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Letzter Fischer. Mario Weber.

© Thomas

Potsdam: Fischerfest bei Potsdams einzigem Berufsfischer

Emil kann gerade nicht antworten, er hat den Mund voll. Fischbrötchen mit Lachsforelle.

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Emil kann gerade nicht antworten, er hat den Mund voll. Fischbrötchen mit Lachsforelle. Auf die Frage, ob es schmeckt, nickt der Sechsjährige aber nachdrücklich. Ein bisschen Fischerfahrung hat er ja, mehrmals im Jahr kauft er mit seiner Familie bei Fischer Mario Weber ein. Das jährliche Sommerfest findet er gut. Auch wenn es an diesem Samstagmittag so voll ist, dass Kinder geduldig sein müssen. Überall muss man anstehen, am Grill und beim Eis, beim Kuchen, bei der Brause. Aber es gibt schlimmere Orte zum Warten als das Ufer der Havel, hinter der alten Stadtmauer. Wo der Fluss sein natürliches Gestade behalten durfte, keine Kaimauer, keine Marina, kein Kunstwanderweg das glucksende Wasser bezwingt. Das höchste der Gefühle ist ein Steg für Webers Fischerkahn.

Die meisten Besucher des Fischerfestes kommen indes über Land. Und bleiben gern länger. Auch wenn es streng genommen nicht viel zu tun gibt. Außer essen und aufs Wasser schauen. Und ein bisschen Musik hören. Aber genau das ist, wofür sie ihm in Scharen die Bude einrennen. Und weshalb Mario Weber schon eine Woche vorher anfängt, alles vorzubereiten. Pavillons, Tische, Stühle und Verkaufsstände aufbauen, Personal einteilen. Zusätzlich zu den Mitarbeitern helfen Freunde und Familie mit. 2006 gab es das erste Fest, diesmal gibt es auch ein Jubiläum zu feiern: 25 Jahre alt wird der Betrieb von Weber in diesem Jahr.

Zum Fest kommen vor allem ältere Potsdamer. Wie die vier Damen in Begleitung eines Ehemannes. Sie haben nur Stühle, keinen Tisch mehr ergattert, der Mann muss Kaffeebecher und Bowlepötte halten, während die Damen den Kuchen balancieren. Hoffentlich kommt wieder der Akkordeonspieler, sagt eine. Sie sind jedes Jahr hier und zwischendurch, zu Weihnachten und Ostern, kaufen sie hier ihren Feiertagsfisch. Der Akkordeonspieler kommt leider nicht in diesem Jahr, dafür aber „Wolle und Ulli“ mit deutschen Schlagern, am Sonntag singt der Shantychor der Wasserschutzpolizei.

Aus Berlin kommen ein paar Radler, aus Potsdam auch die Familie mit dem ganz bestimmt jüngsten Besucher, einem zwei Wochen alten Baby. Eine Gästegruppe aus Potsdam, die das erste Mal dabei ist, staunt: „Wir wussten gar nicht, dass es hier so was Schönes gibt.“ Den Satz hört Fischer Weber öfter. Am schönsten ist es natürlich auf dem Wasser. Wenn ihm der Trubel zu viel wird, flüchtet er zum Bootssteg. Dort warten schon ein paar Kinder. „Jetzt dreh’n wir ne Runde, ich hol nur noch die Schwimmwesten“, sagt der Fischer. 

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