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Von Jana Haase: Freude, Enttäuschung, Aufatmen

Seeoper: Naturschützer begrüßen Absage /Vorwürfe an Stadt und Veranstalter/Hotels profitieren trotzdem

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Die Veranstalter der Seefestspiele haben mit ihrer definitiven Absage in Potsdam zwei Lager hinterlassen: Naturschützer und Anwohner begrüßten die Entscheidung am Freitag, gleichzeitig gab es neue Vorwürfe an die Stadt und die Veranstalter. Hintergrund ist, wie berichtet, die Ankündigung der Deutschen Entertainment AG (Deag), das Opern-Festival nicht wie geplant auf der Halbinsel Hermannswerder, sondern am Wannsee in Berlin zu etablieren. Deag-Chef Peter Schwenkow hatte den Rückzug mit Protesten der Naturschützer und fehlender politischer Unterstützung begründet.

Der Naturschutzverband BUND begrüßte die Absage für Hermannswerder – er hatte zuvor mit einer Klage gedroht. „Dieses Gelände ist einfach ungeeignet für solche Events“, sagte BUND-Landeschef Axel Kruschat. Die Pläne für das Festival mit bis zu 4700 Zuschauern auf dem sensiblen Gelände seien „von Wunschdenken geprägt“ gewesen. Die Stadtspitze habe es versäumt, „früh genug deutlich zu machen, dass es dort nicht geht“, sagte Kruschat und verwies auf das Gutachten der Unteren Naturschutzbehörde vom Dezember 2010, in dem diese das Projekt wegen einer ganzen Reihe von Naturschutz-Vorschriften als „nicht genehmigungsfähig“ eingestuft hatte. Auch der bündnisgrüne Stadtverordnete Andreas Menzel warf der Stadt vor, dem Veranstalter „wider besseren Wissens“ Hoffnung auf eine Genehmigung gemacht zu haben. Schwenkows Verärgerung sei „verständlich“.

Der bündnisgrüne Stadt-Fraktionschef Nils Naber sah das anders: Die Kritik an der Verwaltung sei „unbegründet“, erklärte er. Im gewählten Genehmigungsverfahren sei „geltendes Recht“ eingehalten worden. Er bedauere, dass kein passender Standort gefunden werden konnte, für Hermannswerder sei die Absage aber „eine gute Nachricht“: „Der Standort war aus Naturschutzgründen der falsche.“

Auch die Anwohner-Initiative gegen das Projekt zeigte sich zufrieden. Man sei „überrascht“, dass der Veranstalter „so schnell aufgegeben hat“, sagte Sprecher Ulrich Lampe. Die Bürgerinitiative Pro Seefestspiele bedauerte den Weggang dagegen: „Wir sind unheimlich enttäuscht“, sagte Initiator Volkmar Näder. Das Projekt sei an „übertriebenen Forderungen“ der Naturschützer gescheitert.

Von einem „Armutszeugnis für Potsdams Politik“ sprachen Thorsten Kellermann (Bündnisgrüne) und Kevin Lücke (FDP) – beide sind sachkundige Einwohner in Fachausschüssen – in einer gemeinsamen Erklärung. Die Absage werde Potsdam „auf lange Zeit für privates Engagement disqualifizieren“. Sie sehen die Schuld dafür bei der Verwaltung: „Warum konnte die Stadt die offenen Fragen nicht in einer angemessen Zeit klären, oder gegebenenfalls Alternativen vorschlagen?“

Die Potsdamer Linke rügte indes den „respektlosen Umgang“ der Veranstalter mit der Stadt. Die Deag habe mit dem frühzeitigen Start des Kartenverkaufs „präventiven Druck“ ausgeübt. Der Wegzug der Seeoper eröffne „Chancen für die bestehenden Kulturträger“ Potsdams, erklärte Moritz Kirchner vom Kreisvorstand.

Vorsichtige Hoffnung dagegen in der Tourismus-Branche: Die Potsdamer Hotels wollen trotz des Umzugs profitieren, hieß es bei der Tourismus Marketing Brandenburg. Sie werden als „Partnerhotels“ auf der Homepage der Veranstaltung eingebunden, erklärte Seefestspiele-Geschäftsführer Norbert Eierding. Die Potsdamer Hotels seien näher an Wannsee als viele Berliner Häuser.

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