Landeshauptstadt: Flugshow mit Uhu Willi und Falke Paula
Ilka Simm hat früheres Wetterdienst-Gelände gemietet und baut die Falknerei aus
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Ilka Simm hat früheres Wetterdienst-Gelände gemietet und baut die Falknerei aus Von Hella Dittfeld Uhu Willi hat das richtige Gewicht und den nötigen Hunger, um für die Futtersuche seine Flügel auszubreiten. Neugierig den Kopf um fast 360 Grad drehend sitzt er auf dem Falkner-Handschuh von Ilka Simm. Dass es nieselt stört ihn nicht die Spur. Er hat nur die Futterküken im Sinn, die es als Belohnung für geglückte Anflüge auf Federspiel oder Handschuh gibt. Er wurde zuvor gewogen und für gut konditioniert befunden. Neben Willi gehören drei Falken und ein Bussard zum Bestand der neuen Falknerei, die seit Anfang des Jahres zum Waldhaus Großer Ravensberg gehört und gerade am Ravensberggestell eingerichtet wird. Das Gelände nutzte zuvor der Deutsche Wetterdienst, der es aber nicht mehr benötigt und samt Gebäude an das Bundesvermögensamt zurückgab. Dem gefiel das Konzept des Waldhauses von allen eingereichten am besten und da auch die zuständige Oberförsterei ein gutes Wort für die Naturfreunde einlegte, bekamen sie das Terrain samt Turm, Bürogebäude und kleinem Observatorium erst einmal zur Miete mit späterer Option, es zu kaufen. „Alle Tiere“, betont Simm, die für ihre Arbeit mit den Greifvögeln extra den Falknerschein gemacht hat, „stammen aus Aufzuchtstationen.“ Sie haben also ihre Heimat Mittelasien, dort sind die Sakerfalken heimisch, oder Afrika – Heimat des Lannafalken – nie gesehen. Auf Potsdam-Ausflug sind sie jedoch trotz aller Dressurkunststückchen schon manchmal gegangen. „Das hat mir einige graue Haare eingebracht“, meint Ilka Simm. Doch auch die bravsten Zuchttiere bleiben nun einmal Raubvögel mit all ihren Instinkten. Wenn sie satt sind, dann scheint eine Ausflugstour mehr zu locken als das dargebotenen Futter. Die Tiere sind zwar mit Ring und Telefonnummer ausgerüstet, damit sie zurückgebracht werden können, doch bisher haben sie immer wieder allein nach Hause gefunden. „Die Vögel würden sich in freier Wildbahn kaum behaupten können, da sie das Jagen nicht gewöhnt sind“, meint die Greifvogelmutter. Außerdem käme zum schmerzlichen Verlust, schließlich seien ihr die Vögel ans Herz gewachsen und Sakerfalkendame Paula hüpfe oft hinter ihr wie ein Hündchen hinterher, auch noch ein erheblicher materieller. Ein Zuchtfalke kostet 500 Euro, ein Adlerbussard sogar 800. Aber Simms Untermieter fühlen sich wohl in ihrer neuen Voliere und auch die Amtstierärztin hat die artgerechte Haltung anerkannt. Bis zum Saisonbeginn 2005 ist nun noch eine Menge zu tun. Zu Willi, Paula und Co sollen noch einige gefiederte Mitbewohner kommen, darunter Steppenadler,Wüstenbussard und Schleiereule, außerdem wird ein Streichelzoo aufgebaut und die Gebäude müssen saniert werden, damit dort Seminare, Schulungen und Gruppenbesucher und für diese Toilette und Teeküche untergebracht werden können. Im Bürohaus sind die Handwerker schon an der Arbeit, der Turm, von dem man bis zum Alexanderplatz in Berlin gucken kann, ist noch unangetastet. Im kuppelförmigen Ex-Observatorium möchte sie gern eine Tonstation unterbringen, die die Flugvorführungen dann untermalen soll. Auch für deren Vorbereitung und das Training der Vögel werden Herbst und Winter genutzt. „Wir wollen Umweltbildung anbieten, über die Geschichte der Falknerei erzählen und die Greifvögel im Flug zeigen. Man wird sie aber auch mal streicheln können“, sagt die Waldhaus-Leiterin, die auch noch im Landesjagdverband mitmischt und Obfrau für den „Lernort Natur“ ist. Zurzeit hat Ilka Simm zwei Helferinnen, die ein freiwilliges ökologisches Jahr ableisten und drei Praktikantinnen als Unterstützung. Auch Lebensgefährte Malermeister Joachim Schönholz packt zu, wann immer er Zeit hat. Zudem hat sie sich bei der Arbeitsagentur um vier Ein-Euro- Jobs beworben und wird sie für den Aufbau der Station wohl auch bewilligt bekommen. „Dann geht es schneller mit den Renovierungsarbeiten und dem Aufbau des Streichelzoos “, meint sie. Mit der Falknerei fing alles übrigens im Hauptstandort am Großen Ravensberg an. In Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Berlin werden dort kranke Greifvögel gepflegt. „Doch wer sich um kranke Tiere sorgt, möchte auch mal mit gesunden arbeiten“ , so Simm. Für Flugübungen sei aber in der Hauptstation kein Platz. Mit seinen vielseitigen Angeboten wie Basteln mit Naturmaterialien, Lagerfeuer, Schatzsuche und Waldführungen und Übernachtungsangeboten ist das Waldhaus jedoch überaus beliebt, zählt monatlich 750 bis 1200 Besucher und finanziert sich über Unkostenbeiträge, Sponsorenunterstützung und Fördermittel. Und ähnlich soll sich auch die Falkenstation tragen.
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