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Landeshauptstadt: Förderverein für Synagoge gegründet Ziel: Sichtbares Zeichen jüdischen Lebens

Nauener Vorstadt - Vom Synagogen-Bauverein abgelehnte Bürger und weitere Interessierte haben gestern Abend den Synagogen-Förderverein Potsdam e.V.

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Nauener Vorstadt - Vom Synagogen-Bauverein abgelehnte Bürger und weitere Interessierte haben gestern Abend den Synagogen-Förderverein Potsdam e.V. gegründet. Nahezu 100 Bürger kamen zur Gründungsversammlung in die Evangelische Grundschule in der Nauener Vorstadt. „Wenn wir im Bauverein keinen Raum für die Darlegung unserer Ansichten haben, müssen wir uns einen eigenen Raum dafür schaffen“, erklärte die Richterin Jana Kadegis. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde Potsdam, Ud Joffe, leitete die Gründungsversammlung, die eine Satzung diskutierte und beschloss. Darin heißt es: „Der Synagogen-Förderverein Potsdam e.V. steht für die Errichtung, Einrichtung und sichere Betreibung einer Synagoge in Potsdam.“ Als zentrales Gebäude im Zentrum der Stadt soll diese „ein unmissverständliches und sichtbares Zeichen für das jüdische Leben in Potsdam und als Landessynagoge in Brandenburg sein“. Joffe schloss gestern nicht aus, dass sich der Förderverein eines Tages zu einem Bauverein umwandelt.

Anlass der gestrigen Vereinsgründung ist die Weigerung des Vorstandes des Synagogen-Bauvereins, Bürger als Mitglieder aufzunehmen, die den Synagogen-Entwurf von Jost Haberland kritisieren. Der Entwurf wird von den Kritikern – Juden wie Nicht-Juden – als architektonisch wenig attraktiv kritisiert. Als Synagoge sei er nicht erkennbar.

Joffe hatte im Vorfeld der Gründung des Fördervereins gegenüber den PNN erklärt, der Verein werde auch dem inhaltlichen Austausch von Juden und Nicht-Juden in der Stadt dienen. Wiedergutmachung bedeute nicht, eine Synagoge zu bauen. „Wichtig ist, dass das Verhältnis zwischen den Menschen wieder gut wird“, findet der aus Israel stammende Potsdamer. Die Debatte über die künftige Potsdamer Synagoge habe geholfen, viele „Verklemmungen“ abzubauen. Joffe zufolge sei bereits viel von „der Angst vor jüdischen Themen“ in der Potsdamer Bürgerschaft abgebaut worden. „Natürlich“, bekräftigte Joffe, dürften sich auch Potsdamer Nicht-Juden in der Frage der Gestalt der künftigen Synagoge in Potsdams Mitte einbringen. Joffe: „Ich wünsche mir da einen hemmungslosen Austausch.“ Der Bau der Synagoge müsse dazu beitragen, „das Verständnis für einander zu mehren“. Die Diskussionen im Zuge des Potsdamer Synagogenstreits haben Joffe zufolge dazu beigetragen, „dass sich viele Leute innerlich befreit haben“. Der Bau einer Synagoge in Potsdam sei genauso eine öffentliche Angelegenheit wie der Wiederaufbau der Garnisonkirche.

Zur vom Land Brandenburg vorfinanzierten Synagoge in der Schloßstraße sagte Joffe, es gebe viele unbeantwortete Fragen. Es existiere weder ein Nutzungskonzept noch ein Betreiberkonzept. Jetzt werde mit dem Entwurf des Berliner Architekten Haberland nach einem Raumplan des Bauvereins ein Gebäude errichtet, „der null Euro einbringt“. Völlig unklar sei, wie eine Stiftung die 60 000 Euro aufbringen soll, die der Unterhalt des Hauses kosten wird. Joffe: „Es gibt tausend ungelöste Fragen.“ Guido Berg

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