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Landeshauptstadt: Folgen des Klimawandels teurer als Klimaschutz

Klimafolgenforscher diskutieren mit Unternehmern über ökonomische Aspekte des Klimaschutzes

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Dass wir ein Problem haben, sei in vielen Köpfen immer noch nicht angekommen, sagte Dr. Manfred Stock vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Dienstagabend in einer Sitzung mit Mitgliedern der Ausschüsse für Industrie und Forschung, Umwelt und Verkehr der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK). Dies zu ändern sei die wichtigste Managementaufgabe für das PIK. Er habe dabei das Gefühl, in der Wirtschaft oft mehr Gehör für Fragen des Klimaschutzes zu finden, als in manchen Teilen der Politik oder der Behörden.

In seinem Vortrag über die Auswirkungen des Klimawandels fasste er noch einmal die wichtigsten Forschungsergebnisse zusammen: rasante Erderwärmung, ebenso rasanter Anstieg der Kohlenstoffdioxid- Konzentration, beides mit noch nicht abzusehenden Folgen, und speziell für die Region Brandenburg eine zunehmende Wasserknappheit. Es gelte, eine Doppelstrategie zu verfolgen. Man müsse Konzepte entwickeln, um das Unvermeidbare zu beherrschen, aber auch versuchen, das Unbeherrschbare zu vermeiden.

Im zweiten Vortrag des Abends widmete sich Dr. Ottmar Edenhofer vom PIK den Fragen: Was kostet der Klimawandel, was kostet der Klimaschutz? Es gehe ihm nicht darum, Prognosen darüber abzugeben, was vielleicht passieren wird, sondern zu überlegen, was man erreichen will, um die negativen Folgen des Klimawandels zumindest einzudämmen, und wie sich das erreichen lässt. Ein solches Ziel sei, die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur auf maximal 2 Grad zu beschränken. Dies ließe sich nach Berechnungen des PIK mit einem Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreichen. Demgegenüber stünden Kosten des Klimawandels in Höhe von mindestens fünf Prozent des BIP.

Edenhofer kritisierte in seinem Vortrag, dass die, seiner Meinung nach sinnvolle, Vergabe von Emissionszertifikaten, kostenlos erfolgt sei, was vor allem den Stromversorgern entgegenkommen würde, welche die Preise trotzdem erhöht haben. Besser wäre seiner Meinung nach eine Auktionierung der Zertifikate gewesen. Das hätte zwangsläufig zu mehr klimafreundlichen Innovationen geführt. Energieeffizienz bezeichnete er als das Thema der nächsten Jahre. Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch ließen sich in absehbarer Zeit nicht entkoppeln, wohl aber Wirtschaftswachstum und Stromverbrauch, beantwortete er die Frage von Dr. Sven Birk von der IHK, ob eine Senkung der Kohlenstoffdioxidemissionen mit einer Regression einhergehen müsse, da Wirtschaftswachstum bisher immer mit einem Anstieg der Emissionen verbunden war. Alle Forschungen zu dem Thema kämen zu diesem Ergebnis. Außerdem plädierte Edenhofer dafür, sich von der Idee der Autarkie im Energiebereich dringend zu verabschieden. Dies sei ein Leitbild der 80er Jahre, überdies sinnlos, und verhindere eine effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen.

Die Veranstaltung wurde von den IHK-Vertretern mit Interesse verfolgt und positiv bewertet. Weitere sollen folgen. Was sich dann in den Köpfen bewegt, bleibt abzuwarten. Sebastian Ehrlich

Sebastian Ehrlich

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