Von Steffi Prutean: Flugdrachen schweben unterm Dach
Blitze in der Ballonhalle: In Lindenberg entsteht ein Wettermuseum
Stand:
Lindenberg - Blitze durchzucken die Halle, Flugdrachen schweben über den Köpfen der Besucher – so könnte sich das Wettermuseum Lindenberg (Oder-Spree) künftig einmal Besuchern präsentieren. Während die Drachen – sie transportierten einst Messgeräte in luftige Höhen – schon von der Decke hängen, sind die simulierten Blitze bisher nur eine Idee. „Wir wollen das Wetter und das breite Spektrum des Klimawandels anschaulich darstellen“, sagt der Vorsitzende des Vereins Wettermuseum Lindenberg (Oder-Spree) Bernd Stiller.
Seit zwei Jahren baut der Verein in Lindenberg, wo der Deutsche Wetterdienst ein Observatorium unterhält, das Museum auf. Es soll über den Forschungsstandort informieren und sich mit Fragen des Klimawandels befassen. Auch ein Schülerlabor ist geplant.
Der Verein kaufte zwei Grundstücke und richtete zunächst die unter Denkmalschutz stehende und 1936 erbaute Ballonhalle her. Sie diente einst zur Lagerung von Drachen und auch Ballonen, mit deren Hilfe die Stratosphäre erkundet wurde. Von hier aus schickten Wissenschaftler seit Anfang des 20. Jahrhunderts Messgeräte in den Himmel. „Lindenberg hält immer noch den Höhenweltrekord für Drachengespanne mit 9740 Meter Höhe von 1919“, berichtet Stiller. Und vor genau 100 Jahren startete eine Ostafrika-Expedition.
Der Vereinschef sprüht vor Ideen. „Ich habe tausend Visionen im Kopf.“ Stiller denkt an ein Besucherzentrum neben der nicht beheizbaren Ballonhalle aus Holz, den Ausbau des einstigen Windenhauses zu einem kleinen Platz für Experimente, an ein Café. Noch ist ein Museumsteil in einer früheren Schule untergebracht, wo Messgeräte, Wetterkarten, historische Fotos und Bücher zu sehen sind.
Das Wichtigste sei jetzt, dass der Verein für die geplanten Umbauten – sie reichen von Toiletten bis zu mehr Ausstellungsfläche – seinen Eigenanteil erbringe, betont der Meteorologe. Erst dann könnten Fördermittel beantragt werden. „80 000 Euro muss der Verein selbst beisteuern.“ Das kleine Museum erhält bereits Unterstützung. So habe das Observatorium Leihgaben zur Verfügung gestell, sagt dessen stellvertretender Leiter Frank Beyrich. Bei Führungen hätten Besucher Teile des Observatoriums ansehen können, und es habe auch schon gemeinsame Veranstaltungen gegeben. „Das Museum ist eine Chance, die Geschichte des Standortes Lindenberg aufzuzeigen und für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen.“ Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) hat 2007 für das Museum 500 Euro bereitgestellt. „Klimawandel und Klimaschutz sind zentrale Themen der Zukunft“, sagt Heike Hübener, Versitzende des DMG-Zweigverbandes Berlin-Brandenburg. Gerade die junge Generation müsse darüber informiert werden, um an Wissenschaft und Forschung teilzuhaben. Dazu leiste das Museum einen Beitrag. Auch wenn das entstehende Wettermseum hierzulande noch für sich werben muss, ist es am anderen Ende der Welt schon bekannt: So besuchte der stellvertretende Premierminister von Samoa, Misa Telefoni Retzlaff, im vergangenen Herbst Lindenberg. Er interessierte sich für die spätere Wirkungsstätte des Astronomen Otto Tetens (1865-1945), der von 1902 bis 1905 auf der Südsee-Insel ein geophysikalisches Observatorium aufgebaut hatte und dessen erster Direktor war. Von 1909 bis zur Pensionierung war er Hauptobservator in Lindenberg.
Weiteres im Internet:
www.wettermuseum.de
www.dmg-ev.de: www.dwd.de
Steffi Prutean
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: