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Landeshauptstadt: Freie Schulen fühlen sich doppelt bestraft

Schüler protestierten bei Landtagsabgeordneter Geywitz / Kundgebung der „Aktion orange“ am 3. März

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Schüler protestierten bei Landtagsabgeordneter Geywitz / Kundgebung der „Aktion orange“ am 3. März Die Freien Schulen sind Vorzeigeobjekte des Landes Brandenburg, die von der Politik nicht aufs Spiel gesetzt werden sollten. Diese mahnenden Worte richtete die Geowissenschaflerin Mary Lavin-Zimmer gestern an die Potsdamer Landtagsabgeordnete Klara Geywitz. Die in Potsdam lebende Irin, deren beide Kinder die Evangelische Grundschule besuchen, gehörte einem Kreis von Potsdamer Eltern, Schülern und Lehrern an, die der Bildungspolitikerin der SPD ihren Protest gegen die im Entwurf des Haushaltsstrukturgesetzes vorgesehene Mittelkürzung und Schlechterstellung der Freien Schulen vortrugen. Markus Althoff, Leiter der Evangelischen Grundschule, sieht die Schulen in freier Trägerschaft doppelt bestraft. Zum einen seien sie von den allgemeinen Kürzungen im Bildungswesen mitbetroffen, zum anderen solle der bisher gegenüber staatlichen Schulen bei 95 Prozent liegenden Zuschuss für die Personalkosten nun auf 93 oder 92 Prozent abgesenkt werden. Die Landtagsabgeordnete Geywitz hielt die bekannten Argumente dagegen: Brandenburg sei finanziell in Nöten, da müsse gespart werden. Die 93 Prozent Zuschuss entsprächen dem Bundesdurchschnitt. Unumwunden räumte sie ein, dass sie in einer Erhöhung des Schulgeldes, das von den freien Schulen erhoben wird, eine finanzielle Reserve sieht. Diese Bemerkung löste Widerspruch aus. Lisa Potgrave, Abiturientin an der Waldorf-Schule, wies darauf hin, dass durch die Erhöhung der Elternbeiträge Kinder aus sozial schwächeren Familien ausgegrenzt werden. Die Schule solle aber, sekundierte ihr Schulleiter Malcolm Hope, allen Kindern offen stehen. Derzeit liegt das Schulgeld einkommensabhängig zwischen 20 und 120 Euro monatlich. Wenn sie es nicht erhöhen, würden die Freien Schulen durch die Zuschusskürzung zur Reduzierung ihrer Angebote und Leistungskurse gezwungen. Front machten die Gesprächsteilnehmer auch gegen die Absicht, freie Schulen künftig erst nach dreijähriger Anmeldefrist und nur dann zuzulassen, wenn sie von Anfang an mindestens zweizügig (also mit zwei Klassen je Jahrgang) arbeiten. Dies erschwere Neugründungen enorm und sei der falsche Weg, da die Schulen in freier Trägerschaft, die für die Sachkosten selbst aufkommen, kostengünstiger als die staatlichen seien, eine größere Vielfalt an Lehrmethoden böten und eine bessere Integration von Kindern verschiedener sozialer und nationaler Herkunft ermöglichten. Klara Geywitz erbat von den Potsdamer Schulleitern genaue Angaben, wie sich die Kürzungen auf deren Schulen auswirken würden. Vor Ort will sie demnächst in der Waldorfschule das Gespräch suchen. Die Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Brandenburgs wird indes die Proteste in ihrer „aktion orange“ fortsetzen. Am 3. März soll vor dem Landtag eine Protestkundgebung stattfinden.

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