Landeshauptstadt: Flüchtlinge ziehen in den Staudenhof
Ab Sommer entsteht in dem Block am Alten Markt ein Wohnungsverbund wie in Potsdam-West
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Innenstadt - Im Staudenhof-Wohnblock am Alten Markt sollen künftig auch Flüchtlinge untergebracht werden. 25 der insgesamt 182 Wohnungen sollen ab dem Sommer Asylbewerbern zur Verfügung gestellt werden, wie Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) am gestrigen Donnerstag mitteilte. 40 bis 60 Personen könnten dort unterkommen. Die Pro Potsdam werde die Wohnungen in den kommenden Monaten sanieren und dann für die Flüchtlinge bereithalten.
Die zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten seien nötig, weil das Land erneut die Zuweisungsquote erhöht habe, sagte Müller-Preinesberger. „Wir gehen momentan davon aus, dass in diesem Jahr 250 weitere Flüchtlinge aus Eisenhüttenstadt zu uns kommen.“ In Eisenhüttenstadt befindet sich das Erstaufnahmelager für alle Flüchtlinge in Brandenburg. Von dort werden sie im Land verteilt – im vergangenen Jahr kamen so 195 Asylbewerber nach Potsdam.
Die Unterbringung im Staudenhof soll nach dem Vorbild Haeckelstraße in Potsdam-West erfolgen. Auch dort wohnen seit Ende vergangenen Jahres Flüchtlinge Tür an Tür mit Potsdamern (siehe Kasten). „Das läuft sehr gut“, sagte Müller-Preinesberger am Donnerstag. Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen sollen den Flüchtlingen im Staudenhof zur Verfügung gestellt werden, verteilt über den gesamten Wohnblock.
Wie in der Haeckelstraße sollen auch im Staudenhof die künftigen Nachbarn miteinbezogen werden. Eine erste Informationsveranstaltung findet am 19. Februar in der Aula der Rosa-Luxemburg-Straße in der Burgstraße statt – die Einladung haben die Anwohner bereits per Post erhalten.
Der Staudenhof sei wegen seiner zentralen Lage ideal für die Unterbringung der Flüchtlinge, sagte Müller-Preinesberger. Zum einen sei die Volkshochschule, an der auch Sprachkurse für Flüchtlinge angeboten werden, direkt nebenan. Auch die Nähe zur Nikolaikirche sei von Vorteil, weil die Gemeinde sich schon lange für Flüchtlinge engagiere. Und auch die Grundschule, eine Kindertagesstätte und Einkaufsmöglichkeiten seien nicht weit. „In vielen Brandenburger Kommunen werden Asylbewerber in Gemeinschaftsunterkünften auf der grünen Wiese oder im Wald untergebracht. Gerade für Familien ist das nicht geeignet“, sagte die Dezernentin. Um die Integration der Menschen zu fördern, sei eine Unterbringungen in der Innenstadt deutlich besser.
Langfristig sollen die Flüchtlingen in komplett eigene Wohnungen ziehen – doch für die Anfangszeit nach ihrer Ankunft aus Eisenhüttenstadt sei ein Wohnungsverbund mit sozialpädagogische Betreuung geeigneter, meinte Müller-Preinesberger. „Die meisten brauchen am Anfang noch Unterstützung, auch bei ganz einfachen Dingen.“ Das gehe los mit der Frage, wo der Bus fährt, wie ein Fahrplan zu entziffern ist oder wo man ein Ticket für die Fahrt bekommt. Hinzu komme, dass viele Flüchtlinge durch schreckliche Ereignisse in ihrem Heimatland traumatisiert seien und deshalb Hilfe bräuchten. Außerdem soll ebenso wie in den anderen Unterbringungen für Flüchtlinge eine Beratungsstelle geschaffen werden. Dorthin können sich die Menschen wenden, wenn sie zum Beispiel Unterstützung bei der Suche nach eigenen Wohnungen brauchen.
Wie lange der Wohnungsverbund im Staudenhof bestehen bleibe, sei noch offen, sagte Müller-Preinesberger. Im Gegensatz zur Haeckelallee, wo die betreffenden Wohnblöcke in zwei Jahren saniert werden sollen, gibt es für den Staudenhof bislang keine Befristung. Laut Stadtverordnetenbeschluss soll der Block in zehn Jahren abgerissen werden, doch Potsdams Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) hält von diesem Vorhaben nichts. Sollte er sich durchsetzen und der Staudenhof bestehen bleiben, würden auch die Flüchtlingswohnungen bleiben – so sie denn gebraucht werden.
Die Kosten für die Unterbringung, Betreuung und Beratung der Flüchtlinge werden größtenteils vom Land getragen, doch laut Müller-Preinesberger kann damit nicht alles gedeckt werden. Pro Flüchtling und Jahr stehen 9011 Euro zur Verfügung – für Miete, Grundsicherung, Krankenhilfe und sämtlichen Personalaufwand, den die Stadt hat. Dieser Betrag werde beispielsweise von den Kosten für die Krankenversorgung oft um ein Vielfaches übertroffen, sagte die Dezernentin. So gebe es im Wohnheim am Schlaatz ein schwerstbehindertes Kind, das einen speziellen Rollstuhl und Vorrichtungen im Badezimmer benötige. Weil das Heim eines der wenigen barrierearmen im Land sei, kämen viele Flüchtlinge mit Behinderungen nach Potsdam – auf den Zusatzkosten bleibe die Stadt aber sitzen, so die Beigeordnete: „Wir sind deswegen mit dem Land im Gespräch.“
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