Landeshauptstadt: Frauen an die Macht
Angela Erdt will alte CDU-Strukturen aufbrechen
Stand:
Diese Einordnung hat an Angela Erdt genagt: Die Frauen-Union Potsdam hat sich für Hans-Wilhelm Dünn als Nachfolger von Wieland Niekisch ausgesprochen, prompt wurde Angela Erdt als Vorsitzende der Frauen-Union dem Niekisch- Lager zugeordnet. Dabei sagt die Babelsbergerin Sätze wie: „Ich hasse Klüngelwirtschaft“. Um dagegen anzukämpfen und für eine stärkere Stimme der Frauen hat sie ihren Hut für die CDU in den Ring geworfen. Angela Erdt will Stadtverordnete werden, steht auf Rang zwei der Wahlliste in Babelsberg und ist seit Ende Mai Vorsitzende der Potsdamer Frauen- Union. Weil sie die Frauen in der Union voranbringen wolle. Denn „in politischen Gremien ist die Gleichstellung der Frauen noch nicht angekommen“.
Seit 22 Jahren ist Angela Erdt in der CDU, ohne großen Grabenkämpfe. Doch Potsdam ist anders. Kaum zwei Monate im öffentlichen Parteiamt, ist die Mediatorin in den lokalen Strudel des zerstörerischen Machtkampfes zwischen Sven Petke und Ulrich Junghanns gezogen worden. Auch, weil sie Partei ergreift – öffentlich allerdings weder für den Landesvorsitzenden Junghanns noch für seinen Stellvertreter.
Seit mehr als einem Jahrzehnt lebt Angela Erdt wieder in Babelsberg ist. An jenem Ort, von dem ihre Schwiegereltern einst geflohen sind. Sie selbst wurde 1953 in Berlin-Spandau geboren, hat mit 19 das Abitur abgelegt und ging anschließend zur Kriminalpolizei. Inzwischen ist sie Diplomverwaltungswirtin, war stellvertretende Referatsleiterin der Kripo und Dozentin für Kriminalistik und Strafrecht an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege in Berlin. Ihr oberster Dienstherr Anfang der 90er Jahre war der damalige Innensenator Jörg Schönbohm, jetzt Innenminister in Brandenburg und Vorgänger von Junghanns auf dem Thron der Landes-CDU. Und in Zeiten, in denen die CDU sich über Lager definiert, hat Angela Erdt einen Stempel bekommen. Getreu der Rechnung: Erdt und Schönbohm in Berlin, Schönbohm und Junghanns in Brandenburg, Niekisch unterstützt Junghanns, also unterstützt Erdt Niekisch. Ein Zusammenhang, der sie ärgert.
„Wir haben 50 Jahre Emanzipation in Deutschland“, sagt die 55-Jährige. Es dürfe nicht sein, dass sich Frauen über Männer definieren. Sie ist eine von vielen Powerfrauen, die sich inzwischen in der Potsdamer CDU engagieren. Neben Angela Erdt hat nun auch Etta Schiller angekündigt, bei der Wahl Dünns für den Posten der Schatzmeisterin zu kandidieren. Schiller ist ehemalige Oberfinanzpräsidentin der Oberfinanzdirektion Cottbus und trägt das Bundesverdienstkreuz. Dazu kommen weitere Frauen im Kreisvorstand sowie Dünns Gegenkandidatin Katherina Reiche. Angela Erdt bewertet das positiv. „Frauen haben einen anderen Politikstil“, sagt sie und nennt Angela Merkel und Ursula von der Leyen als Beispiele dafür. Auch die neue Dresdener Oberbürgermeisterin Helma Orsosz (CDU) hat mit dem Statement zur Emanzipation für Aufmerksamkeit gesorgt. Sie kritisierte, dass es zu wenig Männer gibt, die Frauen in Führungspositionen unterstützen.
In Potsdam gibt es innerhalb der CDU derzeit schwierigere Probleme zu lösen. Am 8. Juli ist die Wahl zum neuen Kreisvorsitzenden, die Partei ist in zwei Lager gespalten und zerpflückt sich öffentlich. Angela Erdt, die Mediatorin und Schiedsfrau in Babelsberg, mahnt nun, diese Strukturen müssten aufgebrochen werden. Dafür wirbt sie in den eigenen Reihen. Und auch wenn sie es nicht direkt sagt, sie ist unzufrieden mit der Entscheidung des Vorstandes ihrer Frauen-Union, der sich im Wahlkampf für Hans-Wilhelm Dünn als Nachfolger von Niekisch ausgesprochen hat. Und sie stellt die Frage, wieso die Frauen-Union dem Mann den Rücken stärkt und Reiche eine eigene Position nicht zugesteht, sondern sie nur über ihren Mann definiert. Der Entscheidung beugt sie sich, denn es ist ein demokratisches Verfahren gewesen. Doch es sei ein Spiegelbild der fehlenden Emanzipation in der Potsdamer Frauen-Union. Frauen sollten sich nicht instrumentalisieren lassen, sagt sie. Daran will sie in Zukunft arbeiten. Jan Brunzlow
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: