Landeshauptstadt: Frau Direktor raucht Zigarre
Auch Ladies finden Gefallen an handgedrehten Tabakfreuden und treffen sich im Zigarrenhaus Rauchzeichen
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Auch Ladies finden Gefallen an handgedrehten Tabakfreuden und treffen sich im Zigarrenhaus Rauchzeichen Von Hella Dittfeld Zehn Damen sitzen um den niedrigen Tisch, auf dem Wein- und Wassergläser stehen. In der Hand eine Penamil aus hellen Tabakblättern, auf den kanarischen Inseln handgerollt, mit halbem Körper, was nichts über die Qualität, aber einiges über die Schwere der Zigarre aussagt. Es wurden Tabake aus Brasilien, der Dominikanischen Republik und von den Kanaren verwendet. Nachdem das Ritual des Anzündens vollzogen ist, man sich von Cigarier Christopher Grosskopf noch einmal hat erklären lassen, wie man mit der Guillotine das Zigarrenende perfekt köpft, paffen die Damen dicke Wolken in den Raum, in dem es aromatisch nach nussig, leicht mürbe schmeckendem Tabak duftet. Sie trinken und genießen und schwatzen über dies und das. Noch nicht immer gelingt es, den richtigen Rhythmus beim Ziehen zu finden, manchmal geht die eine oder andere Zigarre aus oder wird zu heiß geraucht, doch das tut der angenehmen Stimmung keinen Abbruch. Zum zweiten Mal hat sich die Ladies Cigar Lounge am Mittwochabend im Hinterzimmer des Zigarrenhauses in der Hebbelstraße getroffen. Einige sind neu hinzugekommen und frönen dem Genuss, der schon lange keine Männerdomäne mehr ist, zum ersten Mal. Andere wissen die Möglichkeit, sich bei einer guten Zigarre zu entspannen, schon längst zu schätzen. Zum Beispiel Dörte Hentschel, Direktorin des Mercure-Hotels. Die 34-Jährige gesteht, dass sie schon seit sieben, acht Jahren Zigarre raucht und sie hat inzwischen keine Probleme mehr damit, das auch in aller Öffentlichkeit zu tun. Dörte Hentschel ist durch ihren Beruf zum Zigarrerauchen gekommen. Na klar, werde hin und wieder noch gefrozzelt, wenn Kollegen sie dabei sähen, doch es werde akzeptiert und man beziehe sie in den illustren Kreis der Zigarrenraucher längst mit ein. Zigarre werde nie – das bestätigen auch die anderen Ladies – in hektischen Situationen geraucht, sondern immer zur Entspannung und als Genuss, der Raum und Ruhe braucht. Die meisten, meint Grosskopf, machen erste Erfahrungen, weil ihre Männer oder Freunde rauchen. Ein Fünftel seiner Kunden seien Frauen, doch nicht alle kauften die Zigarren für sich selbst. Offenbar mache aber der Umgang mit dem edlen Rauchzeug - kein Vergleich mit der Zigarette, betont Grosskopf, das sei als wolle man Fassbier mit einem teuren edlen Wein auf eine Stufe stellen – neugierig und so werde schließlich auch mal selbst probiert. Elke Böttcher (47) zum Beispiel ließ sich von ihrem Mann animieren. Doch seine Zigarren-Vorlieben waren nicht unbedingt die ihren. Da kommt ihr die Penamil schon mehr entgegen. Mutter mit Zigarre – die inzwischen schon erwachsenen Kinder amüsiere das. Andere scheinen sich ihrer selbst noch nicht so sicher zu sein. Weder die Steuerassistentin, noch die Angestellte im öffentlichen Dienst wollten ihren Namen in der Zeitung sehen. Mit ihrer Umgebung haben sie allerdings keine Probleme. Sogar der Nichtraucher-Mann der einen Zigarren-Lady gönnt ihr den Spaß. Er sei vom Sport gekommen und passe nun auf die Tochter auf, sie dürfe derweil den Abend genießen. Die Potsdamerinnen, die sich alle sechs Wochen zu ihrer Ladies Cigar Lounge treffen, haben übrigens weltweit berühmte Vorbilder. Sharon Stone zieht kräftig an einer Corona. Linda Evangelista bevorzugt ebenfalls große Formate. Greta Scacchi begeistert sich nicht minder stark für Zigarren, die aus einer Tabaksorte gedreht sind, die Puros. Madonna schätzt Handgerollte aus Kuba. Salma Hayek liebt Montecristo. Sie alle geben sich lustvoll den Gaumenfreuden hin. In Berlin gibt es sogar eine Händlerin, die Zigarren und dazu vor allem Whisky anbietet: Eva Sichelschmidt. Sie kennt sich längst genau so gut bei den verschiedenen Marken aus, wie die Herren der Schöpfung oder der Chef des Potsdamer Zigarrenhauses Frank Bock und sein Cigarier, der freundlich plaudernd durch die Treffs der zigarrenrauchenden Herren wie der Damen führt. Zigarrerauchen sei übrigens keine Frage des Geldbeutels, meint Grosskopf. Man leiste sich einfach hin und wieder etwas Besonderes. 45 Euro nannte er als Spitzenpreis für eine Spitzen- Havanna. Der Wert einer Opernkarte, sagt der Cigarier und findet diesen Vergleich berechtigt. Eine solche Zigarre zu rauchen, sei ein Fest für den ganzen Abend.
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