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Seltsames Mosaik. Die verschlissenen Pflastersteine wurden nicht ersetzt. Provisorisch wurde die Nahverkehrsstraße am Landtagsschloss mit Asphalt geflickt. Wie lang es so bleiben soll, ist noch unklar.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Flickenteppich am Landtagsschloss

Die Nahverkehrstrasse durch Potsdams Mitte ist nach vier Jahren bereits sanierungsbedürftig

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Wenn die Abgeordneten des Brandenburger Landtages ab dem kommenden Jahr zu ihren Sitzungen im Plenarsaal zusammenkommen, werden sie möglicherweise auf eine Baustelle schauen. Denn die vor der Landtagsfront zur Haltestelle Alter Markt gerade erst verlegte Trasse für Busse und Straßenbahnen muss womöglich grundlegend saniert werden.

Wiederholt musste auf dem im Jahr 2009 fertiggestellten Abschnit bereits das Pflaster ausgebessert werden. Immer wieder gibt es Schäden. Zuletzt musste der Abschnitt am vergangenen Wochenende gesperrt werden. Von Freitag bis Samstag waren Arbeiter damit beschäftigt, lose und gebrochene Pflastersteine zu entfernen. Doch das aufwendig verlegte Pflaster wurde diesmal im Gegensatz zu früheren Ausbesserungen nicht ersetzt. Die Arbeiter füllten die Löcher lediglich mit Asphalt. Die Folge: Die Trasse um das prunkvolle Landtagsschloss, in dessen Umfeld der Sanierungsträger derzeit teilweise Granitplatten verlegt, sieht aus wie ein Flickenteppich.

Die häufigen Reparaturarbeiten sind offenbar auch dem Sanierungsträger aufgefallen. „Zu den immer wieder auftretenden Schäden am Pflaster der Gleistrasse in der Potsdamer Mitte ist ein Gutachten eingeholt worden“, teilte der Sprecher des Saneirungsträgers, Sebastian Scholze, auf PNN-Anfrage mit. Das Ergebnis werde derzeit mit allen Beteiligten geprüft. Details zum Inhalt des Gutachtens wollte Scholze nicht angeben. Wegen der nicht abgeschlossenen Prüfung und des Baustellenverkehrs im Landtagsumfeld habe man sich entschieden, „als Provisorium Asphalt zu verbauen“. Dies solle dazu beitragen, die Behinderungen an der Trasse möglichst gering zu halten.

Behinderungen gibt es tatsächlich: Am Freitag und am Samstag mussten wegen der Reparaturen acht Bus- und vier Nachtbuslinien umgeleitet werden. An der Haltestelle Alter Markt hielten deshalb gar keine Busse mehr. Die Haltestelle Lange Brücke wurde in Richtung Bahnhof nicht bedient. Die Straßenbahn war davon nicht betroffen. Busse wurden schon bei den vorangegangenen Sperrungen umgeleitet. Einmal gab es deswegen sogar einen Unfall. Im Jahr 2011 bog ein Busfahrer in den Abendstunden auf seine gewohnte Strecke am Filmmuseum ein, statt auf der Umleitung zu fahren – und fuhr den Bus direkt in der Haltstelle in einer mehrere Meter langen und 20 Zentimeter tiefen Grube fest. Verletzte gab es dabei nicht.

Kosten sind durch die häufigen Reparaturen bislang weder für den Potsdamer Verkehrsbetrieb (Vip) noch für den ebenfalls stadteigenen Sanierungsträger entstanden. „Die Reparaturen am Pflaster erfolgten bisher kostenneutral im Rahmen der Gewährleistung des beauftragten Bau-Unternehmens“, so Scholze.

Teuer war es schon vorher: Die Kosten für den Rück- und Neubau der Verkehrsanlagen für Bus und Tram in der Potsdamer Mitte lagen bei 13,8 Millionen Euro. Darin inbegriffen ist der gesamte Trassenabschnitt von der Babelsberger Straße am Hauptbahnhof bis zum Platz der Einheit, teilte der Sanierungsträger mit. Im Einzelnen entfielen 7,8 Millionen Euro auf den Bau der neuen Havelbrücke für Busse und Straßenbahnen, 5,3 Millionen Euro für den Bau der Gleise und 700 000 Euro für den Bau der Fahrleitungen der Tram.

Teile des Geldes sind offenbar nicht gut angelegt gewesen. Denn nach PNN-Informationen hält die Trasse, so wie sie ist, die bis zu 18 Tonnen schweren Linienbusse des Vip nicht aus. Die Pflasterung bricht immer wieder. Teilweise lockern sich die Steine großflächig.

Eine mögliche Grundsanierung könnte allerdings auch eine Chance sein, einen anderen Missstand im Landtagsumfeld zu beheben: Beim Bau der Trasse waren auch Kabeltunnel gebaut worden. Durch sie sollten bei TV-Übertragungen Kabel vom Landtag zu den Ü-Wagen im Lustgarten verlegt werden. Doch die Tunnel waren zu klein. Nicht mal die Stecker passten hindurch. Im vergangenen Jahr beschwerte sich deshalb die Landespressekonferenz bei Lantagspräsident Gunter Fritsch (SPD).

BAU AM GLEIS

Nicht nur am Landtagsschloss setzt der Potsdamer Verkehrsbetrieb derzeit Pflaster an den Gleisen der Straßenbahn instand. So gab es am gestrigen Montag auch Arbeiten auf dem Bahnhofsvorplatz. Dort wurden Pflastersteine ersetzt. Bauarbeiter waren auch in der Friedrich-Ebert-Straße in Höhe der Brandenburger Straße tätig. Dort wurde die Einfassung der Tramschienen zwischen den Pflastersteinen mit frischem Teer abgedichtet. So soll verhindert werden, dass Wasser eindringt und es im Winter zu Frostschäden kommt.

Zuletzt nutzte der Vip eine von Potsdams Großbaustellen, um seine Gleisanlagen gleich mit zu erneuern: Die Kreuzung von Berliner Straße und Nuthestraße war in den Herbstferien umgebaut worden. Für Autofahrer entstand für die Bauzeit eine lästige Engstelle. Auch die Straßenbahn fuhr nicht. Während der teilweisen Sperrung der Kreuzung erneuerte der Vip Gleise, Gleiseinfassung und Strommasten. In der Heinrich-Mann-Allee wird derzeit die Haltestelle Kunersdorfer Straße umgebaut. Der stadteinwärtige Bahnsteig wird auf drei Meter, der stadtauswärtige auf 2,50 Meter verbreitert. In Zukunft soll die Haltestelle barrierefrei sein und über ein Blindenleitsystem verfügen. Während der Bauarbeiten hält die Tram nicht an dieser Haltestelle. Ende Oktober soll alles fertig sein. Instandhaltungsarbeiten gab es auch an der Haltestelle Keplerplatz. (mar)

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