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Landeshauptstadt: Fluxus-Auto falsch geparkt

Kulturanbieter der Schiffbauergasse gegen „Konservierung“ und Wohnungen, die Angebote bedrohen

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Kulturanbieter der Schiffbauergasse gegen „Konservierung“ und Wohnungen, die Angebote bedrohen Die Kulturanbieter in der Schiffbauergasse sind aufgebracht. Grund ist das Fluxus-Projekt. Bereits im nächsten Jahr möchte der Sammler von Vostells Fluxus-Kunst, Heinrich Liman, ein Museum in Form eines Riesen-Blechautos am Kulturstandort dauerparken. Dort hin, wo derzeit das „fischhaus“ steht und der „fabrik“-Biergarten boomt und perspektivisch ein kleiner Stadtgarten mit Spielplatz oder auch eine Kunsthalle vorgesehen waren. Niemand habe im Vorfeld mit ihnen über das Vorhaben gesprochen, um auch ihre Meinung zu hören, beklagen die künstlerische Leiterin der „fabrik“, Sabine Chwalisz und Waschhaus-Geschäftsführer Michael Wegener gegenüber den PNN. Deshalb sahen sie sich gezwungen, an den Oberbürgermeister einen Brief zu schreiben (datiert vom 29. August), der allerdings noch nicht beantwortet wurde. Darin betonen sie – wie auch die Mitunterzeichner HOT-Intendant Uwe Eric Laufenberg, Jens Uwe Sprengel vom T-Werk, Frank Reich vom Landesverband Freier Träger, Rainer Fürstenberg vom Kunsthaus Gahlberg-Strodehne sowie Detlef Franke von der LAG Soziokultur – dass Limans Projekt einfach nicht ins Profil des Standortes passe. „Hier geht es um lebendige Kunst, die vor Ort entsteht. Fluxus hatte hingegen 1965 die letzte große Sternstunde.“ Auch die verschwindend kleine Fläche von 170 Quadratmetern für Wechselausstellungen könne dies nicht wett machen. „Ganz Potsdam ist schon ein Museum, das wäre der Anfang der Konservierung auch in der Schiffbauergasse“, glaubt Michael Wegener. Verstärkung im Bereich Bildender Kunst wünsche er sich durchaus, aber im Sinne von etwas Frischem, konzeptionell Neuem. Wenn das Grundstück am Wasser verkauft ist, sei auch das Thema Kunsthalle am Standort vom Tisch. „Wir finden es sehr willkürlich, gleich beim ersten Angebot, dieses Filet-Grundstück an Liman, dem Freund vom Sanierungsträger-Chef Ernst Jesse, verkaufen zu wollen. Auch glauben wir nicht an die Finanzierbarkeit. Liman setzt bei seinen Einnahmen auf jährlich 50 000 Besuchern. Bei allem Respekt: aber da überschätzt er sicher die Magie seiner Sammlung. Und wenn sein Konzept mit der Kunst nicht aufgeht, bleibt dann ein Bürohaus mit Blick zum Wasser übrig?“ Auch mit der Architektur können sich die einstigen „Pioniere“ des Areals nicht anfreunden: „Sie ist ein kitschiges Plagiat der einstigen Vostell-Kunst“, spitzt Wegener zu. Er sieht sich ebenso wie Sabine Chwalisz enttäuscht, dass sich nicht die Kulturbeigeordnete moderierend in die inhaltliche Ausrichtung der Schiffbauergasse einbringe. „Eine gestaltende Hoheit in Zusammenarbeit mit den Kulturakteuren vor Ort findet nicht statt. Und dieses Vakuum wird gefüllt von Leuten wie Herrn Jesse“, so Sabine Chwalisz. Sorge bereite ihnen zudem, dass der Entwurf des Bebauungsplans verändert werden soll. „In das Gewerbegebiet möchte man künftig auch Wohnungen integrieren, weil es sich besser rechnet. Wohnungen an einem lebendigen Kulturstandort – die Prozesslawine gegen den Lindenpark wäre eine Lappalie gegen das, was sich dann hier abspielen würde“, befürchten sie. Heidi Jäger

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