
© Sebastian Gadsch
Landeshauptstadt: Freie Schulen als gerupfte Adler
Internationale Schule am Ravensbergweg erhielt Gesamtschulstatus, sieht aber wie viele freie Träger mit Bangen in die Zukunft
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Ein gerupfter Adler, der von Jahr zu Jahr mehr Federn verliert bis er 2013 nackt dasteht, ist auf einer Postkarte zu sehen. Eltern von Kindern, die freie Schulen besuchen, sollen sie als Protestnote an ihren Landtagsabgeordneten schicken. Der Ad(l)erlass der „Freien“ dürfe so nicht weitergehen, fordert auch die internationale Schule am Ravensbergweg, bei der am Samstag ebenso wie an allen anderen Grundschulen der Landeshauptstadt die Erstklässler eingeschult und Zuckertüten überreicht wurden.
Dabei ist diese Karte eigentlich schon überholt. „Wir hatten mit einer Reduzierung der Mittel für die Freien Schulen um sechs Prozent gerechnet“, sagt die Pädagogische Leiterin der Internationalen Schule, Marina Killie. Doch nun sei eine Reduzierung um 20 Prozent pro Schüler in den Grundschulen vorgesehen. Statt der bisher ausgereichten 3682 Euro soll es nur noch 2950 Euro pro Schüler und Jahr geben. In den Gesamtschulen (Primarstufe) ist der Einschnitt ähnlich, lediglich die Gymnasien sollen mit Kürzungen von 3931 Euro auf 4168 in der Sekundarstufe besser wegkommen. Trotzdem hat – wie bereits berichtet – die Hoffbauerstiftung schon die Eröffnung einer neuen Oberschule abgesagt. Kleine Einrichtungen wie die Internationale Schule träfen die Kürzungen besonders hart, meint Killie. Am morgigen Dienstag will das Landeskabinett die geplanten Kürzungen billigen.
Vor sechs Jahren nahm diese freie Schule, die mehrsprachig ausbildet und dafür Muttersprachler speziell in Englisch als Lehrkräfte einsetzt, ihre Arbeit auf und nun will sie mit der neu eröffneten Gesamtschule erstmals mit einer 7. Klasse ihre Schüler weiter bis zum Abitur führen. Über Zuspruch kann sie sich nicht beklagen. 194 Kinder besuchen sie zurzeit, 50 Abc-Schützen kamen hinzu und es werden außerdem 66 Kitaplätze angeboten. Noch wird mit allen Mitteln versucht, den Landtagsbeschluss über die Zuschussminimierung zu kippen. „20 Prozent Einsparung sind nicht zu schaffen“, sagt Killie. Die freien Schulen kämen das Land doch schon jetzt billiger als die staatlichen. Das Land spare erheblich bei Sachkosten und der Instandhaltung der Gebäude. Aus dem Konjunkturpaket habe man auch nur 70 Prozent statt der 100 für staatliche Schulen bekommen. Die Internationale Schule spannt schon längst systematisch die Eltern ihrer Schüler als Helfer ein. So hat ein Vater gerade ohne Arbeitslohn ein Podest im Hofraum gebaut, auf dem die Schüler in den Pausen Platz finden. Ein anderer verpasste der Turnhalle, die allerdings umfassend saniert werden müsste, einen neuen Farbanstrich. Klassenräume wurden renoviert. Aus einem „rabenschwarzen Kohlenkeller“ – wie Direktorin Claudia Vahle betont – entstand ein Musik-, Ton- und Tanzstudio. Diesen Umbau und den Einbau neuer Fenster finanziert die Schul-GmbH aus Eigenmitteln und sie hat für die Gesamtschule ein naturwissenschaftliches Kabinett geschaffen, auf das sie besonders stolz ist.
Sollte das Land jedoch die neuen Schülerkostensätze beschließen, weiß die Schulleitung nicht, wie es weitergehen soll. Die Klassenstärke wurde bereits von 23 auf 25 Schüler erhöht, eine der Bedinungen des Landes, sonst würden die Mittel weiter gekürzt. Noch gibt es genügend Raum, um den Kindern wenigstens gesonderte Arbeitsplätze zu bieten. „Wir versuchen unsere Schüler so aufs Lernen vorzubereiten, dass sie Aufgaben auch allein bewältigen, in Ruhe und konzentriert Bücher studieren oder Projekte übernehmen“, sagt Vahle. Sie befürchtet allerdings, dass man von der Schule finanzierte Angebote wie Kochwerkstatt oder Kung Fu werde einkürzen müssen.
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