Landeshauptstadt: Freiluftgalerie am Amtsgericht
Hohenzollern von Friedrich I. bis Kaiser Wilhelm I. in der Hegelallee 8 verewigt
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Hohenzollern von Friedrich I. bis Kaiser Wilhelm I. in der Hegelallee 8 verewigt Von Günter Schenke Eine einzigartige Galerie aller brandenburgischen Kurfürsten und Könige aus dem Hause Hohenzollern, die von 1415 bis 1882 regierten, bildet den Schmuck der Fassade des Amtsgerichtes in der Hegelallee 8. Ganz vollständig ist die Galerie der zwanzig Herrscher auch nach der Restaurierung des repräsentativen Gebäudes im Renaissancestil nicht. 1979 hatte die Staatssicherheit einen Neubau bis an die Ostfassade herangeführt. Dabei sind die vier Büsten, die sich hier befanden, entfernt worden. Die fehlenden Bildnisse der Kurfürsten Friedrich I., Friedrich II. – der Eiserne, Albrecht Achilles und Johann Cicero bewahrt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in ihrem Depot auf. Der Leiter der Restaurierungswerkstatt, Rudolf Böhm, hatte dazumal mit seinen Kollegen die Bergung der Bildwerke ausgeführt. Auf die Gestaltung der prachtvollen Fassade des 1880 bis 1883 errichteten „Königlichen Landgerichtes“ soll der Kronprinz, der spätere 99-Tage-Kaiser Friedrich III., Einfluss genommen haben. Er regte die Hohenzollerngalerie an und Kronprinzessin Viktoria soll die Hervorhebung von Friedrich dem Großen und Kaiser Wilhelm I. vorgeschlagen haben. Beide Herrscher stehen in Überlebensgröße in speziellen Nischen links und rechts über dem Eingangsportal. Als die Staatssicherheit 1966 das Gebäude übernahm, demontierte sie die beiden Statuen. Sie sollen auf einen Lagerplatz der PGH Naturstein Babelsberg gebracht und dann von traditionsbewussten Potsdamer Bürgern über viele Jahre aufbewahrt worden sein. 1992 konnten sie im Wesentlichen unversehrt wieder an ihren alten Platz zurückkehren. Die Architektur des Gerichtsgebäudes geht auf Heinrich Herrmann und Karl Friedrich Endell zurück. Der zum Baubeginn 60-jährige Herrmann war ein versierter Baumeister, der 22 Jahre jüngere Endell hatte in Potsdam eine seiner ersten Gelegenheiten, eigene Entwürfe einzubringen. Vor allem die Fassade geht auf ihn zurück. Mit der Leitung des Baues beauftragte das Berliner Ministerium für öffentliche Arbeiten den Regierungsbaumeister Karl Moritz. Er erhielt die Weisung, sich am 15. Juni 1880 nach Potsdam zu begeben und die Bauleitung zu übernehmen. Für die Dauer dieser Beschäftigung wurde ihm ein Tagegeld von zehn Reichsmark zugestanden. Moritz hatte schon bei der Anfertigung der Entwurfszeichnungen mitgewirkt. Die beiden Statuen Friedrichs II. und Wilhelms I. wurden vom Berliner Bildhauer Ernst Herter (1846-1917) geschaffen und am 14. April 1882 aufgestellt. Die Büsten der übrigen brandenburgischen Herrscher fanden Platz zwischen den Fenstern des ersten und zweiten Stockes. Fünf Berliner Bildhauer erhielten hierfür den Auftrag: Emil Steiner, Carl Ferdinand Harzer, Prof. Eduard Lürssen, Prof. Julius Franz und Karl Schuler. Eine besondere künstlerische Belebung erfuhr die Fassade durch das wunderschöne Tonmosaik im Obergeschoss und die farbigen Tonplatten zwischen den Konsolen des Hauptgesimses. Der Schöpfer der dreifarbigen Mosaikbilder ist Karl Moritz, ausgeführt hat sie die Firma Villeroy & Bloch . Wollte der Betrachter in einer kleinen Geschichtsstunde die Skulpturen chronologisch betrachten, müsste er am Ostgiebel anfangen, dann auf die Westseite wechseln und anschließend die Figuren der Vorderfront betrachten. Hier sind die brandenburgischen Herrscher des 17. bis 19. Jahrhunderts verewigt. König Friedrich Wilhelm I. , der Soldatenkönig, ist hier vertreten und thront schräg über der Statue seines Sohnes Friedrich II.. Rechts an der Ecke guckt Friedrich Wilhelm IV., der „Romantiker auf dem Thron“, aus seiner Nische. Bekannt ist seine Rolle in der preußischen Geschichte aber auch deshalb, weil er vor den Märzgefallenen der Revolution 1848/49 den Hut ziehen musste. Wilhelm I. verfolgte als "Kartätschenprinz" in eben dieser Revolution eine harte Linie und ließ sich später in Versaille zum Kaiser krönen.
Günter Schenke
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