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Sabine Kunst über Wassermanagement weltweit

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In ihrem zweiten Leben will sie eine Persiflage schreiben. Titel: „Über Vorträge und Bahnverbindungen“. Das kündigte Sabine Kunst, die Präsidentin der Universität Potsdam, an, als sie am Sonntag mit viertelstündlicher Verspätung zur Vorlesung im Alten Rathaus am Neuen Markt eintraf. Etwa 60 Zuhörer, ungefähr doppelt so viele wie an anderen Sonntagen, waren zur monatlich stattfindenden Vorlesung gekommen – trotz Ausflugswetter und Konkurrenzveranstaltungen wie dem Tulpenfest. Für die Uni-Präsidentin, die ihre ersten hundert Tage im Amt gerade hinter sich hat, war es die Chance, sich den Potsdamern mit ihrer fachlichen Arbeit vorzustellen.

Sie entschied sich für einen Rundumschlag zum Thema Wasser, passend zum von der Landeshauptstadt ausgerufenen „Jahr des Wassers“. Kunst berichtete von Projekten in Asien, Südamerika und Afrika, an denen sie als Wasserbauingenieurin in den vergangenen Jahren beteiligt war.

Mit vielen Fotos illustrierte sie dabei die These, dass es sich beim Wasser um das „Gold des 21. Jahrhunderts“ handelt. Ob in brasilianischen Slums, in der Mexikanischen Hauptstadt, in vietnamesischen Dörfern, im Kaffeeland El Salvador oder am Fuß des Kilimandscharo: Die Wasserproblematik ist global ein Thema.

Dabei sind gut 70 Prozent der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt. Doch das als Trinkwasser nutzbare Süßwasser wird immer weniger, erklärte Kunst. (Siehe auch nebenstehender Beitrag). Nordeuropa ist dabei – weltweit gesehen – eine „Insel von Glückseligen“, so die Uni-Präsidentin. Denn Wasser sei in Deutschland höchstens ein Thema für die Freizeit- und Erholungsindustrie. Wasser in Lebensmittelqualität aus dem Wasserhahn – hier eine Selbstverständlichkeit – sei dagegen weltweit eine Rarität. Denn immer noch lebten 1,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zur Wasserversorgung. 2,4 Milliarden müssen ohne funktionierende Abwasserversorgung auskommen, sagte Kunst. Die hygienischen Probleme, die das mit sich bringt, sind hierzulande längst Geschichte.

Mit Wasserressourcen von 2080 Kubikmeter pro Person und Jahr gehöre Deutschland zu den Ländern auf der Welt, die Wassermangel nicht kennen. Doch schon in Großbritannien sieht es anders aus: Mit 1207 Kubikmeter pro Einwohner und Jahr liege das Königreich als Wassermangelland hinter Somalia (1337). Schwerer Mangel herrsche zum Beispiel in Israel (346) und Kuwait (10).

Gerade in Entwicklungsländern könne sich der Zustand mit zunehmender Industrialisierung sogar noch verschärfen, warnte Kunst: Der Wasserbedarf der Industrie könne in den nächsten zehn Jahren von bisher 15 auf 24 Prozent steigen. Institutionen, die über die Verteilung von Wasser entscheiden, fehlten bisher. Kunst sprach von einem Teufelskreis“. Denn es bestehe ein „direkter Zusammenhang zwischen Armutsbekämpfung und besser bewirtschafteten Wasserressourcen“. Sie plädierte für den dezentralen Ansatz im Wassermanagement. Genau so wichtig wie die Bereitsstellung moderner Brunnentechnik sei die Mitarbeit der Bevölkerung vor Ort. Jana Haase

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