Landeshauptstadt: Freitag ist Sprayertag
2004 weniger Graffiti-Anzeigen / Stern und Innenstadt am häufigsten besprüht / Aufklärungsquote gestiegen
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2004 weniger Graffiti-Anzeigen / Stern und Innenstadt am häufigsten besprüht / Aufklärungsquote gestiegen Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr einen leichten Rückgang bei Graffiti-Schmierereien in Potsdam. Waren im Jahr 2003 noch 719 Graffities gezählt worden, kamen im Vorjahr nur noch 658 zur Anzeige. Dagegen stieg die Aufklärungsquote von 44 auf knapp über 50 Prozent. für die 341 aufgeklärten Graffities an Wänden und Gebäuden wurden 113 Tatverdächtige gestellt. Demnach wurde ein Jugendlicher im Durchschnitt bei drei Graffities erwischt. Dies geht aus einer Polizeistatistik des Landes Brandenburgs hervor. Vor allem freitags werden die Sprayerdelikte laut Statistik begangen beziehungsweise festgestellt. Konsequentere Strafverfolgungen von Sprayern fordert die CDU Brandenburg. Gegenwärtig werden illegale Graffities nach Bundesrecht nur dann als Sachbeschädigung strafrechtlich verfolgt, wenn die Substanz des beschmierten Bauwerks oder des Gegenstandes beschädigt beziehungsweise die technische Brauchbarkeit nachhaltig beeinträchtigt wird. Während Bundestagsinitiativen, künftig alle Sprayerdelikte als Straftat zu betrachten, scheiterten, will der innenpolitische Sprecher der CDU, Sven Petke, einen Alleingang des Landes vorantreiben. Mit einem Entwurf des „Brandenburgischen Ordnungswidrigkeitengesetzes – Vandalismusbekämpfung“ plant der Landtagsabgeordnete, auch derzeit nicht als Straftat geltende Graffities als Ordnungswidrigkeit einzustufen und per Geldbuße bis zu 2500 Euro ahnden zu lassen. Er sieht darin den Vorteil in der Verfahrensweise der Bestrafung: Erst müsse gezahlt werden, danach kann der Rechtsweg gegen das Bußgeld eingeschlagen werden, so Petke. Zudem sei ein „Täter“ mit einer Ordnungswidrigkeit nicht vorbestraft. Petke sieht jedoch nicht nur das Sprayen als Straftat, sondern befürchtet eine Beschaffungskriminalität. Der wolle er mit dem Vorschlag des Ordnungswidrigkeitengesetz, indem unter anderem auch rauchfreie Schulen festgeschrieben werden, präventiv entgegenwirken. Die Täteraltersstruktur hat sich laut Polizeistatistik bereits im vergangenen Jahr verschoben. Immer mehr Jugendliche bis 18 Jahre (66 Prozent) gehören demnach zur Tätergruppe der Sprayer, die Zahl der über 18-Jährigen sinkt dagegen. Große Unterschiede spiegelt die regionale Graffiti-Verteilung in der Stadt wieder. Die meisten Bilder entstehen in der Innenstadt (91) und am Stern (81), während in den neuen Ortsteilen nur Groß Glienicke (21) vom Durchschnitt abweicht. Dafür wurden 20 der 21 Sprühereien im nördlichsten Potsdamer Stadtteil aufgeklärt. Von den 91 Schmierereien in der nördlichen und südlichen Innenstadt wurden dagegen nur 20 aufgeklärt. Warum vor allem männliche Jugendliche – in Potsdam etwa 95 Prozent der Sprayer – gerne sprayen, untersuchten Wissenschaftler der Potsdamer Universität vor zwei Jahren. Hauptargument der 300 anonym Befragten war die Freude daran, etwas besonders gut und immer besser zu können. Erst danach folgte der Anreiz des Verbotenen oder die aggressive Provokation. Legale Sprayflächen für Graffities verhindern der Untersuchung zufolge auch nicht die Graffities an illegalen Stellen. Jan Brunzlow
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