Freie Schulen in Brandenburg: „Freie Schulen werden schließen“ Klaus Herrmann kritisiert Kürzungspläne
Herr Herrmann, die Hoffbauer gGmbH hat die Eröffnung einer Evangelischen Oberschule in Potsdam abgesagt. Hintergrund sind Kürzungspläne des Landes.
Stand:
Herr Herrmann, die Hoffbauer gGmbH hat die Eröffnung einer Evangelischen Oberschule in Potsdam abgesagt. Hintergrund sind Kürzungspläne des Landes. Eine Entscheidung mit Signalwirkung?
Es wird mit Sicherheit dazu führen, dass weitere freie Schulen schließen. Außerdem bringen Kürzungen auch immer Einschnitte bei der Qualität mit sich. Träger, die die Möglichkeit dazu haben, werden in andere Bundesländer abwandern. Das gilt sowohl für allgemeinbildende als auch für berufliche Angebote.
Welche Schwierigkeiten ergeben sich für die freien Schulen aus den Sparplänen?
An den Kosten können die Träger kaum sparen, weil es Standards für die Bezahlung der Lehrkräfte und die Ausstattung gibt. Auf Spenden kann man sich nicht verlassen. Bleibt also nur die Möglichkeit, das Schulgeld zu erhöhen. Und das wird für viele Eltern nicht zu leisten sein. Kleinere Träger trifft das umso härter.
Wie beurteilen Sie die Kürzungspläne der Landesregierung?
Ein Konzept kann ich da nicht erkennen. Erst verkündet das Bildungsministerium eine Qualitätsoffensive, nun will es die Mittel kürzen. Das ist natürlich kontraproduktiv.
Welchen Hintergrund haben diese Sparabsichten ihrer Meinung nach?
Zunächst möchte die Regierung einfach Geld sparen. Aber es geht auch um die politische Frage, was für eine Bildungslandschaft man in der Zukunft in Brandenburg haben möchte. Offensichtlich soll der Markt Bildung wieder mehr verstaatlicht werden.
Die Landesregierung verweist darauf, dass freie Schulen in anderen Bundesländern weniger gefördert werden.
Man kann da nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Angebote werden dort unterschiedlich finanziert. Etwa gebunden an die Zahl der Schulplätze statt des Personalkostenzuschusses.
Welche Bedeutung haben private Schulen für das Bildungsangebot?
Freie Schulen sind eine Ergänzung zu dem, was der Staat zur Verfügung stellt. Und dafür gibt es einen großen Bedarf – sei es für Angebote wie Waldorf oder Montessori oder auch nach konfessionsgebundenen Schulen. Diese nehmen ja auch Druck von den staatlichen Schulen.
Dr. Klaus Herrmann ist Fachanwalt für Verwaltungsrecht in der Kanzlei Dombert in Potsdam und vertritt die Interessen freier Schulträger. Mit ihm sprach PNN-Mitarbeiter Marco Zschieck.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: