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Landeshauptstadt: Filmateliers im Tempelhof-Hangar

Babelsberg bekräftigt Interesse an Flughafenareal: „Wir stehen parat“ / Größter Fundus Europas geplant

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Berlin / Babelsberg - Die Chefs des Studios Babelsberg, Carl Woebcken und Christoph Fisser, haben ihren Willen bekräftigt, den Flughafen Tempelhof zum dritten großen Filmstandort der Region neben Babelsberg und Adlershof auszubauen. „Wir stehen parat“, sagte Woebcken am Samstag den PNN. Seit November 2006 liegt das Betreiberkonzept der Studioeigner dem Bundesfinanzministerium und der Bundesimmobilienanstalt vor. Danach sollen zwischen 20 und 30 Prozent des insgesamt 386 Hektar großen Flughafenareals für Filmproduktionen genutzt werden, so Studio-Chef Woebcken.

Vorgesehen sei der Ausbau von zwei Flugzeug-Hangars als Filmateliers. Sie würden rund 15 000 Quadratmeter Platz bieten. Vorbild sind zwei ehemalige Lokomotivenfabrik-Hallen an der Großbeerenstraße in Potsdam mit nahezu identischer Größe, die Studio Babelsberg 2006 mit Millionenaufwand zu Ateliers umgebaut hatte. Ein dritter Hangar in Tempelhof soll als sogenannte „Vorbauhalle“ für den Kulissenbau genutzt werden, sagte Woebcken. Die Infrastruktur sei ideal. Ansiedeln wollen die Studio-Chefs in Tempelhof außerdem den größten Requisiten- und Kostümfundus Europas. Dazu soll der Babelsberger Fundus, der bisher in gemieteten Lagerhallen untergebracht ist, auf das Flughafen-Areal ziehen. Gleichzeitig habe das Studio Gespräche mit zwei weiteren Funden geführt, die ebenfalls nach Tempelhof umsiedeln würden.

Forcieren würden Woebcken und Fisser laut ihrem Konzept außerdem die Ansiedlung von Filmproduzenten aus London und Hollywood in Tempelhof. Einige große US-Filmstudios hätten zwar Büros in Deutschland, jedoch keine Produktionsniederlassungen. Tempelhof sei dafür ideal. „Jeder Ami kennt den Flughafen“, so Woebcken. Die Geschichte sei, ähnlich wie beim Traditionsstandort Babelsberg, ein gewichtiges Argument.

Weite Teile des Flughafenareals würden nach dem Konzept der Studio-Chefs der Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Vorgesehen sei eine „Begegnungsstätte für die Bevölkerung“, die der Kultur und Tradition von Tempelhof Rechnung trage, sagte Woebcken. Dies wolle auch der Berliner Bausenat. Weitere Details wollte Woebcken dazu nicht nennen. Er verwies aber auf die Erfahrungen seines Partners Fisser, der in München vier Kasernenkomplexe zu einem Medien- und Kreativzentrum ausgebaut habe.

Mit einer Übernahme des Flughafens Tempelhof würden Woebcken und Fisser – sie sind Gesellschafter der Filmbetriebe Berlin Brandenburg GmbH (FBB), die gleichzeitig Mehrheitseigener des Studio Babelsberg AG ist – auch die Kapazitätsprobleme des Standorts Babelsberg lösen. „Wir haben Wachstumspläne“, so Woebcken. Das Studio, in dem 2007 zwölf internationale und nationale Kinofilme produziert wurden, wolle sein Produktionsvolumen weiter erhöhen. Dazu würden neue Filmateliers benötigt, für die im dicht besiedelten Babelsberg jedoch kein Platz sei. Im vergangenen Jahr habe man zusätzliche Hallen mieten müssen, was nicht rentabel sei. Deshalb habe sich das Studio bereits für verschiedene ehemalige Militärgelände interessiert, so die Potsdamer Kaserne Krampnitz und den Flughafen Sperenberg, diese Pläne aber wieder verwerfen müssen. Außerdem laufe in vier bis fünf Jahren der Mietvertrag für die berühmte Außenkulisse „Berliner Straße“ aus – dort wurden Filme wie „Sonnenallee“ und „Der Pianist“ gedreht. Das Studio glaube nicht, die Kulissenstraße, die an ein Wohngebiet grenzt, weiter nutzen zu können, so Woebcken. Er betonte aber, „Babelsberg wird immer das Zentrum des Studios bleiben“.

Zur Zukunft des Flughafens Tempelhof werde es wohl keine schnelle Einigung geben, sagte Woebcken. Nach dem Volksentscheid müsse „erstmal der Rauch abziehen“. Sollte es zur Schließung kommen, stehe die Einigung über Grundstücksflächen zwischen Bund und Land an; außerdem werde es wohl ein Interessenbekundungsverfahren oder eine Ausschreibung geben. Babelsberg werde die Entwicklungen abwarten, so der Vorstandschef.

Woebcken und Fisser hatten Studio Babelsberg 2004 vom französischen Konzern Vivendi für einen symbolischen Euro gekauft und ein knappes Jahr später an die Börse gebracht. Während Kritiker anfangs befürchteten, die Privatinvestoren planten eine Zerschlagung des historischen Studiokomplexes, boomt die Filmwirtschaft in Babelsberg mittlerweile. Für 2007 wird mit einem Gewinn von mehr als fünf Millionen Euro gerechnet. Die offizielle Bilanz stellt das Studio morgen vor.

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