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Beliebter Einsatz. Im Vergleich zu ländlicheren Gebieten haben die meisten der 15 Freiwilligen Feuerwehren in Potsdam – hier die Freiwillige- und Jugendfeuerwehr Golm – kein wirkliches Nachwuchsproblem.

© Johanna Bergmann

Jugendfeuerwehren in Potsdam: Freiwillige Jugendbewegung

Die Potsdamer Jugendfeuerwehren haben 134 Mitglieder. Die älteste ist in Golm – und feiert heute ihr 25. Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür.

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Potsdam - Die Zeiten, in denen Großvater, Vater und Sohn nacheinander alle in der Freiwilligen Feuerwehr waren, sind lange vorbei. „Heute ist bei fast keinem Mitglied der Jugendfeuerwehr Golm ein Elternteil zuvor bei der Feuerwehr gewesen“, sagt Stadtjugendfeuerwehrwart Daniel Krieg. Dennoch kann die Truppe nicht klagen: Seit der Gründung am 4. April 1991 sind die Mitgliedszahlen fast immer stabil geblieben. Damit handelt es sich um Potsdams älteste Jugendfeuerwehr; die Stadtjugendfeuerwehr Potsdam wurde erst 1995 gegründet. Am heutigen Samstag feiert die Jugendfeuerwehr Golm beim Dorffest in Golm ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür.

Angefangen hat alles mit Inge Golda: Die ehemalige Wehrleiterin, die seit 1968 Mitglied und ab 1976 Leiterin der Freiwilligen Feuerwehr Golm gewesen war, hatte sich vor allem in den 80er- und 90er-Jahren sehr bei den Brandschützern und allgemein im Gemeindeleben engagiert. Wie beliebt Golda war, kann man schon an dem Rettungsboot sehen, das 2009 den Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr Golm ergänzte: Es wurde auf den Namen „Inge“ getauft. Jugendliche gab es bei der Freiwilligen Feuerwehr zwar schon vorher, doch unter der Leitung von Golda wuchs der Anteil an jungen Mitgliedern besonders stark an – auch ihr eigener Enkel war mit von der Partie.

Die Golmer Jugendfeuerwehr ist die älteste der Stadt

Eine offizielle Jugendfeuerwehr musste her: „Zum einen, weil immer mehr Kinder in die Feuerwehr wollten und zum anderen aus versicherungstechnischen Gründen“, sagt Torsten Schulze, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Golm und selbst seit 25 Jahren Mitglied. Sprich: Die Mitarbeit der jungen Helferinnen und Helfer musste gesetzeskonform geregelt werden. „Als ich 15 war, bin ich einfach mitgefahren zum Brandherd und hab mitgelöscht“, erinnert sich Schulze.

In den letzten 25 Jahren sind die Vorschriften strenger geworden: Jugendliche und Erwachsene trainieren mittlerweile getrennt, direkt an den Brandherd dürfen unter 16-Jährige nicht, auch auf Leitern steigen oder schweres Gerät wie Scheren und Spreizer zum Aufschneiden von Autos dürfen sie noch nicht benutzen. „Die Ausbilder sind wesentlich vorsichtiger geworden“, sagt Schulze. Auf der anderen Seite haben sich die Aufgaben der Jugendfeuerwehr auch verändert: „Früher spielte die Erste-Hilfe-Ausbildung fast gar keine Rolle, das ist heute viel mehr geworden“, sagt Schulze.

Mancher wechselt später in den aktiven Dienst

Seit der Gründung lagen die Mitgliedszahlen der Jugendfeuerwehr fast immer bei etwa einem Dutzend, nur nach der Wende gab es durch den Geburtenknick einen kleinen Einbruch. Der Mädchenanteil liege seit Jahren etwa bei 20 Prozent, so Krieg. Heute zählt die Jugendfeuerwehr Golm 13 Mitglieder. Einer davon wird bald in den aktiven Dienst einsteigen: Tim Schulze, der seit dem sechsten Lebensjahr bei der Jugendfeuerwehr ist. „Ich hatte als Kind einen Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr besucht und hatte dann Glück, dass es an meiner Schule eine AG Jugendfeuerwehr gab“, erinnert sich der 16-Jährige daran, wie er zu den Brandschützern gestoßen ist.

Für ihn sei es wie ein Hobby, sagt Schulze. Ein Hobby, für das er allerdings viel Zeit aufwenden muss: Fast jedes zweite Wochenende ist für Training, Löschübungen, Fahrzeugkunde und Ähnliches reserviert. Auch bei vielen Einsätzen, zum Beispiel bei Bahndamm-Bränden, war er schon mit dabei. Schulze will definitiv bei der Feuerwehr bleiben: „Seit ein bis zwei Jahren habe ich auch den Wunsch, später zur Berufsfeuerwehr zu gehen.“ Damit gehört er zu einer Minderheit: „2015 sind von allen Mitgliedern der Jugendfeuerwehren in Potsdam nur zehn in den aktiven Dienst gegangen“, sagt Krieg. „Bei vielen gibt es dann andere Interessen oder sie fangen eine Ausbildung oder ein Studium an.“

In 13 Potsdamer Jugendfeuerwehren engagieren sich 134 Kinder und Jugendliche

Aktuell gibt es in Potsdam 13 Jugendfeuerwehren mit insgesamt 134 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 27 Jahren. Nachwuchssorgen gibt es aufgrund des Zuzugs nach Potsdam aber weniger: „Unsere Mitgliedszahlen bleiben stabil, sie steigen aber auch nicht“, sagt Torsten Schulze. Golm hat immerhin noch den Vorteil, dass die Universität Potsdam in der Nähe ist, denn unter den Studierenden befindet sich gelegentlich auch jemand mit Feuerwehr-Erfahrung, der dann zur Truppe stößt. „Wir haben jetzt schon den dritten Studenten bei uns“, sagt Krieg. „Aber Studenten gehen irgendwann auch wieder.“ Ein Problem sei auch, dass bei vielen das Bewusstsein fehle, dass es neben der Berufsfeuerwehr auch eine Freiwillige Feuerwehr geben muss: „Manchmal sagen Leute auf Veranstaltungen ganz überrascht zu uns: ‚Ach, sie machen das freiwillig?’“, sagt Krieg.

Im Vergleich zu ländlicheren Gebieten haben die meisten der 15 Freiwilligen Feuerwehren in Potsdam kein wirkliches Nachwuchsproblem, betont Schulze. Auch Ausrüstung und Fahrzeuge seien in Top-Zustand. Einziger großer Wunsch sei ein neues Gerätehaus in Golm, so Schulze: „Das ist nicht annähernd auf dem aktuellen Stand, von den Sanitärbereichen bis zur Entlüftung der Fahrzeuge“, sagt Schulze. Kein Wunder, das Gebäude wurde 1982 errichtet. Auch andere Ortsteile warten schon seit Langem auf die Erneuerung ihrer Gerätehäuser. Bei einigen, etwa in Marquardt, sind bereits Neubauten in Planung.

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