Landeshauptstadt: Fischhaus oder Fluxus
An der Schiffbauergasse schaukelt sich ein Konflikt auf zwischen der „fabrik“ und dem Investor Liman
Stand:
Berliner Vorstadt - Auf den „Knackpunkt“ brachte es der Ausschussvorsitzende Eberhard Kapuste (CDU): Das Tanztheater „fabrik“ braucht das Fischhaus bis 2007, Heinrich Liman aber wolle 2006 auf der Fläche, auf der auch das Fischhaus steht, sein Kunstmuseum „Fluxus plus“ bauen. Selbst nach intensiver Debatte konnten die Mitglieder des Kulturausschusses am Donnerstagabend keinen Weg aufzeigen, wie mit den Worten von „fabrik“-Mitarbeiter Sven Till „die Kuh vom Eis“ zu kriegen ist.
Eingangs stellten Dieter Lehmann, Fachbereichsleiter Stadterneuerung und Denkmalpflege, und Andreas Schleicher vom Sanierungsträger Potsdam klar, dass die beabsichtigte Drehung des Fluxus-Baus weg vom Biergarten der „fabrik“ (PNN berichteten) nicht zum Erhalt des Fischhauses führen wird. Der Grundriss des von der „fabrik“ als Übungsraum genutzten Gebäudes werde vom geplanten „Fluxus“-Museum überbaut. Eine andere Position sei wegen 2002/03 verlegter Leitungen und des Uferweges nicht möglich. Wie Schleicher informierte, entstünden durch die Drehung aber zwei zusätzliche Dreiecksflächen, die vom Biergarten genutzt werden könnten. Der Bauantrag für das Kunstmuseum in Form eines überdimensionierten Autos werde „in den nächsten Wochen fertig und eingereicht“. Nach Angaben Schleichers hat die „Motorhaube“ eine Höhe zwischen 4,50 und fünf Meter, der zweigeschossige „Fahrgastraum“ werde 9,83 Meter hoch sein. Der Baubeginn sei für Mai/Juni anvisiert, bis dahin müsse Baufreiheit herrschen.
Sven Till von der „fabrik“ argumentierte, das Fischhaus sei der einzige Probenraum, der mit seinen 110 Quadratmetern Tanzfläche die Arbeit für ganze Ensembles ermögliche. Die Bundeskulturstiftung hätte sich für das mit 630 000 Euro geförderte „Artists-in-Residence“-Programm in der „fabrik“ auch von den Räumlichkeiten überzeugen lassen. Im Sommer würden zwölf Choreographen im Rahmen des Programms an der Schiffbauergasse arbeiten, dafür werde das Fischhaus gebraucht. Sabine Chwalisz, künstlerische Leiterin der „fabrik“, kritisierte, dass es erst hieß, das Fischhaus sei Teil des Konzepts bis 2007 und dann sei im Dezember darüber informiert worden, dass es im März abgerissen wird.
Bernhard Lohr, vom Sanierungsträger mit der baulichen Betreuung des Schiffbauergasse-Areals beauftragt, hielt dem entgegen, dass mit den Erträgen aus dem Verkauf des Grundstücks an Liman die 200 000 Euro erwirtschaftet werden sollen, die zusätzlich in die Sanierung der „fabrik“ geflossen sind.
Laut Stadterneuerer Lehmann muss die Entscheidung zum Bau des Fluxus-Museums spätestens in der Stadtverordnetenversammlung Anfang Mai fallen. Bis dahin will die Verwaltung Möglichkeiten für „angemessene“ und „ortsnahe“ Alternativ-Proberäume prüfen. Guido Berg
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: