Landeshauptstadt: Fliegendes Auge mit acht Propellern
Gut für den Überblick: Die Potsdamer Firma Airvideo-Service macht Fotos und dreht Videos von Drohnen aus
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Dient dieses unbemannte Flugobjekt der Sicherheit von Ministerpräsident Matthias Platzeck? Das fragten sich einige Besucher des diesjährigen Dorf- und Erntefestes im brandenburgischen Muckwar, als sie über sich am Himmel ein achtarmiges Gerät von der Größe eines Autoreifens entdeckten, das dort leise surrend seine Runden zog.
Während der Potsdamer Daniel Erxleben diese Begebenheit erzählt, steht vor ihm auf einem Tisch seines Hauses im Potsdamer Stadtteil Eiche ein eigentümliches Fluggerät. Es ist ein Oktokopter, so teuer wie ein Mittelklassewagen, wie Erxleben erklärt. Acht dünne lange Arme – genauso viele wie ein Krake – hat der Miniflieger. Von einer rötlich-weißen Halbkugel im Zentrum des Fluggeräts gehen diese Ärmchen in alle Richtungen ab. An deren Enden befindet sich jeweils ein kleiner Rotor. Dieses sternförmige Konstrukt aus Halbkugel und Ärmchen wiederum ist auf ein Landegestell montiert.
Doch wer das Fluggerät betrachtet, dem wird schnell klar, dass für Erxleben das Fliegen kein Selbstzweck ist. Im Innern des Oktokopters hat der Potsdamer nämlich eine Kamera angebracht. Gemeinsam mit seiner Frau Stefanie bietet Erxleben seit Anfang des Jahres eine spezielle Dienstleistung aus großen Höhen an: Luftbildaufnahmen ohne Einsatz eines Flugzeugs oder Helikopters. „Professionelle Bilder aus neuen Perspektiven“, verspricht Erxleben in einem Flyer, mit dem er für seine Firma Airvideo-Service wirbt. Die Glienicker Brücke ist in dem Werbeprospekt ebenso aus der Vogelperspektive zu sehen wie die Landtagsbaustelle nebst Riesenrad im Lustgarten.
Erxleben gerät ins Schwärmen, wenn er von den technischen Möglichkeiten seiner imposanten Fluggeräte erzählt: So könne er von seinen Drohnen aus nicht nur Fotos schießen, sondern zum Beispiel auch atemberaubende Videos drehen, bei denen der Betrachter das Gefühl habe, die Kamera müsse eigentlich gleich im nächsten Moment gegen einen Baum prallen. Seine Fotodrohnen könnten überdies Kamerafahrten ersetzen. So habe er eines seiner Fluggeräte vor einiger Zeit neben einem fahrenden Auto fliegen lassen und dabei Videoaufnahmen gemacht.
Erxleben möchte, dass sein junges Unternehmen noch viel bekannter wird. Einzelne Aufträge, zum Beispiel von Werbeagenturen oder Hotels an der Ostsee, habe er bereits erhalten. Kommt ein Auftrag herein, fahren Erxlebens immer gemeinsam zum Kunden. Während Ehemann Daniel der Drohne per Fernsteuerung ihren Weg befiehlt, ist seine Frau Stefanie mit der Kamera beschäftigt. Auf dem Display ihres Fernsteuerungsmoduls kann sie in Echtzeit sehen, was in vielen Metern Höhe gerade vor die Fotolinse kommt. Im Idealfall ist der Kunde gleich mit dabei und verfolgt über einen eigenen Bildschirm das Fotogeschehen. Auf diese Weise kann er sogleich auf die Auswahl der Bilder oder Videosequenzen Einfluss nehmen. Während ein Flugzeug erst eine ganze Schleife drehen muss, um eine Aufnahme wiederholen zu können, habe man mit der Drohne sofort die Chance, ein neues Foto zu machen, hebt Daniel Erxleben die Vorzüge gegenüber der klassischen Luftbildaufnahme vom Flugzeug aus hervor. Durch die ausgeklügelte Technik seien zudem Vibrationen während des Fluges ausgeschlossen.
Erxlebens Drohne mit der rötlich-weißen Halbkugel in der Mitte kann ungefähr eine Viertelstunde in der Luft bleiben. Dann sind die Akkus des inklusive Kamera etwa viereinhalb Kilogramm schweren Fluggerätes verbraucht und müssen getauscht werden. Bis in 100 Meter Höhe dürfe die Drohne fliegen, sagt Erxleben. Was die Kameraausstattung anbelangt, so richte er sich ganz nach den Wünschen der Kunden. Selbst Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera seien kein Problem. Der Auftraggeber erhalte die Fotos jeweils digital im JPEG-Format sowie als RAW-Datei. Zu Preisen ab 190 Euro biete er gemeinsam mit seiner Frau diese besondere Art des Fotografierens an.
Doch wie steht es eigentlich um die heimlichen Wünsche so mancher Zeitgenossen? So machte vor einiger Zeit das Gerücht die Runde, die in Frankreich heimlich aufgenommenen Nacktfotos der britischen Herzogin Kate seien möglicherweise von einer Drohne aus entstanden. Also wie wäre es, wenn ein Kunde gern seine Nachbarin nackt beim Sonnenbaden ablichten lassen möchte? Am Ausspionieren anderer Leute habe man kein Interesse, sagt Stefanie Erxleben. „Das liegt uns fern“, stellt sie unmissverständlich klar. Wolle jemand das eigene Privatgrundstück von einer Drohne aus fotografieren lassen, empfehle sie sogar, zuvor die Nachbarn anzusprechen, damit die nicht von dem Fluggerät verunsichert werden. Auf dem Dorffest in Muckwar leisteten Stefanie und Daniel Erxleben übrigens selbst Aufklärungsarbeit unter den Festbesuchern: Bei der vermeintlichen Sicherheitsausstattung des Ministerpräsidenten handelte es sich nur um eine Fotodrohne der Erxlebens.
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