Homepage: Forscher stärker fördern Der Hochschulverband tagte in Potsdam
Die Einzelförderung für Forscher muss verbessert werden. Das war Konsens auf der 61.
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Die Einzelförderung für Forscher muss verbessert werden. Das war Konsens auf der 61. Tagung des Deutschen Hochschulverbandes, die dieses Jahr in Potsdam stattfand. Mit 170 Delegierten aus unterschiedlichen deutschen Hochschulen wurde am Dienstag das Verhältnis von Wissenschaft Politik und Qualitätsförderung neu erörtert. In Brandenburg sei die Drittmittelförderung für die Hochschulen in den letzten Jahren „exorbitant gestiegen“, sagte Sabine Kunst, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg, gegenüber den PNN. Das könne als Qualitätsmerkmal gelten, denn viele dieser Drittmittel seien nach bundesweiten Wettbewerben an die Brandenburger Universitäten gegangen.
Aber es gäbe auch Forschungsthemen, die nicht dem Mainstream entsprächen und deshalb nur schwer eine Förderung finden könnten, ergänzte die Ministerin Kunst. Durch die Förderung würden so auch die Themen der Wissenschaft bestimmt. Besonders deutlich werde das Dilemma, wenn man die Summen von Fördergeldern, die in große Forschungsprogramme fließen, mit der Summe vergleiche, die für die sogenannte „Individualförderung“ ausgegeben werde, so Kunst. Persönlich wünsche sie sich mehr Förderung für Übergangsbereiche in der Wissenschaft, zum Beispiel zwischen Chemie und Medizin, oder Geowissenschaften und Politik.
Michael Wolffsohn, Professor der Universität der Bundeswehr München, formulierte seine Kritik noch etwas drastischer: „Keine Spitzenforschung ohne Breitenförderung“, sagte er. Wo genau die von der Politik gewünschte Exzellenz beginne, könnte noch niemand genau definieren. So könne auch Exzellenzförderung an „faktischer Exzellenz“ vorbeigehen, warnte Wolffsohn.
Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) Bernhard Kempen sprach sogar von einer Gefährdung der Freiheit der Wissenschaft, die dazu mit einer chronischen Unterfinanzierung der Hochschulen einhergehe. Deutschland sehe sich zwar gerne als Wissenschaftsnation, sei aber nur bereit, 8,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Wissenschaft auszugeben. In anderen Ländern liege der Standard längst bei zehn Prozent.
Dass hier bundesweit ein Defizit beseitigt werden müsse, sei nicht nur während der Tagung am Missmut über die „Mainstreamforschung“ sichtbar geworden, sondern ganz konkret am Missverhältnis zwischen Lehrstellen und Studierenden ablesbar. Zu vielen hochqualifizierten und ausgezeichneten Forschern könnte keine Arbeit angeboten werden. Seiner Schätzung nach würden zur Zeit bundesweit über 10 000 Stellen an den Universitäten fehlen.
Ein weiteres großes Thema, das den Hochschulverband zur Zeit beschäftige, so Kempen, sei wissenschaftliches Fehlverhalten. Datenfälschung und Plagiatsfälle schädigten das Ansehen derer, die sich ihre Leistungen ehrlich erarbeiteten. Deswegen fordert der Hochschulverband, dass in Zukunft für Abschlussarbeiten alle möglichen Kontrollmöglichkeiten an allen Hochschulen verpflichtend genutzt werden müssten. Ein Anfang wäre, dass jede Arbeit auch als CD-Rom vorgelegt werde und mit einer eidesstattlichen Erklärung, könnten Hochschulen in Plagiatsfällen mit einer Klage reagieren. Undine Zimmer
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