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Neu am Luftschiffhafen: Miriam Levy leitet das Internat der Sportschule.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Fortbildung für mehr Selbstsicherheit

Seit Anfang des Jahres ist Miriam Levy die Leiterin des Wohnheims der Sportschule und hat damit ein umstrittenes Erbe angetreten

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„Vorübergehend angekommen“ fühlt sich Miriam Levy im Wohnheim der Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“. Vorübergehend, weil ihr eigentlich ein Büro im geplanten Neubau am liebsten wäre, doch solange der nicht steht, werde sie den Blick auf den See genießen.

Dass sie angekommen ist, daran lässt die neue Wohnheimleiterin keinen Zweifel. Obwohl die Startbedingungen für die 49-Jährige im Januar nicht die besten waren: „Es gab keine richtige Übergabe, ich erbte einen Schrank voller Akten und ein Haus voller Kinder und Mitarbeiter“, sagt die studierte Pädagogin für Sport und Geschichte. Hinzu kamen Vorbehalte: Würde sie bleiben oder auch nach kurzer Zeit gehen wie die letzten vier Leiter? 2011 war die Leitungsebene innerhalb von nur wenigen Monaten nach schwerwiegenden Vorwürfen wegen Missbrauchsvorwürfen und Fehlverhalten zuerst suspendiert und dann mehrfach ausgetauscht worden.

Doch Levy, die eine Mischung aus Mütterlichkeit und Resolutheit ausstrahlt, bekommt einen Vertrauensbonus - und eine Grünpflanze geschenkt. Die Botschaft: Bitte richte dich bei uns für länger ein!

„Ich habe pädagogische und kaufmännische Erfahrung und komme auch aus dem Sport, ich war Teamleiterin und Trainerin der zweiten Bundesliga“, sagt Levy, die zuletzt in der offenen Jugendarbeit tätig war. Und schließlich finde sie als Mutter zweier erwachsener Kinder, von denen eines selbst eine Sportschule besuchte, schnell Kontakt zu Eltern, wisse aber auch, welches Pensum den Kindern hier abverlangt wird.

36 Erzieher kümmern sich um bis zu 400 Kinder auf den 14 Etagen des Hochhauses am Luftschiffhafen. Regelmäßig gebe es Beratungen mit allen Etagenvertretern, Schülern und Erziehern. „Bei Problemen hole ich alle an einen Tisch, Trainer, Erzieher, Eltern, Lehrer, Schüler“, sagt Levy. Was so einfach klingt, war anfangs etwas kompliziert. „Es gab auf den Etagen weder Rechner noch Telefone in den Erzieherbüros – wie sollte man da vernünftig kommunizieren?“, erinnert sie sich leicht amüsiert. Sie könne sich gut vorstellen, dass in der Zettelwirtschaft, die sie hier vorfand, auch wichtige Informationen verloren gingen. Das habe sie als erstes geändert, anfangs sprach Andreas Klemund, Luftschiffhafen-GmbH-Geschäftsführer, von ihr als der Frau, „die immer Geld will, wenn sie bei ihm anklopft“.

So gibt es seit kurzem das jährliche Betreuungsgeld von 1000 Euro pro Etage. „Davon werden Ausflüge organisiert und Geburtstagsgeschenke gekauft.“ So etwas sei gut für die Integration innerhalb der Etage, wo oft Schüler aus bis zu sechs unterschiedlichen Sportarten und Altersgruppen wohnen.

Levy bemühte sich auch um die Wiederbelebung der Caféteria. Das Schülercafé im Erdgeschoss des Wohnheims werde gut angenommen, und solche Entspannungsecken seien wichtig: „Die Kinder müssen hier unheimlich viel Druck von Schule und Training wegstecken.“

Sie wisse das ziemlich genau, ihr eigener Sohn ist gerade bei Olympia Vizemeister im Bahnradsport geworden, zwei Mal ist sie kurz nach London geflogen und war morgens wieder an ihrem Arbeitsplatz. Unregelmäßige Zeiten ist sie gewöhnt, kommt auch mal sonntags, um die Eltern kennenzulernen oder verbringt eine Nacht im Heim. Erst kürzlich sorgte sie dafür, dass bei den 17- und 18-Jährigen im Haus 38 der Nachtdienst wieder eingeführt wurde und nun immer ein Betreuer vor Ort ist. Mittlerweile haben auch alle Mitarbeiter Fortbildungen zum Thema Kindeswohlgefährdung besucht, das habe ihnen Selbstsicherheit gegegen.

Dass die Probleme um die Mietverträge (PNN berichteten) den Kindern zu schaffen machen oder ihr Verhältnis zu den Schülern und Eltern belasten könnte, befürchtet sie nicht. „Wir haben zu niemandem gesagt, du darfst am Montag nicht mehr kommen, das ist Sache der Anwälte.“ Im Gegenteil, es hätten viele Eltern bei ihr angerufen und sich für ihre „übertriebene Reaktion“ entschuldigt, sagt Levy. Steffi Pyanoe

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