Landeshauptstadt: Förderung soll verbessert werden
Stadt verhandelt mit Schulamt über Fälle von seelischer Behinderung
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Die Stadtverwaltung will das Bildungsministerium Brandenburgs und das Staatliche Schulamt stärker in die Pflicht nehmen. Grund sind die rasant gestiegenen Fallzahlen von Familien, deren Kinder wegen seelischer Behinderung finanzielle Unterstützung bekommen.
Lag die Zahl im Dezember 2008 noch bei 43, kletterte sie bis Mai 2010 auf 197 und liegt aktuell bei 194, wie Sozialdezernentin Elona Müller am Dienstagabend im Sozialausschuss erklärte. Der weitaus größte Teil davon seien Kinder, die an Legasthenie, also Rechtschreibschwäche, und Dyskalkulie – Rechenschwäche – leiden. Gerade bei diesen Fällen müsse jedoch besonders sorgfältig geprüft werden, ob den Betroffenen nicht in der klassischen Schulförderung geholfen werden könne, statt die teuren Finanzleistungen in Anspruch zu nehmen. Es gehe nicht darum, den Kindern eine Leistung vorzuenthalten, betonte Müller. Allerdings könne „nicht jeder Lernrückstand über relativ kostenintensive Wiedereingliederungshilfen ausgeglichen“ werden. Wie berichtet, muss die Stadt in diesem Jahr rund 2,5 Millionen Euro an Unterstützung zahlen. 2009 waren es nur 1,9 Millionen Euro.
Das Staatliche Schulamt in Brandenburg an der Havel sei sich der Problematik bewusst, so Müller. Gemeinsam suche man nun nach neuen Strategien. Auch an Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) habe man sich gewandt. Müller forderte beispielsweise, den schulpsychologischen Dienst einzuschalten. Dieser könne schon vorab einschätzen, ob in einem speziellen Fall eine seelische Behinderung drohe und somit eine finanzielle Unterstützung notwendig sei oder ob die Schulförderung ausreiche. Doch gerade diese müsse generell verbessert werden, sagte Müller. Oft böten Schulen Förderungsmaßnahmen zu „unattraktiven Zeiten“ an, sodass für die Schüler anderer Unterricht ausfiele. Mitunter fänden die Förderangebote auch nicht an der Schule, sondern an einem anderen Standort statt, was längere Wege zur Folge habe. Diese Gründe führten dazu, dass sich womöglich viele Betroffene scheuten, Schulförderung in Anspruch zu nehmen und stattdessen gleich finanzielle Unterstützung beantragten.
Müller erklärte, der Anstieg der Fallzahlen sei nicht nur ein Potsdamer Problem. Laut dem Deutschen Städtetag gebe es die gleiche Entwicklung überall im Bund. Müller zeigte sich zuversichtlich, dass man mit dem Schulamt zu einer Lösung kommen werde. Werde die Schulförderung besser genutzt, könne die Stadt „langfristig“ auch wieder eine Reduzierung der Ausgaben erreichen. pee
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