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Landeshauptstadt: Forschung unter „ferner liefen“

Eine Umfrage zeigt: Im Bewusstsein der Bürger spielt Potsdams Wissenschaftsvielfalt kaum eine Rolle

Von Peer Straube

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Potsdam ist einer der bedeutendsten Wissenschaftsstandorte Deutschlands – doch noch immer spiegelt sich das nicht im Bewusstsein seiner Bürger wieder. Brandenburgs Landeshauptstadt wird von den Einwohnern vor allem als Stadt der Welterbeschlösser und -gärten wahrgenommen, reich an historischen Sehenswürdigkeiten. Forschung und Wissenschaft rangieren in der öffentlichen Wahrnehmung unter „ferner liefen“, wie eine aktuelle Bürgerumfrage zum Thema „Potsdam als Wissenschaftsstadt“ zeigt, die die Stadtverwaltung jetzt auf ihrer Homepage im Internet veröffentlicht hat. Befragt wurden gut 1400 Potsdamer aus allen Stadtteilen, das Ergebnis ist nach Angaben der Stadt repräsentativ. Gestellt wurden sowohl Fragen zu Potsdams Wissenschaftslandschaft als auch allgemeine zum öffentlichen Bild der Stadt. Die PNN geben einen Überblick über die Ergebnisse.

Wofür Potsdam steht

Kaum verwunderlich: Im Bewusstsein seiner Einwohner ist Potsdam vor allem für seine Schlösser und Parks bekannt: 55 Prozent der Befragten gaben an, die Stadt stehe vor allem für ihr Unesco-Welterbe. Mit großem Abstand (17,7 Prozent) folgen auf Platz zwei die anderen historischen Sehenswürdigkeiten, wie das Holländische Viertel. Je rund vier Prozent der Befragten glauben, dass Potsdam vor allem als Medienstandort oder als Stadt am Wasser wahrgenommen wird. Dass Potsdam insbesondere für Forschung und Wissenschaft steht, glauben lediglich 2,7 Prozent der Umfrageteilnehmer. Besonders bitter: In der ersten Umfrage dieser Art vor fünf Jahren waren es immerhin noch 4,9 Prozent.

Potsdams Wahrzeichen

Spannend waren die Antworten auf die Frage, mit welchen Symbolen, Wahrzeichen oder Personen die Teilnehmer Potsdam vor allem verbinden. Erwartungsgemäß wird diese Liste mit 26,6 Prozent von Sanssouci angeführt, gefolgt von dessen Bauherrn Friedrich II. mit 13,3 Prozent. Auf den Plätzen drei und vier folgen – bereits mit deutlichem Abstand – das Holländische Viertel (4,3 Prozent) und die Glienicker Brücke (3,3 Prozent). Das Landtagsschloss belegt den zehnten Platz und landete damit beispielsweise vor der Nikolaikirche und dem Brandenburger Tor. Auch Wahlpotsdamer und TV-Moderator Günther Jauch hat es in die Top Ten geschafft: 2,5 Prozent der Befragten verbinden seine Person sofort mit Potsdam, damit landete er auf Platz sechs. Mäzen Hasso Plattner (1,0 Prozent) belegt in dieser Liste im Übrigen Platz 18, Wolfgang Joop Platz 22 (0,9 Prozent). Umstrittene Gebäude wie das Mercure-Hotel und die Garnisonkirche rangieren im Mittelfeld, das DDR-Hochhaus hat mit 1,0 Prozent gegenüber 0,9 Prozent für die Kirche ganz leicht die Nase vorn. Unter den Personen, die die Befragten mit Potsdam assoziieren, finden sich unter anderem Matthias Platzeck (0,8 Prozent), Peter Joseph Lenné (0,7 Prozent) und Manfred Stolpe (0,6 Prozent). Oberbürgermeister Jann Jakobs lag mit 0,4 Prozent übrigens gleichauf mit Karl Friedrich Schinkel.

Das Bild der Wissenschaft

Immerhin: Insgesamt 95 Prozent aller Befragten finden, die Wissenschaftler und Studenten seien für Potsdam eine Bereicherung. 94,1 Prozent glauben, dass die Wissenschaft auf die Entwicklung der Stadt einen positiven Einfluss hat. Allerdings meinen auch 87,4 Prozent der Umfrageteilnehmer, die wissenschaftlichen Einrichtungen sollten sich stärker in der Öffentlichkeit präsentieren. Andererseits erklären fast 61 Prozent, die wissenschaftlichen Einrichtungen seien gut in der Stadt wahrnehmbar. Dazu passt, dass lediglich ein knappes Drittel der Befragten überhaupt weiß, dass sich im Bildungsforum inzwischen eine Wissenschaftsetage befindet, in dem sich alle wichtigen Potsdamer Institutionen der Branche präsentieren. Und lediglich 13,3 Prozent der Umfrageteilnehmer hat der Wissenschaftsetage bereits einen Besuch abgestattet. Der Rathauschef kündigte bereits an, dieses Manko zu beheben. „Wir alle müssen weiter daran arbeiten, die Wissenschaftsetage im Bildungsforum noch bekannter zu machen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Erfreulich stimmt das Stadtoberhaupt immerhin die Tatsache, dass fast 84 Prozent der Befragten erklärten, die Bedeutung der Wissenschaft in Potsdam werde nicht überbewertet.

Die Forschungsprominenz

Die mit Abstand bekannteste Wissenschaftseinrichtung ist bei den Potsdamern die Universität. Die Einrichtung, an der mehr als 20 000 Studierende eingeschrieben sind, wurde von 14,9 Prozent der Befragten genannt. Damit behauptete sie nicht nur ihren Spitzenplatz, sondern legte gegenüber 2010 mit 0,3 Prozent auch leicht zu. Auch auf den folgenden Plätzen hat sich nicht viel geändert. Die am zweithäufigsten genannte Einrichtung ist mit 11,2 Prozent das Hasso-Plattner-Institut am Griebnitzsee (2010: 10,2 Prozent). Es folgen das Geoforschungszentrum (GFZ) mit 7,8 Prozent, die Max-Planck-Institute mit 6,2 Prozent und die Fachhochschule mit 5,3 Prozent. Überraschend: Die Biosphäre, die von der Stadt als Wissenschaftseinrichtung gewertet wird, belegt mit 4,5 Prozent den sechsten Platz und landete damit vor so renommierten Forschungseinrichtungen wie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (4,3 Prozent), den Fraunhofer-Instituten (2,3 Prozent) oder dem Zentrum für Zeithistorische Forschung (0,4 Prozent).

Wer ist am beliebtesten?

Das Planetarium schlägt sie alle: Danach gefragt, welche bereits besuchte Einrichtung oder Veranstaltung den Potsdamern eine erneute Visite wert wäre, nannten fast 91 Prozent der Befragten die Einrichtung der Urania. 88 Prozent würden jederzeit wieder in die Biosphäre gehen und 82,5 Prozent meinen, der Einsteinturm wäre einen zweiten Besuch wert. Am häufigsten besucht wurde von den Umfrageteilnehmern die Biosphäre: Gut 85 Prozent gaben an, schon einmal dort gewesen zu sein. Auf den Plätzen dahinter folgen der Einsteinturm (52,1 Prozent), das Planetarium (50,7 Prozent) und das Bildungsforum (28,4 Prozent).

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