyball-Bundesligateam des SC Potsdam (SCP) sorgt inzwischen auch in Mittelamerika für Aufsehen. So wird in Mexiko der Wechsel der 18-jährigen Lizbeth Seomara Sainz von Baja Californa nach Potsdam gefeiert. Die mexikanischen Medien bejubeln den ersten Volleyball-Export ihres Landes nach Deutschland. Im Internet verbreitet eine Pressemeldung den Wechsel der Spielerin, in der die Juniorennationalspielerin mit ihrer Freude über ihre neue Aufgabe zitiert wird. Sogar das Nationale Olympische Komitee Mexikos berichtet, dass Sainz ihren aktuellen Verein via Deutschland verlassen wird. Und die deutsche Konkurrenz zeigt sich informiert: So wird auf der Webseite des Köpenicker SC über die Verstärkung der Potsdamer durch die Mexikanerin berichtet.
In Potsdam selbst wird die Fiesta-Stimmung nicht ganz geteilt. „Da ist nichts dran“, schüttelt Eugen Benzel den Kopf. Der Manager des Bundesligisten kümmert sich seit zwei Jahren um die Transferangelegenheiten des Volleyballteams. Der Transfermarkt ist seit dem 31. Januar geschlossen - „eine Mexikanerin haben wir definitiv nicht verpflichtet“, sagt Benzel. Nicht einmal der Name der Spielerin sage ihm etwas.
Teammanager Toni Rieger hingegen weiß ein wenig mehr. Es habe bei der Junioren-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Tschechien Kontakt zu Sainz’ Spielervermittler gegeben, der auch Nikolina Jelic vom SC Potsdam in seiner Klientenkartei hat. Mehr aber nicht, so Rieger. Von einer Verpflichtung sei nicht die Rede gewesen. Wie es zu dem vermeintlichen Missverständnis kam, könne sich Rieger nicht erklären.
Allerdings: Von Interesse ist die Mexikanerin durchaus für den SC Potsdam. Auf der Annahme- und Offensivposition könne sie in der Perspektive eine Rolle spielen, gibt Rieger zu. Die 18-Jährige passe ins Profil des SC Potsdam, wo unter Führung von Trainer Alberto Salomoni junge Talente weiter ausgebildet und über mehrere Jahre an den Verein gebunden werden sollen. Nachdem sich jüngst Kathy Radzuweit, mit fast 32 Jahren die Erfahrenste im Team, für den SC Potsdam wünschte, in naher Zukunft auch bei europäischen Wettbewerben zu spielen, wäre der Weg nur konsquent, eine international konkurrenzfähige Truppe zu etablieren.
Ob Brittney Page als aktuellste Neu-Verpflichtung dazu beitragen kann, wird sich zeigen. Der Blitz-Transfer der 30 Jahre alten Kanaderin (PNN berichteten) kurz vor Ende der Transferperiode hat in der Volleyballszene für Erstaunen gesorgt. Die Verpflichtung der kandadischen Nationalspielerin hat laut Benzel lediglich anderthalb Tage gedauert. „In der Regel braucht ein Transfergeschäft einige Zeit und Vorlauf“, sagt Anne Wedegärtner, Sprecherin der Deutschen Volleyballliga, und zollt Benzel daher Respekt: „Das ist schon eine Leistung.“ Mit der Annahmespielerin auf der Außenposition hat der SCP bislang einen Vorvertrag, ein Bild konnte sich Trainer Salomoni bislang nur per Video von der Spielerin machen. Page wird heute in Potsdam erwartet. Alle fälligen Transfergebühren für die Kanadierin sind bezahlt, die Spiellizenz liegt vor, sodass sie bereits am kommenden Samstag gegen den VC Wiesbaden (19.00 Uhr) zum Einsatz kommen und die Reihen der von Verletzungssorgen geplagten Potsdamer füllen könnte.
Will ein Verein eine Spielerin verpflichten, informiert er sich zunächst auf der Datenbank des Europäischen- oder Weltverbandes auf dem Account der Spielerin über die Transfermöglichkeiten. „Dann legt man auf dem Account einen Transfervorgang an“, so Benzel. In der Folge wird als Zeichen der begonnenen Aktivitäten ein Transferstatus – farblich – deutlich gemacht, der sich von rot bis grün entwickelt. In einem nächsten Schritt ist je nach kontinentaler Verbandzugehörigkeit eine Transfergebühr zu zahlen - rund 2 000 Dollar. Ebenso ist an den jeweiligen nationalen Verband eine Gebühr zu entrichten. In der Folge müssen die Spielerinnen ihren Wechsel signieren, die deutsche Volleyballliga muss den Transfer zertifizieren und die – wiederum gebührenpflichtige – Lizenz für den deutschen Spielbetrieb ausstellen. Dass SCP-Manger Benzel diesen Transfer in nicht einmal zwei Tagen über die Bühne brachte, begründet er unter anderem mit der unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem kanadischen Volleyballverband. (mit lum)
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