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Trotz des Ausbaus erneuerbarer Energien ist der Anteil des klimaschädlichen Kohlestroms in Deutschland 2012 gestiegen: Hier das Braunkohlekraftwerk von Vattenfall in Jänschwalde.

© dpa

KLIMASCHUTZ: Forscher: Weiteres Zögern unverantwortlich

Potsdamer Klimaforscher sprechen sich für zügige Umsetzung des Klimaschutzes aus. Wichtig sei neben neuen Technologien auch eine Reform des europäischen Emissionshandels und dessen weltweite Umsetzung

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Der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf warnt vor weiteren Verzögerungen beim Klimaschutz. Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau hält Rahhmstorf nach wie vor für möglich. Allerdings müsste dafür in den kommenden Jahrzehnten ein kompletter Umstieg von fossiler auf klimafreundliche Energie gelingen. „Wenn wir jetzt anfangen müssen wir in rund 50 Jahren bei Nullemissionen ankommen.“ Später werde der Spielraum immer geringer und der Umbau deutlich teurrer. „Es wäre also unverantwortlich, weiterhin zu zögern“, sagte der Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im PNN-Interview.
Der jüngst vorglegte Bericht des Weltklimarates (IPCC) zeige, dass der nötige weltweite Umbau des Energiesystems kostengünstig machbar sei. „Als Normalbürger würde man das kaum spüren“, so Rahmstorf. Die größte Herausforderung liege im politischen Bereich: „Es mangelt an Entschlossenheit, das Problem wirklich anzupacken.“
Hoffnung mache allerdings der Siegeszug der erneuerbaren Energien. So habe die EU seit 1990 ihre CO2-Emissionen um fast 20 Prozent reduziert, während die Wirtschaft um rund 45 Prozent gewachsen ist.
Der Chefökonom des PIK, Otttmar Edenhofer, rückte indes die Auswirkungen der aktuellen Kohle-Renaissance in den Fokus. Dies könne zu einer Erderwärmung von vier Grad statt der als Ziel gesetzten maximal zwei Grad führen. Für den Klimaökonom ist der Emissionshandel primär für erfolgreichen Klimaschutz: „Wenn wir die Kohlesubventionen abschaffen würden, dann wäre schon viel getan für den Klimaschutz.“ Zudem müsste jede ausgestoßene Tonne Kohlendioxid zunächst 20 Euro kosten, schlägt Edenhofer vor, bei stetiger Steigerung des Betrags. „Das ginge etwa mit einer Klimabank, ähnlich der Europäischen Zentralbank, die CO2-Zertifikate aus dem Handel nimmt, wenn es zu viele gibt.“ (mit dpa)

Ein ausführliches Interview mit Stefan Rahmstorf lesen Sie in der Mittwochausgabe der PNN

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