Landeshauptstadt: Film ab
Am Dienstagabend wurde das erste Internationale Filmfest Potsdam im Nikolaisaal eröffnet – mit einigen Stargästen
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Auf den letzten Drücker und im Dunkeln klettert Winfried Glatzeder auf seinen Platz im Nikolaisaal. Vorsichtig guckt er sich um, doch der Schauspieler, der den Paul in „Paul und Paula“ gespielt hat, scheint keinem der Kamerateams ins Bild gelaufen sein. Die Potsdamer Schauspielerin und Polizeiruf-Ermittlerin Isabell Gerschke ist da vorwitziger: Sie läuft kerzengerade zu ihrem Platz.
Ein Hauch von Glamour war am Dienstagabend spürbar, als im Nikolaisaal das erste Internationale Filmfest Potsdam eröffnet wurde. Auch wenn die offiziellen Gäste fast unter sich waren, herrschte gute Stimmung: Moderatorin Nina Eichinger führte durch den Abend, musikalisch begleitet vom Babelsberger Filmorchester. Nach einigen Grußworten ging es im Anschluss gleich im Babelsberger Thalia Kino mit den ersten Filmvorführungen weiter. In Anwesenheit der Filmteams liefen die Deutschlandpremiere von Michael Verhoevens „Glückskind“, die deutsche Produktion „Jack“ von Edward Berger und zwei Folgen der norwegischen Serie „The Third Eye“, die ebenfalls Deutschlandpremiere feierte. Noch bis zum 12. Oktober zeigt das Thalia etwa 40 Beiträge – alle unter dem Motto „Freundschaft und Verrat“.
Festivalchef Benjamin Glückskind will dem Filmstandort Potsdam durch die Präsentation von Deutschland-, Europa- und Weltpremieren einen Platz im internationalen Festival-Kalender sichern, wie er sagt. Die Schirmherrschaft hat Regisseur Volker Schlöndorff übernommen, der dem Filmfest indes noch etwas skeptisch gegenübersteht, wie er Dienstagabend sagte. „Wenn sich ein Filmfest etablieren will, braucht es ein eindeutiges Label, das erkennbar ist“, so der Regisseur. Trotzdem freue er sich auf das Programm, besonders auf die Filme „Glückskind“ und Fatih Akins „The Cut“. „Es ist ja auch eine tolle Sache, wenn jemand die Energie hat, so etwas auf die Beine zu stellen“, räumte er ein. „Aber ein paar Kinderkrankheiten sind da, die bekommt man auch kuriert.“
Sieben Wettbewerbsfilme gehen insgesamt ins Rennen um den Jurypreis, den „Adler aus Gold“. Neben „Glückskind“ und „Jack“ wird die US-Produktion „Jamie Marks is Dead“ zu sehen sein. Im Anschluss an die Filmvorführungen finden fast immer Gespräche statt, in denen das Publikum in Kontakt mit den Filmemachern treten kann. Darauf freut sich etwa Alex Orlowsky, der Produzent von „Jamie Marks is Dead“, besonders, wie er sagte. Für ihn ist es der erste Besuch in Potsdam. „Das, was ich schon von der Stadt gesehen habe, hat mich sehr begeistert. Es gibt hier so viel Geschichte, die ich nicht kenne.“
Welcher Film am Ende den mit 10 000 Euro dotierten Goldadler bekommt, bestimmt die siebenköpfige Jury: Unter der Leitung von Søren Schumann haben Moderatorin Enie van de Meiklokjes, Schauspielerin Anna Thalbach, Regisseur Volker Schlöndorff, Joachim von Vietinghoff, Sandra Kaudelka und Matt Sweetwood sich die Filme im Vorhinein angeschaut und heftig diskutiert. Dabei hatte man viel Spaß, wie van de Meiklokjes sagte. „Wir haben uns beim Angucken nie gelangweilt und beim Diskutieren erst recht nicht“, so die ehemalige Potsdamerin. Welcher ihr persönlicher Favorit ist, wollte sie aber noch nicht verraten.
Neben den Filmen wird es auch Serien zu sehen geben, die dieses Jahr noch außerhalb des Wettbewerbes laufen, was sich aber in den kommenden Jahren ändern soll. Das Filmfest zeigt neben US-Hochglanzserien wie „The Knick“ von Steven Soderbergh und „Masters of Sex“ unter anderem auch zwei Folgen des norwegischen Mehrteilers „The Third Eye“ und der belgischen Produktion „Marsman“.
Der Eintritt für die Filme kostet 9,50 Euro, ermäßigt 6,50 Euro. Mehr Infos zum Programm unter www.filmfestpotsdam.de.
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