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Landeshauptstadt: Fragen zum Tod

Constanze Pohl möchte eine Trauergruppe für Jugendliche gründen und schreibt dazu eine Studie

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Constanze Pohl hat eine traurige These über das Trauern um tote Kinder: Eltern wünsche man noch „Herzliches Beileid“, aber den Geschwistern werde höchstens über den Kopf gestrichen. „Der Tod ist immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, schon für Erwachsene ist es schwer genug darüber zu sprechen – und so werden Kinder von der Trauer oft ausgegrenzt“, sagt Pohl. Deswegen möchte die 37-jährige ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Hospiz- und Palliativberatungsdienst Potsdam im Herbst eine Trauergruppe für Kinder und Jugendliche in Potsdam ins Leben rufen. Außerdem will die Studentin an der Fachhochschule eine Abschlussarbeit über das Thema schreiben.

Um sich auf beide Aufgaben vorzubereiten, sucht sie junge Leute, die Antworten auf ihre Fragen geben. „Ich werde die Angaben natürlich vertraulich behandeln und nicht weiter geben“, sagt Pohl. Noch nicht einmal die Namen der möglichen Teilnehmer müsse sie wissen. Fragen hat sie viele: Was hat geholfen, nicht am Tod von Bruder oder Schwester zu verzweifeln, die Welt neu zu ordnen? Welche Reaktionen, Bemerkungen und Ratschläge von Erwachsenen taten gut – und welche waren wie Schläge ins Gesicht? „Man kann trauernde Kinder und Jugendliche mit einem unsensiblen Kommentar seelisch sehr verletzen“, sagt Pohl. Mit Hilfe der Studie und den Erfahrungen aus der Trauergruppe will sie so beispielsweise an Lehrer herantreten, um etwa für den Schulalltag die nötige Sensibilität bei dem schweren Thema zu vermitteln.

Einige Erfahrungen hat Constanze Pohl schon gemacht. „Es nützt zum Beispiel auch nichts zu versuchen, einen jungen Menschen mit bohrenden Fragen über seinen Gemütszustand zu überschütten, wenn er oder sie noch nicht so weit ist“, rät sie. Gleichzeitig sei es genauso falsch, den trauernden Jugendlichen komplett sich selbst zu überlassen. Auf die richtige Mischung komme es an, je nach Typ. „Es gibt kein allgemeingültiges Konzept.“ Was sie dazu treibt, sich gerade mit diesem schlimmen Thema zu beschäftigen? Constanze Pohl antwortet: „Ich habe ein schwerkrankes Kind angenommen und weiß, was es bedeutet, dass es vielleicht nicht erwachsen wird.“ Henri Kramer

Constanze Pohl ist unter der E-Mail-Adresse constanze.pohl@fh-potsdam.de zu erreichen.

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