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Landeshauptstadt: Frauenherzen und Männermuskeln

Gabriela Brenner produzierte „Held der Gladiatoren“, teuerster RTL-Film aller Zeiten

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Gabriela Brenner produzierte „Held der Gladiatoren“, teuerster RTL-Film aller Zeiten Von Sabine Schicketanz Von der Sonne dunkel gefärbte Haut, stählerne Muskeln, auf denen der Schweiß glitzert, Augen voller Entschlossenheit. Gladiatoren, die so aussehen, können das Frauenherz durchaus höher schlagen lassen. Besonders, wenn sie abends auf der Mattscheibe auftauchen und in Großaufnahme ins Wohnzimmer schauen. Dafür, dass es an diesem Sonntag deutschlandweit frauentauglichen Gladiatoren-Besuch gibt, ist Gabriela Brenner zuständig. Die 42-Jährige sitzt in einem Büro gleich gegenüber dem Eingangstor zum Studio Babelsberg. Für die Produktionsfirma Grundy UFA hat sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Tilman Taube „Held der Gladiatoren“ produziert – den mit einem Budget von fünf Millionen Euro teuersten RTL-Film aller Zeiten, der am Sonntag in der begehrten Prime Time ab 20.15 Uhr ausgestrahlt wird. An der Wand neben Gabriela Brenners Schreibtisch prangt ein verbogenes, rundes Kampfschild, daneben hängen Fotos von den Dreharbeiten. Auf ihnen ist zu sehen, was den Fernsehzuschauer in die antike Welt der Gladiatorenkämpfe entführen soll: Eine riesige Kampfarena, so groß wie das Kolosseum in Rom, auf die gnadenlos die Sonne brennt. Eigentlich kein Ort, an dem Frauen sich wohlfühlen, schon gar nicht, wenn dort die martialischen Sportkämpfe der Antike stattfinden. Doch Gabriela Brenner liebt diese Arena, die Hitze, den Staub. 37 Drehtage hat sie mit dem Filmteam im Puy du Fou, inmitten des südfranzösischen Vendée, und auf Malta verbracht. 37 Tage, an denen perfektes Gladiatorenwetter herrschte, kaum ein Tropfen Regen fiel. „Wir haben ja auch unterwegs in allen Kirchen Kerzen angezündet, auf dass die Sonne uns hold bleibt“, sagt die Produzentin. Das hört sich lustig an, ist es aber nur ein wenig. Schließlich soll „Held der Gladiatoren“ ein TV-Film der Extraklasse sein, bei dem alles perfekt laufen muss – trotz der extrem kurzen Vorbereitung. Anfang Juni 2002 stand das Team, am 18. September war Drehstart. Zu diesem Zeitpunkt war Gabriela Brenner schon lange abgetaucht in die Gladiatoren-Welt. Seit Weihnachten vor drei Jahren beschäftigt sich die Quereinsteigerin, die als klassische Tänzerin zehn Jahre am Theater arbeitete und dann eine Ausbildung zur Werbekauffrau machte, mit dem Film. „Man muss ein Faible dafür haben, unbedingt“, gibt sie zu. In langen Stunden entwickelte sie eine „Vision“ vom Leben der Gladiatoren, an der man sich dann in Gesprächen mit Auftraggeber RTL, mit Drehbuchschreibern und Schauspiel-Castern entlang hangelte. „Es sollte ein komplett neues Format sein, da muss man sehr genau nachdenken.“ Vor allem, weil es keine Vorbilder gebe, einmal abgesehen von den Gladiatoren-Streifen der Fünfzigerjahre aus Italien und den USA und dem neuesten Hollywood-Werk „Gladiator“, das allerdings stolze 103 Millionen Dollar gekostet habe. Beim „innovativen Nachdenken“ herausgekommen ist eine Fiktion voller Action, aber auch voller Emotion, mit „kammerspielartigen Szenen, schnell geschnittenen Kämpfen“ – und einem Gladiator, der die Herzen der Frauen erobern soll. „Ich wollte, dass es ein Familienprogramm wird, dass man die Frauen nicht vergisst“, sagt die Produzentin. „Den Film nur für Männer zu machen, wäre verschenkt.“ Dass man die Frauen „kriegen“ kann, hat Gabriela Brenner von Anfang an gewusst. Und wie? „Indem man den Held so besetzt, wie er besetzt ist.“ Die monatelangen Castings hätte sie dazu nicht gebraucht. „Ich hatte Stephan Hornung sofort im Kopf.“ Der junge Mann, Jahrgang 1974, spielte 1999 im Kinofilm „Die Häupter meiner Lieben“ und in diversen Fernsehfilmen. Jetzt ist er der Gladiator Germanus, der von der schönen, jungen Frau des Statthalters der nordrömischen Provinz Augusta Treverorum für ihre Gladiatorenschule eingekauft wird. Unglaublich viel Literatur habe sie gewälzt, um den Film vorzubereiten, sagt Gabriela Brenner. Dabei ist sie auf die Gladiatorenschulen gestoßen und fand eine Parallele zur Gegenwart: „Die Gladiatorenschulen von damals sind wie die Fußball-Bundesligavereine von heute.“ Faszinationen für die Massen. Dennoch gilt: „Der Film hat nichts mit dem Heute, mit der realen Welt zu tun“, sagt die Produzentin. Er solle das Publikum verzaubern. „Genau deshalb gehen ja viele Leute zum Beispiel ins Musical.“ Damit der Zauber wirkt, habe man sich beim Dreh bemüht, nah an der Historie zu bleiben. Manches sei „ein wenig gebogen“, doch Ausstattung und Kostüm seien bis ins Detail vergangenheitsgetreu. Auch sonst hat man offensichtlich keinen Aufwand gescheut, den Gladiatoren-Mythos auferstehen zu lassen: Mit einer speziell entwickelten Computersoftware konnte die römische Kampfarena digital um ein voll besetztes Stockwerk erweitert werden. Während nun der Countdown bis zur Ausstrahlung läuft, sitzt Gabriela Brenner schon über den Konzepten für die „Gladiator“-Serie. Dass ihr Herz dabei höher schlägt, liegt allerdings nicht an den muskelbepackten Kämpfern, sondern an den Zuschauern. Denn sie entscheiden per Einschaltquote, ob der „Gladiator“ tatsächlich in Serie geht.

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