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Wieder Schüler. Gesangslehrerin E. Dragan und Historiker K. Ehmed.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Fit werden für den deutschen Arbeitsmarkt Intensivkurs für Migranten mit Hochschulabschluss

Elena Dragan hat bereits eine große Tochter, die in der Ukraine studiert, und eine kleine in der ersten Klasse. Jetzt geht die Potsdamerin, die aus der Ukraine stammt, selbst wieder zur Schule.

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Elena Dragan hat bereits eine große Tochter, die in der Ukraine studiert, und eine kleine in der ersten Klasse. Jetzt geht die Potsdamerin, die aus der Ukraine stammt, selbst wieder zur Schule. Elena Dragan gehört zu den 19 Teilnehmern eines Qualifizierungskurses „Soziale Arbeit“ für Migranten mit Hochschulbildung. Sie ist Musiklehrerin mit Spezialfach Gesang. Nach Abschluss des Projektes „Promisa“, einer Kooperation der Urania Schulhaus GmbH und der Fachhochschule Potsdam (FH), könnte sie endlich eine Arbeitsstelle finden, die angemessen bezahlt wird. Bisher ist sie ehrenamtlich in Potsdam tätig. Am gestrigen Freitag trafen sich die Kursteilnehmer aus ganz Brandenburg, Migranten aus zehn Nationen von Japan bis Kamerun, um den Abschluss der ersten Ausbildungsphase zu feiern. Im Herbst endet der Kurs dann mit einem Praktikum in einer sozialen Einrichtung.

Manfred Gartz, Geschäftsführer der Urania Schulhaus GmbH, sieht in dieser Weiterbildung große Chancen. Bisher sei es in Deutschland für Akademiker mit Migrationshintergrund kaum möglich, Abschlüsse aus dem Heimatland, beispielsweise als Lehrer, anerkannt zu bekommen. Zu unterschiedlich seien die Ausbildungsinhalte. Der Weiterbildungskurs sei eine Brücke – entweder direkt ins Berufsleben oder zum Studiengang Soziale Arbeit an der FH Potsdam. In diesem Fall würde sich die Studienzeit verkürzen, weil die Kurse anerkannt werden.

Mit dem „Zertifikat zur Fachkraft für Soziale Arbeit“ ist aber auch eine sofortige Anstellung bei einem sozialen Träger, einer Kita oder Beratungsstelle, möglich. Für Akademiker, die sonst vom Jobcenter oft Stellen als Hilfskräfte angeboten bekommen, ein großer Fortschritt.

Das weiß auch Khalil Ehmed, 30 Jahre alt und Historiker. Der Kurde verließ Syrien vor vier Jahren, jetzt lebt er mit seiner Freundin in Bad Belzig. Täglich pendelt er nach Potsdam, arbeitet nebenbei für eine Übersetzungsfirma. „Die deutschen Fachbegriffe sind schon schwierig“, sagt er. Nach Kursende will er dennoch ein Bachelorstudium beginnen. Als ihm das Jobcenter die Maßnahme „Promisa“ anbot, sagte er sofort zu.

Das Arbeitsministerium fördert den Kurs inklusive Fahrtkosten für Teilnehmer, die außerhalb von Potsdam wohnen, mit 300 000 Euro. Für den Lebensunterhalt beziehen die meisten weiterhin Grundsicherung. Manfred Gartz hofft, dass es einen Nachfolgekurs geben wird. Deutschland brauche Fachkräfte, und die Migranten sitzen womöglich zu Hause. „Der Bedarf ist groß, wir hatten doppelt so viele Bewerber wie Plätze.“ S. Pyanoe

S. Pyanoe

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