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Mögliche Asyl-Unterkunft in Neu Fahrland: Flüchtlinge in Asbestbau?
Für die Unterbringung von Flüchtlingen in Potsdam werden einige Standorte untersucht. Nun ist auch ein Gebäude in Neu Fahrland im Gespräch, das laut eines Gutachtens Asbest aufweise. Eine andere Untersuchung kommt zu einem widersprüchlichen Ergebnis. Nun soll ein neues Gutachten Klarheit bringen.
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Neu Fahrland - Die Stadt sucht händeringend nach Unterkünften für Flüchtlinge. Nun ist ein möglicherweise mit krebserregendem Asbest belastetes Gebäude als Standort im Gespräch. Das bestätigte Stadtsprecher Jan Brunzlow: „Wir werden ein Gutachten in Auftrag gegeben, ob das Haus geeignet ist und wie teuer eine möglicherweise nötige Sanierung ist.“
Es handelt sich um ein früher vom Land genutztes Schulungsgebäude in der Straße am Lehnitzsee, direkt neben der Villa Adlon. Der zweistöckige Flachbau mit diversen Büroräumen wird von dem Berliner Immobiliendienstleister „Morgenstern & Partner“ im Internet für 495.000 Euro zum Kauf angeboten. „Das Gebäude ist komplett renoviert“, heißt es unter dem Angebot.
Asbest im Innen- und Außenbereich?
Nicht erwähnt wird ein den PNN vorliegendes Gutachten aus dem Jahr 2009 für den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB). In der von einem Nuthetaler Ingenieurbüro für Umwelt verfassten Analyse kommt Gutachter Joachim Pohl zu dem Schluss, dass schwach gebundener Asbest sowohl im Innen- als auch im Außenbereich festgestellt worden sei, speziell an den Verkleidungen der Stahlträger. Schwach gebundene, giftige Asbestfasern könnten durch die Atemluft oder über die Haut aufgenommen werden, warnt der Gutachter. Ebenso fanden sich Asbestfasern im Putz der Außenfassade. Asbest wurde früher zum Beispiel als temperaturfester Dämmstoff eingesetzt.
Bei „Morgenstern & Partner“ habe man dieses Gutachten bisher nur gerüchteweise gekannt, sagte Geschäftsführer Klaus Mayer am Mittwoch auf PNN-Anfrage. Mehrfach habe man sich um die Studie bemüht – bisher erfolglos. Beim Kauf des Hauses sei er zumindest nicht auf eine mögliche Kontamination hingewiesen worden. Schon 2013 hatte er der Stadt das Haus als mögliche Flüchtlingsunterkunft angeboten – damals wurde das Angebot unter Verweis auf die Belastung noch abgelehnt (PNN berichteten). Allerdings verwies Mayer auch auf ein im vergangenen Oktober eingeholtes Gutachten der Tüv Nord Umweltschutz GmbH aus Hannover. Laut dieser ebenso vorliegenden Untersuchung wurde die Raumluft in drei Bereichen des Plattenbaus jeweils acht Stunden auf Asbestfasern getestet. Das Ergebnis: In den untersuchten Bereichen seien in der Luft keine Asbestfasern nachgewiesen worden.
Stadtsprecher Brunzlow sagte, ein weiteres Gutachten solle nun Klarheit schaffen – auch zu möglichen Sanierungskosten: „Wir wollen Flüchtlinge nicht in Asbesträumen unterbringen.“ 2009 ging man laut den PNN vorliegenden Angeboten von Fachfirmen von mindestens 80.000 Euro Sanierungskosten aus.
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