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Landeshauptstadt: Flaschen aus Roggen

Grundstein für Biokonversionsanlage am Agrartechnischen Institut gelegt

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Grundstein für Biokonversionsanlage am Agrartechnischen Institut gelegt Von Jan Kixmüller Bornim – Eine bundesweit einmalige Anlage zur Gewinnung von Milchsäure aus nachwachsenden Rohstoffen entsteht am Leibniz-Institut für Agrartechnik in Bornim (ATB). Gestern wurde der Grundstein für die Pilotanlage gelegt, die Mitte 2006 ihren Betrieb aufnehmen soll. Die aus stärkehaltigem Getreide wie Roggen und Mais gewonnene Milchsäure kann unter anderem zur Herstellung von biologisch abbaubaren Kunststoffen genutzt werden. Denkbar sind Folien, Getränkeflaschen, Einweggeschirr aber auch chirurgische Implantate. Durch Milchsäure lässt sich so der Rohstoff Erdöl ersetzen. Das Verfahren mit einem Patent des ATB ermöglicht eine effizientere Milchsäureproduktion als bisher. Gegenüber herkömmlichen Verfahren sei eine dreifach höhere Ausbeute zu erreichen, sagte der amtierende Direktor des ATB, Prof. Reiner Brunsch. Aus einer Tonne Roggen könnten 100 Liter hochreine Milchsäure gewonnen werden. Jährlich soll mit der Pilotanlage eine Menge von 10 Tonnen Milchsäure hergestellt werden. Der Vorteil gegenüber bestehenden Anlagen liege in einem kontiniuierlichen Ablauf der Produktion. Die nun entstehende Pilotanlage soll die Machbarkeit und Effizienz der Milchsäure-Herstellung testen. Solche Biokonversionsanlagen sollen später einmal jeweils 30 Menschen Arbeit geben. Insgesamt soll die Pilotanlage 3,2 Millionen Euro kosten, allein 2,4 Millionen Euro davon kommen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), den Rest der Kosten teilen sich Bund und Land. Das ATB arbeitet bei der Milchsäure-Produktion eng mit dem Fraunhofer Institut für Polymerforschung in Golm zusammen. In Bornim wird dabei die Milchsäure-Produktion verfeinert, während sich die Forscher in Golm Gedanken über nutzbringende Anwendungen für den Rohstoff machen. ATB-Direktor Brunsch bezeichnete die Pilotanlage als „Etappenziel“ auf dem Weg zu dezentral erzeugten Rohstoffen für die chemische Verarbeitung. Gerade für eine Region wie Brandenburg mit einem hohen Anteil an Roggenanbau könne auf diesem Wege ein wichtiges Standbein zur Sicherung von Wertschöpfung und Beschäftigung entstehen. Das Getreide für eine wirtschaftlich tragfähige Biokonversionsanlage soll aus einem Umkreis von 20 Kilometern kommen. „Somit erfolgt der wesentliche Stoffstrom bei geringen Transportentfernungen in der Region und nur die höherwertigen Rohstoffe verlassen die Region“, erläuterte Prof. Brunsch. Die Bedeutung der nachwachsenden Rohstoffe betonte auch Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) bei der Grundsteinlegung. Neben dem Tourismus stelle der Bereich in Zukunft eine alternative Einkommensquelle für die ländlichen Räume dar. Das zeige heute schon das Beispiel Biodiesel: Der Kraftstoff aus der Mark sei auf Jahre ausverkauft. „Wer heute noch glaubt, dass der Erdölpreis wieder sinken wird, liegt falsch.“ Die Zukunft gehöre daher den nachwachsenden Rohstoffen.

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