Landeshauptstadt: Freiwilligenagentur vorerst gerettet Sekiz auf Platz 14 der Prioritätenliste/Bedarf an Ehrenamt steigt
Von Nicola Klusemann Die einzige Stelle in Potsdam, die ehrenamtliches Engagement bündelt, scheint vorerst gerettet. Ende vergangenen Jahres war die Leiterin der Freiwilligenagentur, Sabine Sommerfeld, für ein paar Wochen arbeitslos.
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Von Nicola Klusemann Die einzige Stelle in Potsdam, die ehrenamtliches Engagement bündelt, scheint vorerst gerettet. Ende vergangenen Jahres war die Leiterin der Freiwilligenagentur, Sabine Sommerfeld, für ein paar Wochen arbeitslos. Dann kam die kurzfristige Verlängerung bis Ende März 2004; jetzt wurde die Vollstelle bis Dezember bewilligt. Trotz Ungewissheit macht sie unbeirrt weiter. Dass der Bedarf an Freiwilligkeit steige, sagt sie, zeige auch die wachsende Anzahl an Vermittlungsdiensten. Bundesweit gebe es mittlerweile rund 100 Freiwilligenagenturen, zehn davon im Land Brandenburg. Die Stadt stuft die Wichtigkeit der Agentur allerdings als nicht allzu wichtig ein. Auf der Prioritätenliste steht ihr Trägerverein Sekiz e.V. auf Platz 14 von über 20 geförderten Projekten. Vor fünf Jahren gründete sich die Freiwilligenagentur als drittes Projekt des Selbsthilfe-Kontakt- und Informationszentrums (Sekiz) e.V. „Die erste Kartei umfasste rund 40 Freiwillige“, sagt Sabine Sommerfeld. In der Zwischenzeit sei der aktive Stamm auf das Doppelte angestiegen. Eingesetzt würden die Helfer, die unentgeltlich oder gegen eine kleine Aufwandsentschädigungen im Einsatz seien, in über einem Dutzend Tätigkeitsfeldern. Darunter die „Klassiker“ wie Besuchsdienst oder Kinderbetreuung, aber auch kreative Freizeitgestaltung für Kids oder Einsätze im Bereich Umwelt. Manche Freiwilligenprojekte brächten auch wieder neue hervor. So bieten Lehramts- und Psychologiestudentinnen schon seit längerem Hausaufgabenhilfe für Kinder aus sozial schwachen Familien oder von ausländischen Mitbürgern an. Daraus ist ein Integrationsprojekt für MigrantInnen mit dem Titel „Unter Nachbarn“ entstanden. Nur an der Sprache hapere es manchmal, so die Projektleiterin. Deshalb hat die Freiwilligenagentur jetzt jeden Montag von 15 bis 17 Uhr einen Deutschkurs eingerichtet. Die Leiterin der Bündelungsstelle für Freiwilligkeit sieht sich nicht so sehr als Vermittler, sondern vielmehr als Austauschverantwortliche. „Wer zu uns kommt, leidet ja nicht unter dem Helfersyndrom. Er will bei seinem Einsatz auch etwas für sich mitnehmen“, erklärt Sabine Sommerfeld. Die meisten seien Alleinstehende, Langzeitarbeitslose, wenig Ausgefüllte, die alle auf der Suche nach einer Aufgabe und einer Herausforderung seien. Aber auch Berufstätigen bietet das freiwillige Engagement eine sinnvolle Ergänzung. Jeder Engagierte müsse zunächst einen Fragebogen ausfüllen, damit möglichst passgenau vermittelt werden könne. Die Betreuung der Helfer selbst wiederum übernehme sie, so Sommerfeld. „Die wollen auch gepflegt werden.“ Man wolle aber in keinem Fall Arbeitsplätze ersetzen, betont sie. Um dem vorzubeugen, habe die Freiwilligenagentur beispielsweise mit dem Bürgerstift eine Kooperation über den Besuchsdienst abgeschlossen. Die Ehrenamtlichen übernähmen keine funktionelle Pflege. Ihre Aufgabe sei vielmehr die Pflege der Beziehung, der Seele.
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