zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Freileitung Golm: Absage ohne Anfrage Angeblich unmögliche Stromtrasse um Golm herum: Stadt verlässt sich nur auf Einschätzung von EonEdis

Golm/Marquardt - Irritationen um die angeblich nicht mögliche Umverlegung der Stromtrasse durch Golm am Ortsteil vorbei: Für diese Alternativvariante hat die Stadtverwaltung – anders als bisher dargestellt – noch nicht einmal eine Anfrage beim zuständigen Landesumweltministerium gestellt. Das bestätigten den PNN sowohl eine Sprecherin der Behörde als auch Stadtsprecher Stefan Schulz.

Stand:

Golm/Marquardt - Irritationen um die angeblich nicht mögliche Umverlegung der Stromtrasse durch Golm am Ortsteil vorbei: Für diese Alternativvariante hat die Stadtverwaltung – anders als bisher dargestellt – noch nicht einmal eine Anfrage beim zuständigen Landesumweltministerium gestellt. Das bestätigten den PNN sowohl eine Sprecherin der Behörde als auch Stadtsprecher Stefan Schulz.

Dagegen hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Hauptausschuss vor einer Woche erklärt, das Umweltministerium habe der Stadt signalisiert, dass eine Umlegung der Trasse nicht in Betracht komme. Daraufhin hatte etwa die SPD- Landtagsabgeordnete Susanne Melior das Ministerium kritisiert: Sie könne nicht akzeptieren, dass eine Stromleitung durch ein Landschaftsschutzgebiet einen unzulässigen Eingriff bedeute, aber eine Stromleitung mitten durch den Ort zu ertragen sei, erklärte die Landtagsabgeordnete.

Doch das Ministerium hat sich nie mit der Angelegenheit beschäftigt. Stadtsprecher Schulz räumte auf Anfrage ein, die Stadt teile lediglich die Auffassung des Stomkonzerns EonEdis, dass eine Umverlegung der Leitung aus Landschaftsschutzgründen nicht möglich sei. So würde die Kulturlandschaft des Golmer Luchs durch eine dahin verlegte Freileitungstrasse stark überformt – das dortige Landschaftsbild würde gestört und die Erholungsfunktion reduziert. Es käme auch zu einer optischen Beeinträchtigung der Wohngrundstücke im Westen Golms sowie der Aussicht vom Reiherberg.„Der Entlastung im Ortsteil stehen neue Belastungen am Siedlungsrand gegenüber“, so Schulz. Ebenso würde die Nähe der Freileitung zum EU-Vogelschutzgebiet „Mittlere Havelniederung“ artenschutzrechtliche Probleme verursachen. Im Hauptausschuss hatte Jakobs zudem erklärt, eine Erdverkabelung in Golm würde mindestens 3,5 Millionen Euro kosten: „Das ist zu teuer.“

Allerdings machen sich nun die CDU und auch Parteifreunde von Jakobs dafür stark, die Stromtrasse durch Golm um den Ortsteil herum neu aufzubauen (siehe Interview) – wie dies im Fall des Ortsteils Marquardt gerade mit EonEdis ausgehandelt wurde. „Dieses Beispiel zeigt, dass Lösungen möglich sind – auch dann, wenn zuvor das Gegenteil behauptet wurde“, sagte SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein. Auch aus Sicht der Potsdamer CDU muss eine Verlegung der Trasse nahe an das Landschaftsschutzgebiet auf ihre Machbarkeit geprüft werden. Das forderte die Partei jetzt in einer Erklärung.

Wie berichtet hatte Jakobs im Hauptausschuss verkündet, die von einer Bürgerinitiative aus Sorge vor Elektrosmog seit Jahren bekämpfte Stromtrasse durch Marquardt solle nun um den Ortsteil herum entlang der Bundesstraße 273 neu aufgebaut werden: EonEdis habe dazu seine Bereitschaft erklärt. Eon-Sprecher Horst Jordan sagte dazu, die Voraussetzung für die Umverlegung sei, dass alle Betroffenen der neuen Planung zustimmen. Parallel würden die ursprünglichen Planungen für die Erneuerung der seit rund 80 Jahren bestehenden Hochspannungsleitung weiter verfolgt – um Rechtssicherheit für das Gesamtvorhaben der kompletten Sanierung der Freileitung „Wustermark - Geltow“ zu erhalten. EonEdis hatte in Marquardt und auch Golm zunächst einen Ersatzneubau entlang der heutigen Strecke geplant.

Jakobs hatte im Hauptausschuss gesagt, mit EonEdis müsse sich die Stadt noch über die Kostenbeteiligung für die Umlegung der Trasse verständigen. Der Stromkonzern ließ eine Frage der PNN unbeantwortet, inwiefern sich Potsdam an den Kosten beteiligen solle. Die SPD-Abgeordnete Wicklein erklärte, die Kosten dürfe EonEdis nicht allein auf Potsdam abwälzen. Bei einem ähnlichen Fall im Landkreis Dahme-Spreewald habe sich die Stadt Wildau mit EonEdis zudem über eine über mehrere Jahre hinweg gestreckte Kostenbeteiligung geeinigt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })